„Es hat mir Freude gemacht, meinen Teil zur Bewältigung der Covid-19-Pandemie beizutragen“, betonte Dr. Jürgen Murmann: Vom 1. April bis zum Ende des Katastrophenfalls am 16. Juni 2020 war er als Versorgungsarzt im Landkreis Lichtenfels tätig. Nun wurde er von Landrat Christian Meißner verabschiedet. Er dankte dem Mediziner für seinen engagierten und umsichtigen Einsatz.
„Ich kann mich noch gut an unser erstes Telefonat damals erinnern. Nach Ausrufung des Katastrophenfalls mussten jede kreisfreie Stadt und jeder Landkreis einen Versorgungsarzt einsetzen, um die medizinische Versorgung aufrechtzuerhalten und die Hausärzte zu entlasten. Prima, dass das alles so gut geklappt hat“, resümierte der Landrat. „In unserem Landkreis haben alle zusammengearbeitet, dass wir die Abstrichstelle, sowie die Ausstattung und Inbetriebnahme der Schwerpunktpraxis binnen knapp einer Woche schafften. Mit Dr. Murmann hatten wir jederzeit einen kompetenten Ansprechpartner.“
Dank für die angenehme und erfolgreiche Zusammenarbeit sagte auch die Leiterin der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK), Kristin Grosch. Dr. Murmann als Versorgungsarzt und das Team der Corona-Praxis seien kompetentes Bindeglied gewesen und hätten der FüGK „viel Arbeit abgenommen“. Auch die Leiterin des Sachgebiets Gesundheit, Dr. Anja Grottker, hat die Kooperation sehr geschätzt: „Wir haben uns in der Zeit der Zusammenarbeit gegenseitig bei den Tätigkeiten ergänzt, unterstützt und entlastet.“ Wie Kristin Grosch nochmals vor Augen führte, hatte der Versorgungsarzt die Aufgabe, eine ausreichende Versorgung mit ärztlichen Leistungen und entsprechender Schutzausrüstung zu planen und zu koordinieren. Dazu zählten die Einrichtung einer Schwerpunktpraxis für die Untersuchung und Behandlung von Covid-19-Patienten und die Rekrutierung des hierfür erforderlichen Personals, die Planung und Vorbereitung aller notwendigen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der ärztlichen Grundversorgung im Katastrophenfall, die Unterstützung der FüGK bei der Verteilung der Schutzausrüstung an die Arztpraxen sowie die Unterstützung bei der Einrichtung und dem Betrieb von örtlichen Testzentren einschließlich der etwaigen Verpflichtung medizinischen Personals.
„Gerne wollte ich das Meinige zur Bewältigung der Krise beitragen“, sagt Dr. Murmann zu seinen Beweggründen, die Aufgabe des Versorgungsarztes zu übernehmen. „Bereits seit Beginn meiner ärztlichen Tätigkeit bin ich im Rettungsdienst und im Katastrophenschutz tätig, hatte also auch genügend Erfahrung, die ich mit einbringen konnte.“
Die Arztpraxen entlasten
Nach dem Corona-Ausbruch im März und April mussten quarantänebedingt Hausarztpraxen geschlossen werden, weil dort Covid-19-Patienten behandelt worden waren. Deswegen „war da durchaus Bedarf, die ambulante Versorgung neu zu koordinieren, um diese auch weiterhin gewährleisten zu können“, schildert Dr. Murmann die Ausgangssituation.
„Wir wollten die Arztpraxen von Covid-19-Verdachtsfällen entlasten und auch das Praxispersonal und die Patienten besser schützen. Indem wir Infekt-Patienten und Verdachtsfälle aus den Hausarzt-Praxen herausnahmen und in einer Schwerpunktpraxis behandeln konnten, gelang es uns, einen wesentlichen Beitrag zu leisten, Quarantänemaßnahmen von Hausarztpraxen fernzuhalten“, betont der Mediziner.
Besonders lobend erwähnt er die Kooperation aller Stellen: „Das Einrichten einer Schwerpunktpraxis in dieser Form war für mich etwas völlig Neues. Großen Eindruck hat das außergewöhnliche Engagement und die Flexibilität aller Mitarbeiter auf mich gemacht.“
Nicht nur testen
„Die Schwerpunktpraxis war eingerichtet wie eine Bereitschaftspraxis im Notdienst“, erläutert Dr. Murmann. „In diesem Zusammenhang konnte der gesamte Umfang der ambulanten allgemeinmedizinischen Behandlung inklusive des Formularwesens angeboten werden. Wir wollten für alle Patienten Anlaufstelle sein, die meinten mit Covid-19 infiziert zu sein oder entsprechende Symptome hatten. Wichtig war uns, die Patienten in der Schwerpunktpraxis nicht nur zu testen, sondern auch zu untersuchen“, so der Versorgungsarzt weiter.
809 Patienten getestet und 336 ärztlich behandelt
Es wurden auch Abstriche entnommen, wenn die Abstrichstelle gerade nicht zur Verfügung stand: „Im Zeitraum vom 7. April bis zum 22. Juni 2020 wurden insgesamt 809 Patienten getestet und 336 ärztlich behandelt. Neben acht niedergelassenen Ärzten aus dem Landkreis Lichtenfels waren regelmäßig vier medizinische Fachangestellte tätig. Zusätzlich waren aus Hausarztpraxen des Landkreises auch andere medizinische Fachangestellte beschäftigt.
Infektionsketten schnell erkennen und durchbrechen
Wie Landrat Christian Meißner und Abteilungsleiterin Kristin Grosch erläutern, arbeitet die FüGK des Landkreises Lichtenfels seit Ende des Katastrophenfalls am 16. Juni unterhalb der Katastrophenschwelle als Koordinierungsgruppe weiter, um die noch anstehenden Herausforderungen zu bewältigen – und das sind nicht wenige. Dabei ist immer noch und auch weiterhin sehr stark der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) am Landratsamt eingebunden. „Infektionsketten schnell erkennen und durchbrechen ist das Ziel. Das Sachgebiet Gesundheit mit seinem gesamten Team leistet hier seit Monaten außerordentliche Arbeit. Auch wenn die aktuellen Infektionszahlen sehr gering sind, verursacht jeder weitere Fall einen riesigen Berg an Arbeit. Zudem ist der Zeitdruck, alle Kontaktpersonen zu ermitteln und zu informieren immens hoch. Zeit zum Verschnaufen gibt es hier seit Beginn der Pandemie nicht. Auch am Wochenende ist das Team des Gesundheitsamtes im Einsatz.“, stellt Landrat Meißner heraus. Er betont: „Die Infrastruktur für eine Testeinrichtung kann jederzeit und kurzfristig bei Bedarf wieder hochgefahren werden.“