Am 3. Advent wurde der Lichtenfelser Weihnachtsmarkt um eine eisige Attraktion bereichert: Denn während sich so mancher Besucher an heißem Glühwein oder einem frischen Crêpe aufwärmte, arbeitete Stefan Steinbrich mit klammen Händen an seiner Eisskulptur.

Die Zuschauer hielten gebannt den Atem, als er mit seiner Akku-Kettensäge präzise Linien ins glasklare Eis schnitt und kleine Splitter wie Funken durch die Luft flogen. Stück für Stück nahm der Eisblock Form an – bis schließlich der liebenswerte Schneemann Olaf aus dem Film „Die Eiskönigin“ vor den Augen des Publikums zum Leben erwachte.
Augenblick festhalten
Für Stefan Steinbrich ist das Eisschnitzen mehr als nur ein Handwerk – es ist die Kunst, den Augenblick festzuhalten. Der Garten- und Landschaftsbauer aus Weisendorf entdeckte seine Liebe zur Schnitzerei erst 2015 bei einem Holzschnitzkurs. Vier Jahre später wagte er sich bei einem spontanen Workshop zum ersten Mal ans Eis. Seitdem schnitzt er mit Leidenschaft sowohl Holz als auch Eis – zwei Materialien, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten.
Holz ist langlebig und robust, Eis dagegen flüchtig und vergänglich. Doch gerade das reizt Steinbrich. „Beim Eis kann ich viel besser Details und Lebendigkeit einfangen“, erklärt er und fügt hinzu: „Und dass es irgendwann schmilzt, stört mich nicht. Im Gegenteil – ich erschaffe etwas Einzigartiges, das nur für einen kurzen Moment existiert.“. Für ihn ist das Eisschnitzen der perfekte Gegenpol zum Holz, denn während Holz Jahrzehnte überdauert, erzählt Eis seine Geschichte nur für eine Weile, bevor es verschwindet.
Vom Eisblock bis zur Skulptur
Bevor der Schneemann Olaf seine Gestalt annehmen konnte, begann die Arbeit von Stefan Steinbrich schon lange vor der Live-Show mit einem glasklaren Eisblock. „Das Eis muss durchsichtig sein“, betont der Schnitzer. Dafür stellt er seine Blöcke selbst her, in einer speziellen Maschine, die destilliertes Wasser in ständiger Bewegung hält. Nur so friert das Eis langsam und gleichmäßig durch, ohne Luftblasen und Trübungen. Das Ergebnis: Ein Block, so durchsichtig wie Glas und ideal für filigrane Details. Steinbrich arbeitet zwar größtenteils frei, doch bei einem Publikum überlässt er nichts dem Zufall. Dafür ritzt er sein Motiv schon vorab in das Eis. Eine Art Vorlage, an der er sich während des Schnitzens orientiert. „Ein kleiner Plan hilft, besonders um die Proportionen richtig zu treffen“ fügt er lachend hinzu.

Und dann geht es los: Die Akku-Kettensäge brummt, Eis fällt und die ersten groben Konturen entstehen. Stück für Stück nimmt der massive Eisblock Form an. Ein Kopf hier, ein Fuß da – und plötzlich erkennt man schon die Umrisse von Olaf. Für die Feinheiten greift Steinbrich zum Stemmeisen. Mit ruhigen, geübten Bewegungen haucht er der Figur Leben ein: das breite Lächeln, die Karottennase und die freundlichen Augen. Die Zuschauer konnten an diesem Tag sehen, wie aus dem rohen, kalten Block Schritt für Schritt Leben entstand. Besonders für die Kinder war es ein echtes Erlebnis. Fasziniert beobachteten sie, wie abgeschnittene Eisbrocken auf den Boden fielen und Olaf mit jedem Schnitt deutlicher seine Gestalt annahm.
Perfektes, ungemütliches Wetter
Das Wetter spielte an diesem 3. Advent perfekt mit. Der Himmel war bewölkt und die Temperaturen lagen um den Gefrierpunkt – ideale Bedingungen für das Eisschnitzen. „Zu viel Sonne ist eigentlich das Schlimmste für die Skulpturen“, erklärt Stefan Steinbrich. „Die UV-Strahlen bringen das Eis im Inneren zum Brechen und so lässt es sich nur schwer bearbeiten. An einem bewölkten Tag wie heute ist es einfach perfekt.“ So konnte er in Ruhe arbeiten, ohne sich groß um das Schmelzen seines Kunstwerks sorgen zu müssen.
Während sich die Zuschauer bei den kühlen Temperaturen etwas zusammenzogen, um sich vor dem Wind zu schützen, herrschte eine angenehme Stille, die nur durch die Geräusche des Eisschnitzens unterbrochen wurde. Es war faszinierend, wie konzentriert Steinbrich an dem Eis arbeitete, während das Publikum gespannt zuschaute. Kurz nach Beginn des Regens war es dann so weit: Die letzten Details in Olafs Gesicht waren herausgearbeitet und die Skulptur war fertig. So konnten die Besucher den fertigen Schneemann für den Rest des Abends bewundern, während der Regen sanft auf die Eisfigur prasselte. Olaf, der Schneemann aus Eis, war an diesem 3. Advent ein echter Blickfang auf dem Lichtenfelser Weihnachtsmarkt.
Trotz der kühlen Temperaturen und des Regens blieb die Eisskulptur bis zum Schluss ein Highlight, das den Besuchern ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Stefan Steinbrich hatte es geschafft, in kürzester Zeit ein Kunstwerk zu erschaffen, das zwar nur für einen Moment existierte, aber noch lange in Erinnerung bleiben wird. So zeigt er eindrucksvoll, wie faszinierend vergängliche Kunst sein kann.