Zum Artikel „Kinderarzt in Lichtenfels dringend gesucht“ (Obermain-Tagblatt vom 8. März) erreichte die Redaktion folgender Leserbriefzuschrift.
Mit großer Sorge beobachte ich die Situation in Lichtenfels und es macht mich sehr traurig, dass nach sechs Jahren eine gut aufgebaute Kinderarztpraxis geschlossen wird. Dennoch kann ich meine Nachfolgerinnen sehr gut verstehen, denn eine Praxis, die ausgelegt ist für zwei Ärzte, kann nicht stundenweise mit einer Ärztin aufrechterhalten werden. Ich spreche aus Erfahrung, da es mir im Jahr 2020 genauso ging: alleine und trotz Vollzeit-Arbeit ist dies nicht zu schaffen. Mehrere Gespräche mit der Geschäftsführung damals verliefen im Sand, es änderte sich nichts. Man fühlte sich allein gelassen und nicht gehört.
Seit Oktober 2020 bin ich in eigener Praxis in Küps niedergelassen und in den ersten zwei Jahren konnte ich die Übernahme vieler „meiner Lichtenfelser Patienten“ anbieten. Mittlerweile hat sich aber auch die Lage im Kronacher Landkreis drastisch verändert. Ein Kollege ist im Juli 2023 in den wohlverdienten Ruhestand gegangen. Somit gibt es im gesamten Landkreis Kronach nur zwei Kinderärzte. Das Arbeitspensum ist immens und auch im Kronacher Landkreis gibt es derzeit viele Familien ohne Kinderarzt.
Wir versuchen zu kompensieren, so gut es geht. Aber weitere Patientenaufnahmen aus dem Nachbarlandkreis sind mir nicht mehr möglich. Mit einer Patientenversorgung von etwa 1200 Patienten ist die Praxis an ihrer Belastungsgrenze. So erschließt sich die beschränkte Patientenaufnahme.
Nicht zu vergessen ist der hohe Zeitaufwand für Bürokratie, der zum Arztalltag dazugehört und nicht „gesehen“ wird. Mein Beruf ist meine Leidenschaft und um eine fachlich gute medizinische Versorgung anbieten zu können, braucht man Zeit für seine Patienten für Untersuchung und Beratung. Bei einem zu hohen Patientenaufkommen leidet die Qualität, die Patientenfamilien sind unzufrieden und es können Fehler passieren – und das darf auf keinen Fall geschehen. Schließlich haben wir als Ärzte einen Eid geschworen! Aber ein Arzt ist auch nur ein Mensch.
Beatrix Wenzel, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Homöopathie, Naturheilverfahren