Es war mehr oder weniger ein offenes Geheimnis. Man hielt sich zwar bedeckt, aber der Name der Kandidatin für die nächste Bürgermeisterwahl stand im Grunde genommen vorher fest: Christina Deuerling hatte sich Mitte Oktober 2024 bei einer Sitzung, in der sie zur Stadtverbandsvorsitzenden gewählt wurde, nach einer längeren Diskussion dazu bereit erklärt. „Ich mach es“, so der lapidare Satz, der alles ins Rollen brachte und auf der Karolinenhöhe in Trieb bei der Wahlversammlung seinen Höhepunkt fand.
48 stimmberechtigte Mitglieder waren anwesend, als zunächst der Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Frank Rubner, den Vorschlag offiziell bekannt gab, unterstützt von Dr. Andrea Starker und Marcel Weinmann, Vorsitzender der Jungen Union. Von den 48 abgegebenen Stimmen erhielt Christina Deuerling bei der Wahl 44 Ja-Stimmen; lediglich vier Enthaltungen waren zu verzeichnen.
Wer ist die junge Frau?
Doch wer ist die junge Frau, die vor der Wahl ihre Position und ihre Visionen dargelegt hatte? Die 32-Jährige stammt ursprünglich aus Schammelsdorf, ist seit 2022 verheiratet und seit 2024 Mutter. Nach dem Abitur 2011 hat sie unter anderem Wirtschaftswissenschaften sowie Architektur studiert und hat in diversen Positionen im Management gearbeitet.
Politisch hat sie sich bereits vor dem Abitur im Jugendparlament von 2009 bis 2014 engagiert, inzwischen ist sie CSU Stadtverbands- und Ortsverbandsvorsitzende. „Die CSU vertritt für mich die Werte, die ich leben kann“, erklärt sie. Ihr Vorbild? „Emmi Zeulner“, sagt sie lachnd.
Ihre Ziele und ihre Motivation
Doch wie will sie die zukünftige Politik in der Kreisstadt gestalten und was hat sie zu dem Schritt bewogen, zu kandidieren? „Ich werde oft gefragt, warum ich das mache. In meinem Job, der gut ist, verdiene ich gutes Geld. Aber ich kann dort nicht wirklich etwas für die Menschen bewegen.“ Selbstbewusst sagte sie wieder lächelnd: „Ich möchte Dinge angehen, sie anfassen, vorantreiben und am Ende ein Ergebnis sehen. Das ist mein Ansporn.“
Dazu gehört für Deuerling der Wohnungsbau für alle Schichten der Bevölkerung, aber auch die Infrastruktur. „Das eine geht Hand in Hand mit dem anderen. Ich weiß, wir werden viel investieren müssen, aber es ist notwendig.“

Nachhaltigkeit ist ein weiteres Thema. „Dabei geht es nicht um den Klimawandel. Ich möchte, dass jeder hier einen Platz finden kann, einen Platz der Begegnung für Jung und Alt. Wir müssen Begegnungspunkte schaffen,. Und wir müssen die Verantwortung übernehmen, für die nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Welt zu erhalten.“
Lange Liste
Die Liste ihrer Programmpunkte ist lang: Energiewende, Leerstände, Tourismus. „Und nicht zu vergessen die Kultur wieder beleben.“ Dass sie dabei auch die Ortsteile nicht vergisst, hebt sie besonders hervor. Sie redet offen über die Probleme, die sie sieht. Und sie weiß, dass es ein schwerer Wahlkampf wird. „Aber wir werden ihn fair führen, auf einer rein politischen Ebene“, betont sie.
Landrat Christian Meißner wies in seiner Rede auf Besonderheiten hin. „Lichtenfels ist ein schwieriges Pflaster“, meint er. „Du musst dich überall sehen lassen. Ich hoffe, du weißt, worauf du dich eingelassen hast“, sagte er lachend, um dann wieder ernst zu werden. „Wir haben die letzten beiden Kommunalwahlen verloren. Und damit meine ich nicht nur den Posten des Bürgermeisters, sondern auch Sitze im Stadtrat. Und die müssen wir uns wieder zurückholen.“
Mahnende Worte
Dann folgten mahnende Worte. „Wir haben verloren, weil wir uneins waren. Wir sind nicht geschlossen aufgetreten. Und wenn die Bürger sehen, dass wir nicht alle hinter unserem Kandidaten stehen, dann wählen die ihn einfach nicht.“
Sätze, die Christina Deuerling nachdenklich stimmen. Doch sie weiß, wo ihre Stärken liegen. „Die Mischung aus Kommunikation und Empathie“, sagt sie und charakterisiert sich mit „lebensfroh, emotional und leidenschaftlich“. Ihr Rückhalt, das sei ihre Familie. „Ohne die geht es nicht.“ Und Kraft schöpft sie an einem ihrer Lieblingsorte in Lichtenfels, am Floriansbrunnen. „Wasser ist Kraft, Wasser ist Lebendigkeit.“
Respekt und Kampfgeist
Sie steht selbstbewusst da, ihr Lächeln ist strahlend und entwaffnend. Dazu ihre rhetorischen Fähigkeiten, ihr Einfühlungsvermögen und die Kraft, die sie ausstrahlt. „Ich habe keine Angst vor dem Wahlkampf, aber ich habe Respekt vor Andreas Hügerich“, meint sie abschließend. „Wir wollen wieder ein schwarzes Rathaus.“
Man darf gespannt sein.