Das Mikrofon hätte er wahrscheinlich gar nicht gebraucht, und als er mit kräftiger Stimme seine Rede mit „Ich bin ein Lichtenfelser!“ beschloss, hatte er die Korbstädter eh auf seiner Seite: Der politische Schirmherr, der bayerische Finanz- und Heimatminister Albert Füracker, fand herzliche und humorvolle Worte zur Eröffnung des Flechtkulturfestivals am Freitagabend.
Und als hätte er gewusst, dass das Wetter immer ein Thema beim Korbmarkt ist, gestand er ein: „Ich war schon an vielen Orten in Bayern, immer hat's geregnet.“ Als Schirmherr habe er ja gewisse Verpflichtungen. Mit einem Blick in den grauen, aber da noch trockenen Himmel konstatierte er zufrieden, dass er es doch ganz gut hingekriegt habe. „Ich hoffe, es bleibt so die nächsten zwei Tage – aber da bin ich ja wieder weg.“
Buntes Forum der Flechtkultur

Trocken war es da noch, aber kalt. So mancher Zuschauer, der am Straßenrand den bunten Einzug mitverfolgte, hatte die Schultern hochgezogen und die Hände tief in den Jackentaschen vergraben. So manche Zuschauerin hatte bereits Wintermantel und Mütze aus dem Schrank geholt. Trotzdem war der Marktplatz gut gefüllt vor der Bühne, die dieses Mal vor dem Archiv der Zukunft aufgebaut ist.

Die vielen Gäste hörten, wie der Finanz- und Heimatminister das Flechtkulturfestival würdigte: Es stehe für die unschätzbare Bedeutung des immateriellen Kulturerbes und sei seit Jahrzehnten ein großartiges Beispiel für die Verbindung von Flechtkunst und fränkischem Altstadtfest. Die kulturellen Einflüsse aus Ländern weltweit, die unterschiedlichen Fähigkeiten, die Vielfalt an Techniken, Materialien, Formen und Farben – all das mache diesen Markt zu einem bunten Forum der Flechtkultur und verflechte die Menschen miteinander.
Nur ein ganz kleiner Korb

Mit einem Schmunzeln hatte Füracker zuvor ein kleines Körbchen von Korbstadtkönigin Alexandra I. entgegen genommen. Nun kommentierte er: „Ich kannte sie vorher nicht, aber ich fand sie gleich sympathisch – sie mich so einigermaßen. Sie gab mir einen Korb, aber nur einen ganz kleinen. Ich hab' also noch Chancen.“
Alexandra hatte nicht nur die zahlreichen Flechtwerkgestalterinnen und -gestalter aus 18 Nationen in perfektem Englisch begrüßt. Sie brachte mit ihrer humorvollen Rede nicht nur Füracker zum Lachen, als sie die Arbeit des Finanzministers mit dem Flechthandwerk verglich. Ernst wurde sie, als sie auf die ökologischen Vorteile von Flechtwerk hinwies: „Wir verbrauchen ungeheuer viel auf Kosten der nachfolgenden Generationen. Wir müssen umdenken und nachhaltiger leben“, forderte sie – und fand auch hier eine Parallele zu den bayerischen Finanzen.

Für Füracker blieb es nicht bei dem einen Geschenk. Bürgermeister Andreas Hügerich bedankte sich für sein Kommen mit dem Lichtenfelser Flechtknoten und dem Lichtenfelser Korb. Hügerich betonte vor allem einen Fakt: Der Korbmarkt ist heuer so international wie noch nie. „Die Flechtwerkgestalter bringen Kunstfertigkeit mit, aber auch die Vielfalt ihrer Traditionen und Kulturen“, freute er sich und nannte es beeindruckend, wie das Flechthandwerk über Grenzen hinweg verbinde.

„Wir feiern das, was die Menschen in unserem Handwerk leisten“, rief Monika Engelhardt von der Bundesinnung für Flechtwerkgestaltung der Menge zu. Sie lud dazu ein, den Kunsthandwerkern bei der Arbeit über die Schulter zu sehen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, das Flechten selbst bei Workshops auszuprobieren und die Ausstellung im Stadtschloss zu besuchen: „Sie finden hier alles, was das internationale Flechthandwerk zu bieten hat.“
Besondere Würdigung

Nach den vielen Reden fehlte nur noch eines: Die beiden Bierfässer auf der Bühne mussten angezapft werden. Landrat Christian Meißner waltete seines Amtes beim Trunk-Fass. Bürgermeister Hügerich teilte sich die Arbeit beim Leikeim-Fass mit Wolfgang Bauernschmitt: Der Bauhofmitarbeiter hat bisher jeden Korbmarkt mitgemacht. Der 43. wird nun sein letzter sein, bevor er seine Rente antritt. So durfte er heuer als besondere Würdigung seines Einsatzes auf die Bühne und selbst den Schlegel schwingen.