Nach 22 Jahren auf der zweiten Pfarrstelle der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Lichtenfels tritt Ralph-Peter Zettler mit Wirkung zum 1. Mai in den Ruhestand. In einem österlichen Gottesdienst verabschiedeten am vergangenen Sonntag Pfarrerskollegen, Gemeindeglieder sowie Vertreter der Korbstadt und von Vereinen den Seelsorger und wünschten ihm alles Gute für die vor ihm liegende Zeit, die der Seelsorger aktiv gestalten will. Auch in Zukunft möchte er sich in das Lichtenfelser Gemeindeleben einbringen, zumal die erste Pfarrstelle in Lichtenfels weiterhin vakant ist.

Unter Glockengeläut geleiteten Mitglieder des Kirchenvorstands, Mitarbeiter sowie Pfarrerinnen und Pfarrer den Geistlichen in die Martin-Luther-Kirche zu einem Festgottesdienst, der von Kirchenmusik-Direktor Klaus Bormann, dem Kirchenchor und dem Posaunenchor unter der Leitung von Tanja Edner musikalisch umrahmt wurde.
Beruflicher Lebensweg
Die Predigt nutzte Pfarrer Zettler zu einem Rückblick auf seine Verbindungen zur Kreisstadt. Sie begannen in den 1980-er Jahren, als er als Vikar in einer Gemeinde bei Neustadt im Lichtenfelser Bahnhof auf dem Weg ins Predigerseminar in Bayreuth umsteigen musste. Weitere Stationen seines beruflichen Lebenswegs waren Fürth und Rehweiler bei Geiselwind, wo er unter anderem eine Autobahnkirche an der A3 betreute und Fernfahrer unterstützte.

2003 kam der Seelsorger nach Lichtenfels in eine Gemeinde, die sich auf das Weihejubiläum „100 Jahre Martin-Luther-Kirche“ vorbereitete. Auch in Lichtenfels wurde er wie schon zuvor mit wechselnden Arbeitsschwerpunkten konfrontiert. Etliche Jahrgänge junger Menschen begleitete er zur Konfirmation, leitete mehrere Gemeindekreise und setzte sich für ein buntes Lichtenfels ein.
Glühender Verfechter
Zettler wirkte beim Gedenken an die Reichspogromnacht in der Kreisstadt mit und ist ein glühender Verfechter des „konziliaren Prozesses“, in dem sich die christlichen Kirchen weltweit zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung bekennen.

Der Pfarrer betonte in seiner Predigt, dass er stets zum Lob, Preis und zur Ehre Gottes gewirkt habe und stets bemüht gewesen sei, nicht am Gestrigen festzuhalten, sondern fröhlich Jesus Christus als Wegweiser zu folgen. An ihn zu glauben, auch wenn man Christus nicht sehe, sei für viele nicht immer leicht. Doch ein Christ sollte in der Gewissheit leben, dass der Herr lebt, die Menschen liebt und seine Engel zu ihnen schickt, betonte Ralph-Peter Zettler.
Treuer Diener
Als stellvertretender Dekan des Dekanatsbezirks Michelau würdigte Kornelius Holmer aus Zapfendorf das Wirken des scheidenden Geistlichen als treuer Diener Jesu Christi. Amüsiert berichtete er, dass Pfarrer Zettler bereits mit 14 Jahren eine Bewerbung an das Missionsseminar in Neuendettelsau geschrieben habe, doch erst in Rahmen eines späteren Studienjahres sei er in Tansania 1983 zum Einsatz gekommen – eine Erfahrung, die ihn nachhaltig geprägt habe.
Dass er mit wechselnden Arbeitsschwerpunkten konfrontiert war, sei typisch für den Beruf eines Pfarrer, meinte Holmer. Angesichts seiner Auslandserfahrungen habe Zettler sich kompetent als Missionsbeauftragter engagiert und seine geistige Heimat auf dem Schwanberg gefunden.
Kornelius Holmer pries Pfarrer Zettler als stets verlässlichen und loyalen Kollegen, der eine Lücke in den Reihen des Pfarrkapitels hinterlasse. Es fehle in Zukunft eine kritische Stimme, die die Gemeinschaft zwar manchmal verwirrt, aber stets vorangebracht habe. Dass er sich weiterhin in den geistlichen Dienst einbringen wolle, würdigte der stellvertretende Dekan angesichts der schwierigen Lage etlicher unbesetzter Pfarrstellen mit Dankesworten.
Schließlich verlas der Senior des Pfarrkapitels, Pfarrer Tobias Knötig aus Heilgersdorf, die Entlassurkunde des bayerischen Landesbischofs aus dem aktiven Dienst.
Mehr als ein Seelsorger
Den Dank des Lichtenfelser Stadtrats übermittelte mit Unterstützung von Sabine Rießner und Elke Werner der Lichtenfelser Bürgermeister Andreas Hügerich. Das Stadtoberhaupt beschrieb den Scheidenden als einen Menschen mit Herzenswärme und einem offenen Blick für die Nöte seiner Mitbürger.
Pfarrer Zettler sei mehr als ein Seelsorger, nämlich ein Begleiter, Mutmacher, geduldiger Zuhörer und Brückenbauer. Er habe immer Haltung bewahrt, ohne dabei laut zu sein. Und mit dem ihm eigenen Humor habe er viele Türen geöffnet.
So könne Pfarrer Zettler nun mit Leichtigkeit und einem gewissen Augenzwinkern in eine neue Lebensphase eintreten. Schließlich bescheinigte das Stadtoberhaupt Pfarrer Zettler, dass er Spuren in der Kreisstadt hinterlassen habe und stets ein Gewinn für Lichtenfels gewesen sei.
Weitere Worte des Abschieds erreichten den scheidenden Geistlichen von Ursula Sünkel, die ihm namens der VdK-Kreisvorsitzenden Monika Faber schelmischen Witz und schrägen Humor bescheinigte und in den „Club der lebenslangen Rentner“ aufnahm und schließlich mit einem Bienenstich verwöhnte. Ein besonderes Präsent hatten die Gemeindehelfer Monika Hummel, Evelyn Kondruss und Pfarrsekretärin Simone Gack parat. Sie überreichten Ralf-Peter Zettler ein dickes Buch mit persönlichen Widmungen und Würdigungen vieler Menschen aus der Gemeinde als kostbare Erinnerung an seine aktive Dienstzeit.
Krankenhaus-Pfarrerin Sabine Schmid-Hagen dankte ihrem Kollegen im Namen des Pfarrkapitels für dessen Kollegialität, seine Liebe zur Liturgie und seinen enormen Einsatz gerade für die Älteren. Trotzdem sei er stets bescheiden geblieben.
Als Leuchtturm im Pfarrkapitel beschrieb der Senior der Michelauer Pfarrerschaft, Tobias Knötig, den zukünftigen Ruheständler mit dem Wunsch, weiterhin sich treu zu bleiben.
In ökumenischer Verbundenheit berichtete Pfarrer Roland Neher von einer entspannten Atmosphäre bei ihrer gemeinsamen Arbeit in Gottesdiensten. Da Pfarrer Zettler weiterhin in Lichtenfels wohnen bleibe, werde eigentlich nur ein halber Abschied gefeiert.
Wichtige Konstante
Als wichtige Konstante im Leben der evangelischen Gemeinde in Lichtenfels sah der Vertrauensmann des Kirchenvorstands, Daniel Kalkus, Pfarrer Zettler und dankte ihm für seine Bereicherungen durch vielfältige Gottesdienstformen von der Waldweihnacht bis zu den regelmäßigen Friedensgebeten.
Im Anschluss an den offiziellen Teil hatten die Gemeindeglieder und viele weitere Gratulanten im Myconiushaus und davor im Kirchhof die Gelegenheit, mit Pfarrer Zettler Kontakt aufzunehmen und ihm ihren Dank kundzutun.