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LICHTENFELS: Lehrerverband fordert: Gesundheitsschutz muss vorgehen

LICHTENFELS

Lehrerverband fordert: Gesundheitsschutz muss vorgehen

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    Präsidentin Simone Fleischmann sorgte sich in einer leidenschaftlichenAnsprache bei einer Videokonferenz mit dem BLLV Oberfranken um denGesundheitsschutz an den Schulen.
    Präsidentin Simone Fleischmann sorgte sich in einer leidenschaftlichenAnsprache bei einer Videokonferenz mit dem BLLV Oberfranken um denGesundheitsschutz an den Schulen. Foto: Rainer Glissnik

    Seit Jahren wird die 4. Klasse an den Grundschulen kritisch-scherzhaft als Mini-Abtiturklasse bezeichnet. Derzeit erfährt diese Bezeichnung einen realen Hintergrund: 4. Klassen werden jetzt ganz schnell und offiziell zu Abschlussklassen deklariert, beklagt der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnen-Verband (Bllv).

    „Wegen der Noten und Proben holen wir die Kinder herein, nicht wegen der Bildung oder der Kompetenzen. Einzige Chance, den Druck jetzt in der 4. Klasse herauszunehmen, ist die Freigabe des Elternwillens nach Beratung durch den Lehrer oder die Lehrerin“, forderte die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnen-Verbandes, Simone Fleischmann, in einer Videokonferenz mit oberfränkischen Vertretern des Verbandes.

    „Es geht in Bayern weder um die Kinder noch um die Lehrer, noch um die Bildung, sondern bereits um den Wahlkampf.“

    Simone Fleischmann, Präsidentin des Verbandes

    Die Schülerinnen und Schüler der 4. Klassen seien etwas von den generellen Corona-Schutzregeln der Schulen ausgenommen, heißt es in der Bllv–Pressemitteilung. Ein Bericht in der Süddeutschen Zeitung vom vergangenen Samstag mache klar: Es gehe in Bayern weder um die Kinder noch um die Lehrer, noch um die Bildung, sondern bereits um den Wahlkampf, zeigt sich die BLLV-Präsidentin tief enttäuscht. Wenn dies so durchgesetzt werde, brauche nie mehr diskutiert werden über die Drucksituation in der Grundschule. „Damit haben sie offen zugegeben, dass die 4. Klasse eine Abschlussklasse ist und wie eine Abiturklasse behandelt wird. Letztendlich geht es in der Grundschule nur um das Übertrittszeugnis Anfang Mai.“

    „Die Zeit, die auf uns zukommt, wird kein Schmankerl“, sagte die Präsidentin bei der Videokonferenz in einer leidenschaftlichen Ansprache an die oberfränkischen Mandatsträger ihres Verbandes. Die Politik habe vieles versprochen: 112 Millionen Tests sollten bis Ostern an den Schulen sein, Impfungen erfolgen, Fördergelder für Raumlüfter seien zugesagt und vieles mehr. Was vor Ort ankomme, sei extrem unterschiedlich. Und vor allem fehle ganz vielen der Gesundheitsschutz. Es fehlten Tests, viele an Grund- und Förderschulen seien noch nicht geimpft, geschweige die Lehrerinnen- und Lehrer an Mittelschule, Realschule und Gymnasium oder die sonst in der Schule Beschäftigten. „Wir müssen jetzt alle zusammen helfen, um überall etwas zu bewegen“, appelliert Fleischmann.

    Die Belastungsgrenzen von allen seien überschritten

    Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher müssten derzeit unterrichten und erziehen, aber auch versuchen, den Kindern Freude zu bereiten und sie unterhalten. Dazu kämen geplante „Tage der offenen Tür“ in Hotspotgebieten wie Hof oder Wunsiedel. Lehrerinnen und Lehrer sollen Schnelltests machen. „Was wohl im Klassenzimmer los ist, wenn ein Kind der Klasse ein positives Testergebnis hat?“ Sie sollen laut Präsidentin gleichzeitig für den anwesenden Teil der Klasse da sein, mit Kindern zu Hause über den Bildschirm sprechen und zusätzlich Kinder aus der Notbetreuung im Auge haben. Nicht selten seien Lehrkräfte auch Postboten, wenn sie Materialien zu Kindern bringen oder die besuchten, die sich nicht an Videokonferenzen beteiligen.

    Ständig werde sie von Mitgliedern mit fehlendem Gesundheitsschutz in den geöffneten Schulen konfrontiert. Die Belastungsgrenzen von allen seinen überschritten: von den Lehrern, den Verwaltungsangestellten, Fachlehrern, Förderlehrern, Seminarleitern hin zu den Erzieherinnen und Erziehern im frühkindlichen Bereich.

    Schneller schützende Maßnahmen realisieren

    Simone Fleischmann unterstreicht ihre Sorgen.
    Simone Fleischmann unterstreicht ihre Sorgen. Foto: Rainer Glissnik

    „Erst testen, erst impfen, dann Schulen öffnen“ sei von Anfang an vom Bllv verlangt worden. Dabei würden durchaus zwei Herzen in ihrer Brust schlagen. Sie habe viel Verständnis auch für die Eltern. Viele wüssten nicht, wie es mit ihren Kindern weitergehen soll. Das bereite auch den Eltern enorm viel Druck. Für sie sei weiterhin klar, dass Unterricht in der Schule enorm wichtig ist. Aber der Gesundheitsschutz für alle in den Schulen müsse vorgehen. Deshalb verlangt Fleischmann schneller mehr schützende Maßnahmen.

    „Wir haben die Tests meist nicht an den Schulen, wir haben auch die ausreichenden Impfungen nicht.“ Und es werde von vielen Infektionen unter Kindern berichtet. Jetzt unterstreiche die virologische Expertise die Forderungen des Lehrerverbands. Anfangs sei erzählt worden, die Kinder würden nicht krank. „Gehe nur hinein in deine Schule, da passiert gar nichts. Genau das Gegenteil ist eingetreten“, stellte die Präsidentin von 66 000 Mitgliedern bekümmert fest. Dabei sorge sie sich auch um die erkrankten Kinder und die Gesundheitsgefahren für diese.

    Warum wird nicht schon am Mittwoch entschieden?

    „Wenn man einen Stufenplan zur Öffnung einführt, muss man diesen zu 100 Prozent einhalten“, verlangte Simone Fleischmann. Nicht nur wegen der Planungssicherheit. Wenn eine Inzidenz von 100 festgelegt werde, müsse man sich daran halten. Schließlich gebe es auch strenge Vorgaben bei den Übertritts-Notendurchschnitten von 2,33 oder 2,66 für Gymnasium oder Realschule, bei denen um kein Hundertstel abgewichen werde.

    Heftig kritisierte die Präsidentin, dass immer erst am Freitag aufgrund der örtlichen Inzidenzwerte entschieden wird, wie es in der kommenden Woche weiter gehe. Warum könne nicht der Mittwoch für diese Entscheidung hergenommen werden? Das würde viel vereinfachen. Dann könnte mit Lehrerinnen und Lehrern, Erzieherinnen und Erziehern, Eltern, Nachbarschulen und Busunternehmen gesprochen werden. „Niemand kann mir erklären warum es der Freitag sein muss.“

    Befürchtung: Lehrerstellen können nicht mehr alle besetzt werden

    Neben Corona wirkt sich laut Fleischmann der zunehmende Lehrermangel aus. Die Planungen für das neue Schuljahr mit vielen Unwägbarkeiten seien kompliziert.

    „Bayern wird erstmals nicht mehr alle Lehrerstellen durch Lehrer abdecken können“, befürchtet Bezirksvorsitzender Henrik Schödel. Die Überlegungen der Verantwortlichen in der Politik seien gravierend: Kürzungen bei „Randfächern“ würden diskutiert, schwer verzichtbare Fördermaßnahmen stünden vor der Streichung. Möglich sei eine Streichung der gebundenen Ganztagsbetreuung. Dringend müsse die Politik dieser Entwicklung entgegen wirken.

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