Jüngst referierte Willibert Lankes über die Geschehnisse in Lichtenfels in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges. Der Vortrag fand im Vereinsheim der Eisenbahnfreunde Lichtenfels im ehemaligen Stellwerk 5 statt, das bis auf den letzten Platz besetzt war.
Im Publikum der geschlossenen Gesellschaft fanden sich neben Mitgliedern des Vereins auch Vertreter der örtlichen Stiftung Bahnsozialwerk Gruppen. Sachlich, wissenschaftlich fundiert und aus einer menschlichen Perspektive berichtete Lankes, wie Lichtenfels den Aufstieg des Nationalsozialismus erlebte. An ausgewählten, regionalen Schlüsselereignissen leitete er her, welche Ereignisse schließlich zum Freitag, 23. Februar 1945 führten, als der für den Güterverkehr strategisch wichtige Bahnhof Lichtenfels zum Angriffsziel wurde.
Bomber im Anflug
Lankes schilderte, wie die 37 amerikanischen B17-Bomber, beladen mit 96 Sprengbomben die Stadt zunächst überflogen hatten, so dass die örtlichen Luftschutzhelfer glaubten, auch an diesem Tag verschont zu bleiben. Erst als die Bomber über Vierzehnheiligen wendeten und entlang der Bahnlinie aus Richtung Bamberg die Stadt anvisierten, erkannten sie den Irrtum.

Lankes zeigte zu seinen Erläuterungen zwei Luftbilder aus amerikanischen Archiven, die von den Piloten des ersten und letzten Flugzeuges der Bomberstaffel aufgenommen worden waren. Auf dem ersten Bild war Lichtenfels unmittelbar vor Abwurf der Bomben zu erkennen, auf dem zweiten Bild bedeckte eine Rauch- und Staubwolke den gesamten Güterbahnhof.
Zahlreiche Gleise, Loks, Wagen und Gebäude wurden vollkommen zerstört, 32 Menschen verloren unmittelbar bei dem Angriff ihr Leben. Eine vielfache Anzahl wurde teils schwer verletzt, so dass später weitere Tote zu beklagen waren.
Furcht vor neuen Angriffen
Den Überlebenden, so berichtete Lankes mit eindrücklichen, zeitgenössischen Zitaten, hatte der Schrecken noch lange in den Knochen gesteckt. Die Lichtenfelser wussten zu dieser Zeit nicht, dass es der einzige Bombenangriff auf die Stadt gewesen sein würde. Stattdessen raubten die Motorengeräusche Bürgerinnen und Bürgern den Schlaf, wenn Nacht für Nacht weitere Bomberverbände das Maintal überflogen und andere Städte ansteuerten.
Wenige Wochen später, am 12. April 1945, endete der Zweite Weltkrieg für Lichtenfels, als der damalige Zweite Bürgermeister Baptist Hofmann sein Leben für seine Mitbürger riskierte und die Stadt nach kurzem Beschuss dem 761. Panzerbataillon 3. US-Armee übergab.
Die wenigen, trotz aussichtsloser Lage immer noch Kampfeswilligen waren unmittelbar zuvor in Richtung Vierzehnheiligen geflohen. Deren weiteres Schicksal und die Ereignisse rund um die Basilika in den letzten Kriegstagen seien allerdings Gegenstand eines anderen Vortrages, schloss Lankes.