Er ist in Lichtenfels eine Institution. Seit nunmehr 38 Jahren betreibt Günter Herold in Lichtenfels Gastronomie. Anfangs das Fragile von 1986 bis 2003 in der Bamberger Straße, dann das Café „Herolds“ in der Bahnhofstraße ab April 2004. „Das Spielcenter haben wir schon im Dezember 2003 eröffnet, später folgte dann das Café Herolds.“
Ruhig sitzt er da, sein Blick gelegentlich etwas entrückt, wenn er erzählt. „Ich denke, ich bin der dienstälteste Gastronom in Lichtenfels“, sagte er versonnen lächelnd. Vieles hat er erlebt, Gutes und weniger Gutes. „Schlechtes? Nicht wirklich“, meint er. „Sicher, es gab mitunter Zeiten, die nicht so schön waren, vor allem bei Corona war es mitunter schon hart. Aber im Allgemeinen überwiegen die positiven Erinnerungen.“
Fehlende Wertschätzung
Doch warum der Schritt? „Ach je“, lächelt er. „Ich werde nächstes Jahr 60. Vielleicht ist es einfach an der Zeit, dieses Kapitel abzuschließen.“ Dass der Zeitpunkt der Schließung mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie zurück auf 19 Prozent zu tun hat, verneint er vehement. „Nein, auf keinen Fall. Sicher hätte es unsere Kalkulation betroffen, aber dass wir deshalb zumachen, das stimmt nicht.“ Allerdings, so Herold weiter, fehle ihm in der Politik die Wertschätzung gegenüber der Gastronomie. „Sie ist einfach nicht gegeben. Das haben wir bei Corona erlebt. Was morgens beschlossen wurde, galt am Nachmittag dann nicht mehr.“

Was aber einen Einfluss hat, und das gibt Günter Herold unumwunden zu, ist der chronische Mangel an Personal. „Ich musste in den letzten beiden Jahren sehr viel selbst machen. Ich war quasi rund um die Uhr im Einsatz. Und dann, mit zunehmendem Alter, wird es halt immer schwieriger.“
Weiterhin viel zu tun
Neben seinem Café betreibt er noch die Spielothek im hinteren Bereich, die weiterhin geöffnet bleiben wird, und die Spielautomaten-Aufstellung. Außerdem hat er diverse Objekte vermietet und verpachtet. „Und da ist halt auch immer was zu tun. Mal eine Renovierung, dann auf einmal ein Wasserschaden. Ich pack' halt auch immer selbst mit an. Und das wird auch so bleiben“, grinst er. Er ist ein Mann, der gerne alles unter Kontrolle hat, merkt man. „Ich bin ja auch Automatentechniker, und an den Dingern ist eigentlich auch immer was zu warten und reparieren“, muss er zugeben.

Angst vor Langeweile, wenn er sein Café nicht mehr betreibt? Die hat er nicht. „Ich denke, ich werde vielleicht auch endlich mal wieder in Urlaub fahren und kann mich um meine Hobbys kümmern.“ Die da wären Tennis und Angeln. Den Rest lässt er unausgesprochen. „Ich brauche Tennis, ich muss mich körperlich betätigen.“ Und mit den anderen geschäftlichen Aktivitäten ist er wohl auch in Zukunft ausgelastet.
Sushi-Bar kommt rein
Aber was passiert mit dem Herolds? „Das war irgendwie Zufall. Oder Bestimmung“, sinniert er. Als der „Dümpfelschöpfer“ neu verpachtet werden sollte, gab es über einen Makler eine Ausschreibung. Unter anderem hatte sich ein asiatischer Geschäftsmann gemeldet, der eine Lokalität für eine Sushi-Bar suchte. „Doch der ,Dümpfelschöpfer' war nicht das, was ihm vorschwebte. Zu rustikal, zu fränkisch. Doch bei den Verhandlungen hier im Herolds meinte er, dass das genau die Lokalität wäre, die ihm vorschwebte.“ Nach einigen Verhandlungen wurde man sich einig.
„Und so ist es jetzt“, sagt Günter Herold leise, bevor er in Erinnerungen schwelgt. „Ich hab vieles erlebt“, sagt er lächelnd. „Aber jetzt ein besonderes Ereignis, eine besondere Begebenheit herauszupicken, das fällt mir, ehrlich gesagt, schwer.“
Unfreiwillige „Dusche“
Doch dann lacht er. „Vor ein paar Jahren hatten wir mal eine Serie Cocktail-Gläser, die wohl fehlerhaft waren und von jetzt auf gleich platzten. Da haben einige Gäste an der Theke eine unfreiwillige Dusche abbekommen.“
Einige Prominente waren auch da, so im Fragile unter anderem Roy Black, Wolfgang Fiereck, Tom Novy und Milli Vanilli, oder Antonia Hemmer sowie Profifußballer Niklas Dorsch im Herolds, erst 2023 war die damalige Staatsministerin Melanie Huml zu Gast. „Sicher gab es auch die ein oder andere Situation, die vielleicht nicht so schön war, aber das waren Ausnahmen.“
Wirt bekommt Verständnis
Was sagen seine Angestellten zu der Schließung? „Nun, glücklich sind sie nicht, was ich verstehen kann. Aber sie haben Verständnis. Einige konnten wir schon an andere Betriebe vermitteln.“ Günter Herold war auch bei den Schülern und Studenten als Arbeitgeber beliebt und geachtet. „Es waren ganze Generationen an Studenten, die sich hier ihr Studium zum Teil finanziert haben. Es tut mir, und das meine ich ehrlich, schon weh, wenn ich daran denke, dass ich die ganzen Leute wohl selten, wenn überhaupt, noch sehen werde.“
Closing Party
Am 29. Dezember gibt es noch eine Closing Party dann wird Günter Herold zum letzten Mal die Tür hinter den letzten Gästen absperren. „Ich denke, dann werde ich bestimmt die ein oder andere Träne verdrücken“, sagt er leise. Man merkt ihm an, dass es ihm schwerfällt, loszulassen. „Ich werde auch nicht jünger“, fügt er an. „Und irgendwann ist es an der Zeit. Und ich denke, die ist jetzt einfach gekommen.“
Dennoch, so ganz lässt ihn das Thema nicht los. „Das Fragile und der Innenhof sind nicht mit vermietet. Vielleicht hab ich ja dann mal wieder Lust, es zum Korbmarkt oder zu Weihnachten noch einmal so richtig krachen zu lassen. Aber das muss sich zeigen.“
38 Jahre. Eine lange Zeit, die sich nun dem Ende nähert und damit auch ein Lokal verschwinden lässt, das für viele einfach zu Lichtenfels gehört und die gastronomische Vielfalt über Jahre bereichert hat.