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LICHTENFELS: Film über Holocaustüberlebenden bewegt Publikum in Lichtenfels

LICHTENFELS

Film über Holocaustüberlebenden bewegt Publikum in Lichtenfels

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    Vier Holocaust-Überlebende, die sich ihren Lebensmut bewahrt haben, porträtiert der Film „Mut zum Leben“. Der Screenshot zeigt Liedermacher Konstantin Wecker im Gespräch mit Esther Bejanaro.
    Vier Holocaust-Überlebende, die sich ihren Lebensmut bewahrt haben, porträtiert der Film „Mut zum Leben“. Der Screenshot zeigt Liedermacher Konstantin Wecker im Gespräch mit Esther Bejanaro. Foto: Screenshot von „Mut zum Leben”

    Jehuda Bacon hat die Gaskammern, die Krematorien und die Galgen von Auschwitz mit eigenen Augen gesehen, ist als Jugendlicher der Unmenschlichkeit auf Schritt und Tritt begegnet. Und hat sich in all dem Grauen und Leid seine eigene Menschlichkeit bewahrt. „Man musste versuchen, noch eine menschliche Verbindung zu haben, noch ein menschliches Herz, um die Zeit als Mensch zu überleben“, sagt er in dem Film „Mut zum Leben – die Botschaft der Überlebenden von Auschwitz“.

    Die Filmemacherin Christa Spannbauer und der Filmemacher Thomas Gonschior haben in ihrem 2013 erschienen Film vier Holocaustüberlebende auf einfühlsame Art und Weise porträtiert.

    Unerwartete Reaktionen

    Vier starke Stimmen kommen darin zu Wort, die sich nach der Barbarei von Auschwitz ihre Lebenslust bewahrt haben, weil sie als Mahner nachfolgenden Generationen einen wichtigen Gedanken mit auf den Weg geben wollen: „Wehret den neuerlichen Anfängen!“ Während der Filmvorführung im Myconiushaus löste das Gesagte bei den rund 50 Zuschauern unerwartete Reaktionen aus. „Ich dachte, nach dem Film werde ich traurig sein. Doch das Gegenteil ist der Fall: Jetzt fühle ich mich mutig und getröstet“, sprach Gudrun Rebhan von den „Omas gegen Rechts“ vielen aus der Seele. Und Claudia Hofmann stellte fest: „Ich habe fröhliche Menschen gesehen, die überhaupt nicht verbittert waren.“

    Dass der Film gezeigt wurde, ist einem besonderen Umstand zu verdanken. Die Berliner Filmemacherin Christa Spannbauer ist gebürtige Lichtenfelserin und ihre Schwester Doris Zullo einer der treibenden Kräfte hinter den Lichtenfelser „Omas gegen Rechts“.

    Und so kam eins zum anderen. Einen Heimaturlaub verband Spannbauer mit einer Filmvorführung. Sie freute sich, wieder einmal in ihrer alten Heimat sein zu dürfen und zollte den „Omas gegen Rechts“ Respekt für ihre Arbeit. In einer Kleinstadt, wie Lichtenfels, sei der Einsatz gegen Rechtsextremismus viel persönlicher und damit auch viel schwieriger als in einer Großstadt, meinte die Rednerin. Weil die Wahrscheinlichkeit auf dem Lande, seinem Nachbarn, der AfD-Anhänger ist, zu begegnen, hier viel höher sei.

    Monika Pechau von den „Omas gegen Rechts“ bedankte sich bei Filmemacherin Christa Spannbauer (li.) für die Filmvorführung.
    Monika Pechau von den „Omas gegen Rechts“ bedankte sich bei Filmemacherin Christa Spannbauer (li.) für die Filmvorführung. Foto: Stephan Stöckel

    Die Bekannteste der vier Porträtierten ist Esther Bejarano (1924 – 2021), eine Antifaschistin, die mit der „Microfone Mafia“, einem Rap-Projekt der Völkerverständigung, im hohen Alter bundesweit die Bühnen gerockt hatte.

    Im Film erhebt sie ihre mahnende Stimme im Duett mit dem Liedermacher Konstantin Wecker, damit sich, wie sie es wörtlich formuliert, „Deutschland nie wieder braun verfärbt“. Der eingangs erwähnte Jehuda Bacon, der 1929 in Ostrava in der damaligen Tschechoslowakei das Licht der Welt erblickt hatte, ist ein sanfter, gütiger Mann mit einer philosophischen und kreativen Ader.

    Seine Zeichnungen, die er als Jugendlicher kurz nach der Befreiung von Auschwitz angefertigt hatte und seine Zeugenaussagen wurden in Prozessen gegen NS-Verbrecher, unter anderem Adolf Eichmann, verwendet. Die gebürtige Wienerin Greta Klingsberg (1929 - 2022) wurde bekannt als weibliche Hauptrolle Aninka in der Kinderoper „Brundibar“, die im KZ Theresienstadt von Häftlingen aufgeführt worden war.

    Die Übersetzerin und Sängerin, die in Israel eine zweite Heimat gefunden hatte, versprüht in dem Film eine freudvolle Energie, die den Zuschauer tief beeindruckt.

    Eine weitere lebensstarke Frau ist die ungarische Jüdin Eva Pusztai-Fahidi, die die Deportation nach Auschwitz so eindringlich schildert, dass es keines Archivmaterials bedarf. Was war für Spannbauer die Antriebsfeder für ihren Film, der in vielen Schulen bereits als Unterrichtsmaterial dient, um über die Schrecken des Nazi-Regimes aufzuklären?

    Im Unterschied zu ihren Eltern, die keine Verantwortung für das Geschehen im Dritten Reich übernehmen wollten, habe sie schon in ihrer Jugend gefühlt, dass etwas Schreckliches geschehen ist. „Ich wollte es für mich verarbeiten“, erklärte Spannbauer gegenüber dieser Redaktion.

    Lichtenfelserin sieht nicht weg

    Bedauert wurde von den Anwesenden, dass drei der Porträtierten bereits gestorben seien. Wenn es keine Zeitzeugen mehr gebe, dann mache das die Erinnerungsarbeit schwieriger, meinte Hofmann mit Blick auf AfD-Politiker wie Alexander Gauland, der die NS-Zeit als „einen Vogelschiss der Geschichte“ bezeichnet hatte.

    Monika Faber betonte, dass die Arbeit gegen jegliche Form der Diskriminierung schon im alltäglich Kleinen anfange. Rebhan rief zum Abschluss der Veranstaltung zum Miteinander auf: „Nur gemeinsam sind wir stark!“

    Mahnwache und Monatstreffen Jeden Montag halten die „Omas gegen Rechts“ um 18 Uhr auf dem Marktplatz in Lichtenfels unter dem Motto „Für Frieden, Demokratie und Toleranz, gegen Hass und Hetze“ eine Mahnwache ab. Das nächste Monatstreffen findet am Dienstag, 19. März, um 17 Uhr im Café Hilde statt.

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