Im Zeichen des anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwungs muss das Boomjahr 1974 für die Bahn, aber auch die Gewerkschaftsarbeit ein erfolgreiches gewesen sein. Das unterstrich Vorsitzender Rüdiger Geiger (Wilhelmsthal), als die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Ortsgruppe Lichtenfels, jüngst zur Jubilar- und Adventsfeier eingeladen hatte.
Im Gasthaus Karolinenhöhe erfuhren sechs Mitglieder aus dem Einzugsbereich Lichtenfels-Coburg/Sonneberg-Kronach/Frankenwald Dank und Anerkennung für ihre Treue zur GDL. „Sie dokumentieren selbst über ihre aktive Dienstzeit hinaus Freude am Beruf, Zusammenhalt der Eisenbahnerfamilie und aktiven Einsatz für vielfältige Ziele der Gewerkschaftsarbeit“, lobte der Vorsitzende.
„Auch ein Gewerkschafter, der in den wohlverdienten Ruhestand wechselt, hält die Treue und setzt sich weiter für die Ziele seiner Gewerkschaft ein.“
Unter dem Beifall der mit Ihren Familienangehörigen traditionell im weihnacht-festlich geschmückten Saal des Gasthauses Karolinenhöhe zusammen gekommen Mitglieder führte Geiger aus: „Auch ein Gewerkschafter, der in den wohlverdienten Ruhestand, wechselt hält die Treue und setzt sich weiter für die Ziele seiner Gewerkschaft ein“.
Als aktiver Eisenbahner, der selbst im Führerstand eines Triebfahrzeugs wirkt, kritisierte der Vorsitzende den aktuellen Schienenverkehr als „Drehort des Gruselns“: Kilometerlange Langsamfahrstellen, nicht einsatzbereite Fahrzeuge, dadurch bedingte Verspätungen und Frusterlebnisse - gleichermaßen bei Fahrgästen und fahrendem Personal - zunehmende Personalengpässe und immer noch bis zu 60-Stunden Schichten führten zur Unpünktlichkeit. Bevor er reichlich kritische Worte an das warm und trocken „regierende“ DB-Management richtete.
Gleich vier damals in die GDL eingetretene Mitglieder aus dem heutigen, Landesgrenzen überschreitenden Einzugsbereich der in Lichtenfels etablierten Ortsgruppe blickten inzwischen auf ein halbes Jahrhundert und zwei weitere Lokführer im Ruhestand auf sechs Jahrzehnte Treue zur Gewerkschaftsfamilie zurück.
Urkunden überreicht
Gemeinsame mit Bezirks Vorstandsvorsitzenden Uwe Böhm überreichte Ortsgruppen Vorsitzender Rüdiger Geiger gerahmte Jubiläumsurkunden, Dankeschön-Präsente und Blumengruß an die beiden „Horsts“: Ambos (Weidhausen) und Sommer (Grub am Forst) für 60 Jahre Gewerkschaftstreue.
Dank für 50 Jahre Mitgliedschaft wurden Günther Birke (Pressig), Johann Barnickel (Förtschendorf), Rudolf Faber (Lichtenfels - in Abwesenheit) und Helmut Padukience (Burgkunstadt) geehrt.
Als „Lichtblick für die Bahn Zukunft und die Ortsgruppe“ bezeichnete Geiger während der anschließenden geselligen Adventsfeier die Entscheidung mehrerer junger Nachwuchskräfte aus dem Einzugsbereich. Sie entschieden sich im Jahreslauf für ihren Eisenbahner-Beruf am und auf dem Schienenstrang.
Gewisse Perspektiven
Gewisse Zukunftsperspektiven sieht er mit den zum Sommerfahrplan-Wechsel 2024 im Fahrplan etablierten Direktverbindungen mit vier- bezeihungsweise sechsteiligen Triebzügen. „Bis zu 190 Stundenkilomter schnell verbinden sie unsere Heimat mit dem Rest der Welt.“ Sie böten Reisekomfort und Pünktlichkeit von Nürnberg auf der ICE-Schnellfahrstrecke über Brücken und durch Tunnelabschnitte in die thüringische Landeshauptstadt Erfurt, sowie von der Frankenmetropole Nürnberg über Bamberg und Coburg bis Sonneberg.
Auf aktuelle Fragen und Probleme im Schienenverkehr - einschließlich anstehender organisatorischer Änderungen beim Cargo-Betrieb - ging Uwe Böhm ein, dem nicht zuletzt immer wieder personalbedingte „planmäßige Verspätungen“ oder gar Zugausfälle ein Dorn im Auge sind.
Allseits spürbare Auswirkungen
Abgesehen von negativen Auswirkungen immer stärker auftretender Wetterkapriolen sieht er jahrelange Einsparungsvorgaben der Politik für den Schienenverkehr des bundeseigenen Unternehmen DB als Gründe allseits spürbarer Auswirkungen.
Porträt Horst Ambos Der „Weidhäuser Eisenbahner mit Herz und Seele“, Horst Ambos, stand auf der Ehrungsliste, als die Gewerkschaft der Lokomotivführer Ihre Jahresjubilare auszeichnete. Als Senior, der sechs Jahrzehnte der Gewerkschaftsarbeit Treue hält, sich auf dem Schienenstrang eingesetzt und für die DB-Eisenbahnerfamilie engagiert hat. Beim Eintritt ins Berufsleben im damaligen Betriebswerk Lichtenfels zunächst noch in der herkömmlichen Dampftraktion, später im Bereich Elektrolokomotiven. 1975 überführte er die letzte in Lichtenfels verbliebene Dampflok Baureihe 50 aufs Abstellgleis in Kirchenlaibach. Zusätzlich zum Lokführerdienst auf „DB-Einheitsloks“ bewies der jetzige Jubilar - letztlich erfolgreich - Einsatzbereitschaft für den Erhalt einer historischen Elektrolokomotive. Geschätzt als in Österreichs gebautes „Mädchen für alles“ war die E44 119 bis zur Ausmusterung Anfang 2001 in der Korbstadt stationiert. Unter dem Dach des Bahnsozialwerks (BSW) und in Zusammenarbeit mit dem inzwischen zuständigen DB Museum Nürnberg gründete Ambos im März 1984 mit Gleichgesinnten eine Arbeitsgemeinschaft, der „die 119“ ihren Namen gab. Horst Ambos wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt, bis er in Dieter Ferlau einen Nachfolger fand. Mit dem Lichtenfelser Oldtimer reihte er sich 1985 in die Nürnberger Jubiläumsparaden ein. In Würdigung seines vielfältigen Engagements wurde er schon vor längerer Zeit zum Ehrenvorsitzenden ernannt, der rund 50 Mitglieder 2021 in die BSW Nachwuchsgruppe „Historisches Bw Lichtenfels“ überführte und damit für Aktive und Hobby-Eisenbahner aus Lichtenfels und Umgebung die Weichen in Richtung Zukunft stellte. Ein Personenunfall am Gleis beendete vorzeitig seine aktive Dienstzeit.