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LICHTENFELS: Info-Veranstaltung zu "Young Carer" in Lichtenfels

LICHTENFELS

Info-Veranstaltung zu "Young Carer" in Lichtenfels

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    Kerstin Hofmann von der Fachstelle Demenz und Pflege Oberfranken.
    Kerstin Hofmann von der Fachstelle Demenz und Pflege Oberfranken. Foto: Monika Schütz

    Kinder und Jugendliche mit Pflegeverantwortung betreuen, unterstützen und helfen. Sie kümmern sich um Familienmitglieder, die aus körperlichen, psychischen oder anderen Gründen nicht alleine für sich sorgen können. Das können Geschwister sein, ein oder beide Elternteile oder manchmal auch Großeltern.

    Mittlerweile sind sie so viele geworden, dass sie einen eigenen Namen bekommen haben: Young Carer. Das „young“ macht deutlich, dass es sich hier um Minderjährige im Alter von sechs bis 18 Jahren handelt. Das „Care“ stammt aus dem Englischen und wird meist mit „Sorge“, „Fürsorge“ oder „Pflege“ übersetzt.

    Wo sind die Sozialdienste?

    Doch welche Aufgaben übernehmen die „jungen Pflegenden“? Die Tätigkeiten der Young Carer sind vielfältig: sie betreuen ihre Geschwister, kaufen ein, kochen und putzen, sie helfen der pflegebedürftigen Person beim Aufstehen oder Treppensteigen. Young Carer unterstützen beim Ankleiden, Waschen und beim Toilettengang. Sie hören zu und trösten, erledigen Behördengänge, begleiten zu Arztbesuchen und lösen Rezepte ein. Sogar das Verabreichen von Tabletten und das Wechseln von Verbänden gehört zu ihren Tätigkeiten.

    Auf der Liste von Kerstin Hofmann von der Fachstelle für Demenz und Pflege steht eine lange Reihe von weiteren Beispielen. Unweigerlich taucht beim Gespräch mit Kerstin Hofmann aber die Frage auf, wo denn der Part von den Sozialdiensten ist? Von Pflegediensten oder Haushaltshilfen, die eigentlich von der Pflegekasse vermittelt werden? „Die Kinder füllen die Lücken“, antwortet sie, „der Pflegegrad deckt nicht alles ab“.

    Etwa zwei Stunden täglich ist ein Young Carer mit dem Pflegen beschäftigt. In representativen Umfragen habe sich herauskristallisiert, dass die meisten der Sechs-bis 18-Jährigen aus Liebe zu ihrer Familie helfen. Nur die wenigsten hätten es „aufgetragen bekommen“.

    Der Fokus verändert sich

    Doch egal, aus welchen Beweggründen ein Kind, ein Jugendlicher zum Langzeitpfleger wird: der Alltag verändert sich. Oft bemerken es Lehrer als erstes: ihr Schüler, ihre Schülerin ist unkonzentriert, sackt mit den Noten ab, isoliert sich von Mitschülern. „In jeder Klasse sind es ein bis zwei, in jeder“, hat Kerstin Hofmann aktuelle Zahlen dabei.

    Der Anteil in dieser Altersgruppe liege bei 6,1 Prozent. In Zahlen ausgedrückt: Bayernweit sind mehr als 1,4 Millionen Sechs bis 18-Jährige betroffen, die sich um psychisch kranke oder körperlich behinderte Eltern oder Geschwister kümmern.

    Kerstin Hofmann sagt: „Uns geht es darum, überhaupt einmal zu sensibilisieren, dass es diese Personengruppe gibt, diese Kinder und Jugendliche mit Sorgeverantwortung“. Mittlerweile gebe es immer mehr Stellen, an die sie sich wenden könnten. Seit einiger Zeit existiere eine Arbeitsgruppe, bestehend aus der Fachstelle für Demenz und Pflege Oberfranken, der Staatlichen Schulberatungsstelle für Oberfranken und der Erziehungsberatung Lichtenfels, nennt sie Besipiele.

    Auch staatliche Organisationen bieten mittlerweile Hilfe an.
    Auch staatliche Organisationen bieten mittlerweile Hilfe an. Foto: Monika Schütz

    In vier Wochen gibt es den oberfränkischen Lehrerfortbildungstag mit mehr als 500 erwarteten Teilnehmenden: er findet heuer am Buß- und Bettag (Mittwoch, 20. November) in Lichtenfels statt. Auf dem Programm stehen unter anderem zwei Workshops, in denen Lehrkräften das Thema nähergebracht werden soll. Zielgruppe sind die Beratungslehrer an den Schulen, die Schulpsychologen und die Jugendsozialarbeiter an den Schulen.

    Reges Interesse an Lehrgang

    Vor einem Jahr hat übrigens auch das Bundesfamilienministerium reagiert und das Onlineportal „Pausentaste“ freigeschaltet. Pflegende Kinder können dort anonym nach Informationen und Hilfsangeboten surfen, eine Mail loswerden oder bei der „Nummer gegen Kummer“ anrufen. Hilfe findet man auch bei der Erziehungsberatungsstelle der Caritas Lichtenfels bei Frau Michelle Breuer unter: breuer@caritas-lif.de

    Eine letzte Überlegung über das Thema Young Carer stimmt nachdenklich: „Wann endet das alles für die Young Carer?“ Kerstin Hofmann antwortet : „Gute Frage. Wenn man sich lösen kann. Das kann durch Tod sein, durch Besserung oder auch mit schlechtem Gewissen seinen eigenen Weg gehen“.

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