Seit 2015 findet jährlich der Tag der Städtebauförderung statt. Auch Lichtenfels beteiligt sich mit schöner Regelmäßigkeit daran, so seinerzeit mit der Unterführung Coburger Straße und auch während der Corona-Pandemie, als dieser Tag rein Online begangen wurde.
In diesem Jahr hatte man, neben der Kirschbaummühle, zwei interessante Projekte, die Bürgermeister Andreas Hügerich im Hof des Stadtschlosses vor mehr als 50 interessierten Bürgerinnen und Bürger sowie den Ehrengästen vorstellte. Da wäre zum einen der „Rote Turm“, der nach einer Restaurierung jetzt wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist und in seinem Inneren einen Teil der Steinzeitlichen Sammlung von Andreas Werner und aus den Grabungen am Marktplatz 2 und 10 beherbergt.
Zum anderen wäre da der Kastenboden der neuen Bücherei und Tourist-Info Marktplatz 10, dessen Kreativwerkstatt zur Besichtigung offenstand, auch konnte man einen Blick von oben in den Innenhof werfen, der aktuell allerdings noch einer Großbaustelle mehr ähnelt als einem Ort der Begegnung, der er einmal werden soll.
Donröschenschlaf
Lange Zeit war er im Dornröschenschlaf versunken. Seit Samstag, 10 Mai, ist er für die Öffentlichkeit endlich wieder zugänglich: Der „Rote Turm“, auch „Lugenturm“ oder „Röschenturm“ genannt, steht an der höchsten Stelle über dem Marktplatz. „Man konnte von oben über alles ,lugen‘, also überblicken“, so Stadtbaumeister Gerhard Pülz.

„Wir haben ihn behutsam restauriert und nach Möglichkeit alles im Originalzustand belassen“, führte er weiter aus. An manchen Stellen wird dies deutlich, wenn man die vielen Farbschichten sieht, die man behutsam freigelegt hat. Nicht nur der Standort und die Höhe von rund 36 Metern machen den Turm zu etwas Besonderem.
„Wir haben uns dazu entschlossen, dem Turm ein interessantes Innenleben zu geben“, hieß es. Und dieses Innenleben ist in der Tat mehr als Besonders, besteht es doch aus zwei verschiedenen Sammlungen. Die aber, wenn man genau hinsieht, etwas gemeinsam haben, denn sie belegen eine frühzeitliche Siedlungsgeschichte in Lichtenfels und Schney.
Andreas Werner hat in vielen Jahren eine einzigartige und umfangreiche Sammlung von Funden aus der Steinzeit angelegt. Bernhard Christoph als Projektleiter erläuterte den einzigartigen Wert der Sammlung mit mehr als 19.000 steinernen Artefakten, die viele Jahre in Seubelsdorf in einem Archivraum vor sich hinschlummerte.

Gemeinsam mit dem selbstständigen Archäologen und Prähistoriker Dr. Markus Beck aus Nürnberg hat man alles inventarisiert, katalogisiert und aufbereitet. Einen Teil der Sammlung kann man zu den Öffnungszeiten begutachten. Man dankte vor allem den Kindern von Andreas Werner, Berthold Werner und Annemarie Hummrich, dass diese die Sammlung der Stadt überlassen haben.
Der andere Teil der Sammlung besteht aus Funden, die Michael Jandejsek während seiner Grabungen an den Baustellen Marktplatz 2 und 10 gefunden hat und die beweisen, dass Lichtenfels wohl sehr viel älter ist, als man es ursprünglich vermutet hat, was er in zwei Vorträgen im Archiv der Zukunft und der ehemaligen Synagoge bereits vorstellen konnte (diese Redaktion berichtete). Nach diesen Vorträgen wurde der Turm offiziell eröffnet, was sich die Besucherinnen und Besucher nicht entgehen ließen.
Während ein Teil der Anwesenden den Turm erklomm, besuchte der andere Teil die Baustelle Marktplatz 10. Dort entsteht die neue Bücherei mit Tourist-Info, auch wenn es noch nicht danach aussieht. „Wir haben leider eine Verzögerung von rund neun Monaten“, musste Stadtbaumeister Gerhard Pülz zugeben. „Allerdings muss man sagen, wir sind schon mit drei Monaten Verspätung gestartet.“
Gründe dafür waren der russKrieg in der Ukraine und damit verbunden auch das Problem, dass bei der ersten Ausschreibung keine Angebote eingegangen seien. „Aktuell haben wir wieder eine Verzögerung, weil man sich bei einem zu installierenden Metallrahmen um rund einen Meter vermessen hat, der ist jetzt zu klein, aber man versucht, die Zeit aufzuholen.“ Daher auch der Baulärm, der deutlich zu hören war.
Roll-Ups aufgestellt
Im Inneren hatte man einige Roll-Ups aufgestellt, die zeigen sollten, wie die Kreativwerkstatt einmal aussehen soll. „Und wir brauchen heute wieder die Ideen und Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger: Was soll hier alles noch hinein? Was wünschen Sie sich?“, fragte Bürgermeister Hügerich. Und davon wurde fleißig Gebrauch gemacht. Schnell füllten sich die aufgestellten Plakatwände mit Vorschlägen. Ob und was davon am Ende umgesetzt wird, das liegt auch am Geldbeutel der Stadt. „Aktuell“, so Gerhard Pülz, „liegen wir ziemlich genau im Kostenrahmen.“
Der Blick in den Innenhof, der einmal zu einem Ort der Begegnung werden soll und auch das Stadtschloss und den Marktplatz direkt verbindet, war eher ernüchternd, was aber in der Natur der Sache liegt. Man darf gespannt sein, wie alles aussieht, wenn es fertig ist. Und wie man dann dieses Gebäude mit Leben füllen will, um, wie Bürgermeister Andreas Hügerich es beschreibt, „einen wertvollen Impuls zur Innenstadtbelebung zu geben“.