Vergessene Rechnungen, falsche Materialbestellungen oder missverstandene Arbeitsanweisungen – in vielen Handwerksbetrieben gehen sowohl Umsatz als auch Arbeitszeit verloren, wenn es an Struktur, Steuerung und Kommunikation mangelt. Doch es gibt einen Weg aus der Produktivitätsfalle und dieser führt über eine bessere Organisation und Planung, unterstützt durch digitale Tools. Welche Chancen, aber auch Herausforderungen damit verbunden sind, zeigte der jüngste Experten-Talk des FADZ-Wirtschaftsverbands.
Dass die Digitalisierung eines Handwerksbetriebs mit Höhen und Tiefen, Vor- und Nachteilen verbunden ist, veranschaulichte der erste Teil der Veranstaltung, wie das FADZ mitteilte. In seinem Erfahrungsbericht teilte Christian John, Geschäftsführer der John GmbH, wertvolle Erkenntnisse, die er im Zuge der digitalen Transformation seines Malereiunternehmens in den vergangenen zehn Jahren gewonnen hat. „Ob Baustellenorganisation, Mitarbeiterinformation oder Zeiterfassung – mit den richtigen Software-Programmen lässt sich auf jeden Fall eine bessere Planung, Koordination und Kommunikation erreichen, so dass weniger Fehler passieren und Projektabläufe übersichtlicher und effizienter werden“, so Malermeister.
Der Nutzen überwiegt
Trotz der Vorteile dürfe allerdings nicht vergessen werden, dass mit der Digitalisierung anfangs eine hoher Zeitinvestition verbunden sei, unter anderem für Schulungen, das Aufbereiten von Stammdaten oder die betriebswirtschaftliche Auswertung. Darüber hinaus müsse die Belegschaft zu jedem Zeitpunkt eingebunden und mitgenommen werden, wie Christian John verdeutlichte: „Es ist beispielsweise so, dass es bei der Einführung einer solchen Software auch zu Unverständnis oder gar Unmut kommen kann. Hier spielt kontinuierliche Aufklärung eine wichtige Rolle.“

Ob Formulare für Krankmeldungen oder Urlaub, mobile Notizen oder die zentrale Ablage aller wichtigen Informationen in einem Projekt – der Nutzen digitaler Tools überwiege, so John: „Es war ein langer und teils steiniger Weg, aber heute profitieren wir von viel klareren Abläufen und Strukturen, einem professionelleren Auftreten und mehr Sicherheit im Hinblick auf Kalkulation und die Steuerung von Prozessen. Durch die Zeitersparnis und Produktivitätssteigerung können wir auch ein Stück weit dem Fachkräftemangel entgegensteuern, da Baustellen schneller fertig werden. Zudem stellen wir uns sowohl für die Zusammenarbeit mit großen Industriekunden als auch im Hinblick auf neue gesetzliche Vorgaben zukunftsfähig auf.“
Unterstützung für Betriebe
Um Handwerksbetrieben aus der Region künftig die Möglichkeit zu geben, die Digitalisierung voranzutreiben, stellte Christian John den neuen Arbeitskreis „Digitales Handwerk“ des FADZ Wirtschaftsverbands vor. Dieser biete eine optimale Gelegenheit, gemeinsam Themenbereiche zu bearbeiten, sich auszutauschen und Strategien zu entwickeln, beispielsweise was die Einführung neuer Software-Tools betreffe. Das erste Treffen findet bereits am 7. März um 17 Uhr in den Räumen der Zukunftswerkstatt Machbar in Lichtenfels statt.

Eine optimale Ergänzung bietet das Kooperationsangebot des FADZ Wirtschaftsverband mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk, wie Robert Falkenstein, Projektleiter am Standort Bayreuth, aufzeigte. Er stellte die kostenlosen Schulungen „Digitale Geschäftsprozesse“ und „MS365“ vor, die im März und April beim FADZ Wirtschaftsverband angeboten werden.
Check für kleine Betriebe
Zum anderen erklärte er ein weiteres Angebot des MDH: „Jedes Unternehmen ist einzigartig. Deshalb bieten wir einen individuellen Digitalisierungscheck an, der kleine und mittelständische Betriebe bis 250 Mitarbeiter dabei unterstützt, ihren aktuellen Digitalisierungsstand zu ermitteln und Optimierungspotenziale zu identifizieren.“
Informationen und die Anmeldemöglichkeit zu den kostenfreien Workshops sind auf der Webseite des FADZ Wirtschaftsverband unter www.fadz-wirtschaft.de zu finden. Die Teilnahme ist auch für Nichtmitglieder möglich. (red)