Lichtenfels Das Citymanagement in Lichtenfels hat Zuwachs bekommen. Mandy Gräsing-Lang, zuvor in Coburg, unterstützt seit kurzem Steffen Hofmann. Der Citymanager und Ressortleiter in der Stadtverwaltung ist seit 2015 in Lichtenfels. Er ist sicher, dass Projekte wie Flechthaus, Stadtbibliothek oder Seniorenprojekt Kirchgasse-Mauergasse der Innenstadt einen spürbaren Aufschwung bringen werden, der durch Corona nur verzögert worden ist. Zudem kündigt er eine gastronomische Belebung für das Stadtschloss an. Zu seiner bisherigen Bilanz und zu weiteren Plänen stellten wir dem Citymanager Fragen.
Obermain-Tagblatt: In Bad Staffelstein und in Redwitz gibt es Quartiersmanager, in Lichtenfels einen Citymanager, es gibt Quartiersmanagement, Kommunalmarketing und so weiter. Was unterscheidet ihre Aufgabe von der in anderen Orten?
Hofmann: In der Praxis werden diese Begriffe synonym verwendet. Grundlage für alle diese Funktionen ist die Städtebauförderung, die immer wieder neue Programme auflegt. Als Oberbegriff könnte man das Wort Zentrenmanagement verwenden. Lichtenfels ist derzeit im Programm „Lebendige Zentren“. Bad Staffelstein ist im Programm „Soziale Stadt - Sozialer Zusammenhalt“. Grundlage für jegliche Städtebauförderung wiederum ist ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK), das sowohl Lichtenfels als auch Bad Staffelstein haben. Hier sind Gebiete festgelegt, deren Sanierung öffentlich bezuschusst wird. Aus dem ISEK wiederum leiten sich – je nach Ortsgröße – die Bezeichnungen für das jeweilige kommunale Management ab. Allen gleich ist der Bezug auf die Ortszentren.
Der heimische DGB ist der Ansicht, dass in Lichtenfels zu wenig für seniorengerechte Quartierskonzepte getan wird, obwohl auch hier die Bezuschussung sehr attraktiv sei. Was sagen Sie dazu?
Hofmann: Wir müssen Schwerpunkte setzen. Ein Baustein für seniorenfreundliches Wohnen in der Innenstadt ist das Quartier Kirchgasse, wo Wohnungen für Senioren entstehen.
Wie ist da der Stand der Dinge?
Hofmann: Aktuell laufen noch die Bodenuntersuchungen. Da kommt im Übrigen viel historische Substanz zur Besiedlung der Stadt zum Vorschein. Ich bin darüber informiert, dass es dort in diesem Jahr mit den Bauarbeiten losgehen soll.
Spielt das vor Jahren beschlossene „Lichtenfelser Modell“ für Seniorenwohnungen für das Citymanagement eine Rolle?
Hofmann: Hier laufen noch Abstimmungsgespräche. Grundsätzlich wollen wir mehr Anreize schaffen, damit Senioren Anteil am Leben in unserer Innenstadt haben. Hier geht es dann auch um Wohnraum für alte Menschen, die ein selbstständiges Leben führen wollen. Das Projekt „Kirchgasse“ gehört dazu.
Gibt es weitere konkrete Pläne für Senioren?
Hofmann: Wir planen, im Stadtschloss ein so genanntes Inklusionscafé zu schaffen. So etwas gibt es anderswo auch schon. Hier kommen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Senioren könnten sich hier auch regelmäßig treffen und austauschen. Sie könnten mit dem Bus abgeholt, hingebracht und wieder zurückgefahren werden. Leider sind unsere Vorbereitungen – wie andere auch – durch Corona stark gebremst worden.
Wo verbuchen Sie denn Erfolge Ihrer Arbeit für Lichtenfels?
Hofmann: Als ich hier anfing, habe ich mir exemplarisch fünf Missstände in der Innenstadt angeschaut: Judengasse 5 bis 7, das Gebäude des früheren Zoo Schachner, die Coburger Straße 20 und das Quartier Kirchgasse. Heute kann ich mit Stolz sagen, dass wir alle diese fünf Objekte angepackt und zum Teil abgeschlossen haben. In der Judengasse werden zwei, momentan leer stehende, Handwerkerhäuser zu drei Wohneinheiten umgebaut, die sich in das Altstadtensemble einfügen.
Unsere Innenstadt ist sehr schön, aber es fehlen weitere Frequenzbringer, um den Einkaufsbummel hier anzukurbeln.
Hofmann: Es ist richtig: Der Innenstadt fehlt die Frequenz. Wir wollen dies ändern. Ganz aktuell können wir dank bewilligter Förderung neue Hebel ansetzen: Die Innenstadt begrünen, den Leerstand Marktplatz 12 aktivieren, wo ein Flechtwarenfachgeschäft etabliert werden soll. Mit abflauender Pandemie wird es einfacher, durch Aktionen zu unterstützen. Bald veranstaltet das Citymanagement einen Ostermarkt in der Stadt. Märkte sind und bleiben große Frequenzbringer.
Was fehlt denn unserer Innenstadt außer weiteren Frequenzbringern noch?
Hofmann: Unsere Innenstadt muss multifunktionaler werden. Potenzielle Besucher und Kunden müssen ausreichende Gründe finden, die Lichtenfelser Innenstadt zu besuchen. Unser Zentrum muss attraktiv für Wohnen, Arbeiten, Gastronomie, Wirtschaft und Kultur sein. Reine Einkaufsstraßen wird es nicht mehr geben. Mittelstädte wie Lichtenfels können diese Mischung viel besser erreichen als größere Städte, wo reine Einkaufsstraßen vorausgesetzt werden.
Welchen Stellenwert nimmt in diesem Zusammenhang für Sie das städtische Projekt Marktplatz 10 ein?
Hofmann: Das kann ein richtiger Magnet für die Innenstadt werden. Das wird eine der modernsten Büchereien in Bayern und wird Menschen anlocken.
Sehen Sie diese Wirkung auch für das „Forschungs- und Anwendungszentrum für digitale Zukunftstechnologien“?
Hofmann: Ja. Ab Oktober kommen Studenten in die Innenstadt. Direkt am Marktplatz entsteht in Verbindung damit auch eine neue Gastronomie, die Menschen anziehen wird. Wir haben im Übrigen mit der Ansiedlung von gastronomischen Betrieben in unserer Innenstadt in der jüngsten Zeit großes Glück gehabt. Da sind absolute Frequenzbringer dabei.
Macht es nicht Sinn, unsere Einzelhändler beim Auf- und Ausbau eigener Online-Plattformen zu fördern und zu unterstützen?
Hofmann: Etliche Einzelhändler bei uns sind bereits seit längerem online und in den sozialen Medien unterwegs und sind damit auch erfolgreich. Es gab schon viele Versuche in anderen Städten, kommunal geförderte „regionale Marktplätze“ online zu etablieren. Meiner Meinung nach hat sich keine dieser lokalen Plattformen im Internet durchgesetzt. Der Einzelhandel punktet mit Beratung, Haptik und Erlebnis. Aber er muss in Bezug auf Vermarktung viel mehr unternehmen als früher. Das City-Management unterstützt unseren Einzelhandel mit Schaufensterwettbewerben, Oster-Aktionen oder Life-Card.
Sehen Sie Chancen für eine Erweiterung des Einzelhandelsangebots in der Innenstadt?
Hofmann: Neuen Einzelhandel zu uns in die City zu locken ist schwer. Allerdings erhalte ich regelmäßig Anfragen nach Ladenflächen. In diesen unsicheren Zeiten müssen Unternehmer jedoch sehr viel Mut aufbringen, ein neues Geschäft zu eröffnen.
Geschäfts-Leerstände gibt es in Lichtenfels ebenso wie in anderen Innenstädten. Wie stufen Sie die Lage hier ein?
Hofmann: Ich sehe die Situation positiv. Wir konnten in den vergangenen Jahren Leerstände reaktivieren. Bei anderen sind wir dran: Vor allem am Marktplatz, so die Gebäude 2, 10, 15 und die Kirschbaummühle. Ein großes Geschäftsgebäude am Säumarkt ist seit dem Auszug eines Drogeriemarktes seit Jahren allerdings ein Sorgenkind. Das ist umso ärgerlicher, als sich gerade der Bereich des Säumarkts in jüngster Zeit eine ganz tolle Entwicklung genommen hat und zu einem Frequenzbringer geworden ist. Die Auslagen sind mitunter auch nicht einladend. Für das Gebäude hat die Stadt Pläne, die jetzt mit dem Hausbesitzer abgesprochen werden. Wir können unser Leerstandsmanagement für Lichtenfels immer nur gemeinsam mit den Eigentümern betreiben. Manche Besitzverhältnisse sind sehr komplex und kompliziert. Da braucht es einen langen Atem. Der hat sich zum Beispiel auch bei der Entstehung der Kindertagesstätte „Körbla“ bezahlt gemacht.
Ließe sich die Schlagkraft des Citymanagements durch eine noch engere Zusammenarbeit mit der Werbegemeinschaft „Treffpunkt“ und mit der des „Life“ in der Mainau erhöhen?
Hofmann: Der Stadtmarketing-Verein und die privatwirtschaftliche Werbegemeinschaft „Treffpunkt“ arbeiten sehr gut zusammen und wollen sich auch förmlich zusammenschließen. Das ist auf Vorstandsebene bereits beschlossene Sache. Es fehlen nur noch die entsprechenden Beschlüsse der Mitgliederversammlungen, die wegen Corona verschoben werden mussten. Wir wollen dies im April hinkriegen und dann wäre der Zusammenschluss perfekt. Der neue Werbebeirat des „Life“ ist über einen seiner Vorsitzenden im Stadtmarketing-Verein vertreten. Da gibt es also bereits eine Verbindung. Wir arbeiten mit der dortigen Werbeagentur zusammen. Die Stadt bewirbt den kommenden Ostermarkt gemeinsam mit dem „Life“.