In Bayern sind Dienstleistungen im Bereich der Fußpflege seit 4. Mai wieder gestattet. Seit 6. Mai dürfen Kunden zudem auch alle weiteren handwerklichen Dienstleister aufsuchen. Dies bedeutet, dass auch Kosmetik- und Nagelstudios wiederöffnen durften, stellte die Handwerkskammer klar. Auch das mobile Arbeiten beim Kunden sei damit möglich.
Hygieneregeln: Worauf Kunden und Beschäftigte zu achten haben!
Doch die Berufsgenossenschaft (BG) für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege hatte da so einige Forderungen durchgesetzt: Kunden oder Kundinnen müssen sich nach Betreten des Studios die Hände waschen oder desinfizieren. Vor Gesichtsbehandlungen muss sich die Kundin beziehungsweise der Kunde das Gesicht selbst gründlich reinigen (etwa mit einem Einmalwaschlappen mit entsprechendem Gesichtsreiniger) sowie die Haare mit einem Reif oder Haarband/ -Netz aus dem Gesicht nach hinten fixieren. Kunden-Kontaktdaten sowie Zeitpunkt des Betretens/Verlassens des Studios sind zu dokumentieren, damit eine etwaige Infektionskette nachvollzogen werden kann. Die Erhebung dieser Daten ist nach der Datenschutzgrundverordnung zulässig.

Mund-Nasen-Bedeckungen sind verpflichtend, sowohl für die Beschäftigten als auch für die Kundschaft. Die Kunden und Kundinnen sollen eine eigene Mund-Nasen-Bedeckung mitbringen. Diese müssen sie während der Behandlung tragen, beziehungsweise Mund und Nase müssen durchgehend abgedeckt bleiben. Nur bei gesichtsnahen Dienstleistungen darf sie abgenommen werden. Die Beschäftigten haben dann während dieser Behandlungszeit verpflichtend ein eFFP2-Maske ohne Ausatemventil und zusätzlich eine Schutzbrille oder einen Gesichtsschutz zu tragen. Die Arbeitskleidung muss bei 60 Grad Celsius waschbar sein und darf nicht mit privater Wäsche zusammen gewaschen werden.
Angemeldete und unangemeldete Kontrollen der Berufsgenossenschaft
Decken für Kunden und Kundinnen dürfen dann weiterhin verwendet werden, wenn sich darunter beziehungsweise darüber ein Laken befindet, welches bei mindestens 60 Grad Celsius waschbar ist. Der direkte Kontakt zwischen Decke und Kunde wird somit verhindert.
Das Anbieten von Zeitschriften oder eine Bewirtung ( zum Beispiel ein Glas Waser oder eine Tasse Kaffe) wird derzeit wegen dem erhöhten Hygieneaufwand nicht empfohlen. Damit diese und weitere Auflagen eingehalten werden, kontrolliert die BG: „Wir führen Vor-Ort-Überwachungen in Form von Betriebsbegehungen durch. Diese finden sowohl angemeldet als auch unangemeldet statt“.
„Ich war schon vorher ein wenig pingelig, was Hygiene betrifft. Mein Koffer mit den Geräten und Bestecken geht ja von Haus zu Haus.“
Gabriele Kocur, mobile Fußpflegerin, Lichtenfels

„Ich war schon vorher ein wenig pingelig, was Hygiene betrifft. Mein Koffer mit den Geräten und Bestecken geht ja von Haus zu Haus“, erzählt Gabriele Kocur. Sie ist mobile Fusspflegerin in Lichtenfels und besucht neben Privatpersonen auch ein Heilpädagogisches Zentrum (HPZ) und ein Pflegeheim. „Ich pack? immer alles doppelt und dreifach ein, wenn ich unterwegs bin“.
Schon vor Corona gehörte regelmäßiges und sorgfältiges Desinfizieren unbedingt zu ihrer Arbeit. Lediglich das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sei jetzt zusätzlich immer verpflichtend. Der Abstand sei - naturgegeben - beim Pflegen der Füße sowieso gegeben.
Seit 4. Mai arbeitet Gabriele Kocur wieder. Beim HPZ sind spezielle Auflagen dazu gekommen. Und auch der Besuch im Pflegeheim ist jetzt wieder für sie möglich. Die genauen Daten zur „Wiederöffnung“ hat ihr niemand mitgeteilt: „Ich hab' halt geschaut, was der Söder spricht“, sagte sie lachend.
Vermehrtes Desinfizieren und gründliches Lüften kosten Zeit
Etwas anders war die Situation bei Carmen Braun, die eine medizinische Fußpflege-Praxis in Lichtenfels betreibt. Weil sie nicht nur kosmetische, sondern auch medizinische Fußpflege praktiziert, hatte das Landratsamt Lichtenfels ihr die Erlaubnis zur Behandlung von Notfällen erteilt. Ihre Praxis musste nicht schließen, Patienten mit diabetischem Fuß oder anderen Erkrankungen an den Füßen, konnten behandelt werden.

Doch als die Zahl der Kunden immer geringer wurde, entschloss sich Carmen Braun, für drei Wochen zu schließen. „Viele der meist älteren Personen haben sich wohl nicht getraut, obwohl sie die Behandlung gebraucht hätten“, bedauert sie. Für ihre Kunden hat sie eine telefonische Rufumleitung eingerichtet,um auch ohne ein Handy stets erreichbar zu sein.
Bei Carmen Braun stand Hygiene ebenso stets im Vordergrund, auch vor Corona. Neu in der Praxis ist allerdings die Plexiglasscheibe bei der Anmeldung. Termine für Maniküre oder Fingernagelpflege gibt es zwar noch nicht, dafür werden Termin für die Füße auch für Samstage vergeben. Allerdings: Die Pausen zwischen den einzelnen Terminen sind viel länger geworden: Vermehrtes Reinigen, Desinfizieren und auch gründliches Lüften der Räume kosten eben Zeit.
Aufgepasst, die Marsmännchen sind da: Entspannte Stimmung
Fußpflege gibt es natürlich auch in Bad Staffelstein. Dazu kosmetische Behandlungen und auch Maniküre. Bei der Parfümerie Müller arbeiten die Chefin, Drogistin/Kosmetikerin Christine Edelmann, und ihre beiden Mitarbeiterinnen in separaten Räumen. „Achtung, nicht erschrecken, die Marsmännchensind da“, scherzt Mitarbeiterin Gabriele Böhmer mit ihrem Gesichtsschutzschild, als sie eine Kundin begrüßt.
Die Stimmung ist entspannt. Kunden und Mitarbeiter freuen sich, dass wieder ein Stück Normalität eingekehrt ist. „Ich bin froh, dass ich wieder arbeiten darf“, sagt Christine Edelmann erleichtert. Während der„Zwangspause“ hatte sie den Kontakt zu ihren - meist langjährigen- Kunden aufrecht erhalten, mit ihnen teilweise lange telefoniert. Sie selbst erfuhr vom Gesundheitsamt, dass wieder gearbeitet werden darf. Dazu hatte sie die Nachrichten im Internet verfolgt und sich da auch die Live-Pressekonferenzen angesehen.
Und dann war da noch die Sache mit dem Geld. Die Einnahmen sind von heute auf morgen weggebrochen, die Unkosten nicht. Sie habe - wie auch die anderen Berufskollegen - mit der Bank und dem Steuerberater gesprochen. Und das nicht nur einmal. „Das muss ja alles gemanagt werden“, sagt Edelmann und kann jetzt unbeschwert lachen. Das Geschäft laufe wieder, Gott sei Dank.
Andere Begrüßung, andere Laufwege, Ärger über mehr Müll
Noch verhalten ist die Nachfrage nach Terminen im Kosmetikbereich des Best Western Hotels. Zu den Kunden zählten oft die Hotelgäste, die wegen der Beschränkungen und der noch geschlossenen Therme eher zurückhaltend anreisen. Mit geänderten Öffnungszeiten reagierte die Geschäftsleitung, erzählt Kosmetikerin Simone Dorittke. Neben ihr und einer weiteren Vollzeitkraft arbeiten zwei Auszubildende im Kosmetikbereich. Erst vor einer Woche liefen die Behandlungen wieder an. Die Stammkunden, die meist aus den angrenzenden Landkreisen kommen, wurden telefonisch informiert. Noch ist die kosmetische Massage des Salons aber nicht verfügbar, beide Masseure sind in Kurzarbeit.
Was die Hygienevorgaben der BG angeht, hat Simone Dorittke keine Probleme: „Für uns stand auch vor Corona die Hygiene an oberster Stelle“, betont die junge Frau. Was sie schmerzlich vermisst, ist die Begrüßung ihrer Kunden: Anstelle eines herzlichen Händedrucks darf es jetzt nur ein gewunkener Hallo-Gruß mit Abstand sein.
Auch die geänderten Laufwege sind noch ungewohnt: Damit sich die Kunden nicht begegnen, gibt es einen separaten Ein- und Ausgangsweg.
Über eines ist die Kosmetikerin verärgert: Wo bleibe jetzt der Gedanke an Umwelt und Nachhaltigkeit, wenn die Regierung soviel Desinfektion und Einmalartikel (Masken, Handschuhe,Waschlappen,..) vorschreibt. Das passe nicht zusammen.