Ist ein Kalb verletzt oder krank, stehen Landwirtinnen und Landwirte oft vor potenziell schwierigen Entscheidungen. Was kann ich selbst tun. Und wann sollte ein Tierarzt gerufen werden? Das sind nur zwei der Fragen, die in so einer Situation aufkommen.
Zum „Tag der Milchkuh 2024“ bot das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Coburg-Kulmbach zusammen mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und in Kooperation mit dem VLM Coburg und dem vlf Coburg zum Thema „Erste Hilfe bei kranken Kälbern“ ein Praxisseminar an.
Tierarzt Dr. Michael Schmaußer informierte dabei über die häufigsten Krankheiten und Verletzungen und erläuterte passende Erste-Hilfe-Maßnahmen. Durch die Förderung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) war die Teilnahme kostenfrei. Das Projekt führt unter anderem Veranstaltungen zum Wissenstransfer von Praxiswissen für eine tierwohlgerechte und nachhaltige Nutztierhaltung durch.
Mix aus Theorie und Praxis
Am Morgen stellte Dr. Michael Schmaußer im Theorieteil zunächst die gängigsten Kälberkrankheiten und ihre verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten vor. Dabei wurden Empfehlungen gegeben, was Landwirte selbst tun können und welche Maßnahmen zur Vorbeugung sinnvoll sind.
Tränke-Management
Im Fokus standen Tipps rund um die Geburt sowie das Biestmilch- und Tränke-Management. Die Biestmilch sollte dem Kalb so schnell, so sauber und in so hoher Qualität wie möglich verabreicht werden.
Zur Überprüfung der Qualität wurden das Refraktometer, Auslauftrichter und die Kolostrum-Spindel vorgestellt. Auch empfiehlt es sich zur Absicherung bei einer schlechten Biestmilchqualität eine Reserve einzufrieren. Bei Durchfallkälbern ist beispielsweise eine Mutterschutzimpfung mit einem bestandsspezifischen Impfstoff angeraten. Wichtig ist auch hier die Gabe von Biestmilch, da sich dadurch der Krankheitsverlauf verkürzen lässt.
Beim Tränkemanagement empfiehlt Dr. Schmaußer eine intensive Tränke mit Milch bis mindestens zur 12. Lebenswoche.
Signale der Kälber erkennen
Eine großzügige Milchversorgung trägt zu einem stabilen, gesunden Kalb und einer gesteigerten Milchleistung bei. Hat sich ein Kalb eine Fraktur zugezogen, sollte diese dick und weich eingepackt und das Kalb bis zum Eintreffen des Tierarztes fixiert werden, um weitere Verletzungen zu vermeiden. Wichtig ist grundsätzlich, die Signale der Kälber zu erkennen. Welche das sein können, war unter anderem Bestandteil des Praxisteils am Nachmittag.
Nabelkontrolle
Dabei zeigte Dr. Schmaußer, wie man ein Kalb richtig zur Untersuchung fixiert und zum Beispiel. durch einen kleinen Schubs die Übersäuerung von Durchfallkälbern feststellt. Gleichen diese den Schubs nicht sauber auf allen Vieren aus, deutet dies auf eine Übersäuerung hin. Hier hilft die Gabe von Natriumbicarbonat über einen Bolus.
Auch Nabelkontrolle war ein Thema: Dieser sollte in etwa so dick wie ein Bleistift sein. Ist er größer, könnte das zum Beispiel auf eine Entzündung hindeuten.
Des Weiteren führte der Tierarzt vor, wie man die Schleimhäute kontrolliert. Ist das Zahnfleisch lila und sind die Äderchen in den Augen verwaschen, könnten diese Symptome auf eine Blutvergiftung hindeuten. (red)