DGB-Kreisvorsitzender Heinz Gärtner aus Schney, Gewerkschaftssekretär Benjamin Oster aus Coburg von der IG Metall und Betriebsratsvorsitzender Daniel Lieder von Firma Hoerbiger Motion Control aus Redwitz strahlten am Tag der Arbeit mit der Frühlingssonne um die Wette. Sie hatten allen Grund dazu. Die Beschäftigten des Redwitzer Unternehmens hatten sich einen Haustarifvertrag mit einem Warnstreik erkämpft. „Dieser beschert ihnen die Entgelte der bayerischen Metall- und Elektroindustrie und deren Sonderzahlungen, beginnend mit einem tariflichen Urlaubsgeld in diesem Jahr. Das ist ein toller Erfolg“, schwärmte Oster unter dem Beifall der 150 Zuhörenden.
Diese hatten sich bei hochsommerlichen Temperaturen zur DGB-Maikundgebung auf dem Marktplatz versammelt. Aus Sicherheitsgründen hatte man erstmals den Versammlungsort mit Pfosten und Autos abgesperrt. Der Anschlag auf die DGB-Demo in München, aber auch andere Vorfälle dieser Art, hätten das Landratsamt zu der Vorsichtsmaßnahme bewogen, erläuterte Gärtner die Hintergründe.
Auskömmliche Rente für alle
Oster hatte in seiner kämpferischen Rede, in der er sich vehement für Arbeitnehmerrechte einsetzte, das Engagement des Redwitzer Betriebsratsvorsitzenden gewürdigt. Auch das Wohl der Rentner lag ihm am Herzen. Anhand der durchschnittlichen Rente im Landkreis Lichtenfels verdeutlichte er, dass die Rente kein Luxusgut ist: „Im vergangenen Jahr betrug sie für Männer 1250 Euro und für Frauen 922 Euro.“ Der Gewerkschafter begrüßte es, dass die neue Bundesregierung das Rentenniveau bei 48 Prozent stabilisieren wolle.

Wermutstropfen war für ihn die Tatsache, dass dies nur bis zum Jahre 2031 gelten sollte. Auch jüngere Generationen müssten einmal in den Genuss einer auskömmlichen Rente gelangen. „Dafür werden wir Gewerkschaften uns einsetzen“, versprach Oster.
Landrat Christian Meißner (CSU) verhehlte nicht, dass die heimische Wirtschaft mit Problemen zu kämpfen habe. „Wo du hinkommst, hörst du Sorgen“, sagte er. Doch während früher die Unternehmer versucht hätten, ihre Mitarbeiter zu halten, herrsche inzwischen die Tendenz vor „Hinaus und fort“.

Viele hätten den Glauben verloren, dass es wieder vorwärts gehe. Dritter Bürgermeister der Stadt Lichtenfels, Mathias Söllner (Bündnisgrüne) rief alle dazu auf, die neue Bundesregierung zu unterstützen. Für den Fall, dass diese scheitern sollten, sieht er düstere Zeiten heraufziehen: „Dann gelangen Kräfte an die Macht, die die Gewerkschaften am liebsten abschaffen würden.“
Verschiedene Redebeiträge
DGB-Kreisvorsitzender Heinz Gärtner wies darauf hin, dass 24,8 Prozent der Beschäftigten im Landkreis Lichrtenfels im Niedriglohnbereich arbeiteten.

Damit liege man deutlich über dem bayerischen Landesdurchschnitt von 14,8 Prozent. „Gute Arbeit braucht auch faire Löhne“, sagte er.
Sandra Nossek vom Bündnis „Lichtenfels ist bunt“ brach eine Lanze für Gerechtigkeit, Menschlichkeit und Solidarität und verurteilte rechtsradikales Gedankengut. D

er katholische Betriebsseelsorger Thomas Reich aus Trieb, der auch für die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) gesprochen hatte, regte mit einem Satz des verstorbenen Papstes Franziskus zum Nachdenken an: „Eine Krankheit der Wirtschaft ist die fortschreitende Transformation von Unternehmen in Spekulanten. Wer meint, Probleme mit Entlassungen lösen zu können, ist kein guter Unternehmer. Heute verkauft er seine Leute, morgen verkauft er seine Würde.“

Eine kleine Bilderausstellung mit Karikaturen zum Thema Arbeit regte zum Schmunzeln und Nachdenken an. Ruth Gärtner, Andrea Hacker und Wolfgang Gunzelmann erfreuten die 150 Teilnehmenden mit einem Sketch, Thomas Reich mit schnarrenden Saxophonklängen. Mit der wohlbekannten Arbeiterhymne „Brüder zur Sonne zur Freiheit“ klang die Veranstaltung aus.