Am vergangenen Dienstag trafen sich die Lichtenfelser „Omas und Opas gegen Rechts“ erneut im Café Hilde in Lichtenfels. Eingangs beschäftigten sich die Anwesenden intensiv mit den vergangenen Wahlen im Osten Deutschlands und dem Nachbarland Österreich.
„Haben denn die Menschen in Österreich und den östlichen Bundesländern aus den Fehlern der Vergangenheit nichts gelernt“ fragte Doris Zullo provokant. In der Diskussion berichtete Stadträtin Monika Faber (SPD) von ihren Erfahrungen mit rechtsradikalen Strömungen bereits kurz nach der Wende. Und auch im Weste Deutschlands seien damals NPD und Republikaner sehr stark gewesen, aber dann zum Glück wieder verschwunden. Diese Hoffnung scheine momentan, was die AfD anlangt, jedoch noch verfrüht.
So wichtig!
Stefan Hofmann bekräftigte, dass gerade deshalb die Arbeit der Omas gegen Rechts so wichtig sei. Nicht auf der politischen Ebene wolle und solle man wirken, sondern vor allem im gesellschaftlichen, sozialen und öffentlichen Raum.
Doris Zullo bekräftigte, dass man mutig, sichtbar und auch lauter gegen Hass und Hetze auftreten müsse. „Viele Menschen klagen nur über die Entwicklung, statt aus ihrer Komfortzone zu kommen und sich einzubringen.“
Und Gudrun Rebhan findet die Arbeit bei den „Omas gegen Rechts“ deshalb so befriedigend, weil man hier mit vielen Verbündeten zusammenarbeite, viele nette Leute kennenlerne und sich sinnvoll für eine wichtige Sache einsetze. „Man bekommt auch viel für sein Engagement zurück!“ Rebhan fordert Gleichgesinnten dazu auf, sich ebenfalls bei den Omas gegen Rechts oder auch dem Bündnis „Lichtenfels ist bunt“ zu engagieren.
Angedachte Aktionen
Doris Zullo blickte anschließend auf die vielen Mahnwachen, Infoständen, Veranstaltungen und Aktionen zurück, die seit der Gründung der „Omas gegen Rechts“ Lichtenfels im vergangenen August bereits abhehalten wurden. Sie berichtete zudem von geplanten und angedachten Aktionen, wie etwa Holocaust-Gedenktag 2025 und Deportationsgedenktag 2025. Auch ein Besuch der neuen Moschee in Lichtenfels, eine Führung am jüdischen Friedhof sowie eine Fahrt ins NS-Dokumentationszentrum seien angedacht.
Stefan Hofmann berichtete über die Bierfilzdeckel-Aktion zu Toleranz und Weltoffenheit, die mit dem Bündnis „Lichtenfels ist bunt“, „Demokratie Leben“ und Brauereien aus dem Landkreis verwirklicht werden soll. Positiv wurde die Zusammenarbeit mit „Demokratie leben“ aufgenommen. Aus der Versammlung kam der Wunsch, dass die Stelle besser in der Kreisstadt Lichtenfels in Nähe zum Landratsamt angesiedelt werden sollte.
Antrag auf Gedenktafel

Jitka Maisel berichtete über den Antrag auf Anbringung einer Gedenktafel zur Deportation der Lichtenfelser Jüdinnen und Juden am Lichtenfelser Bahnhof. Diesen, der von „ Lichtenfels ist bunt“ unterstützt wird, habe man an den Ersten Bürgermeister Hügerich und Stadtarchivarin Christine Wittenbauer übergeben. Er habe die grundsätzliche Zustimmung des Stadtoberhauptes. Auch die von Wittenbauer angekündigten Recherchen über alle weitere Opfer des NS-Regimes fanden ein postitives Echo. Mit Sorge wurde jedoch die damit eventuell verbundene Verspätung der Anbringung der Gedenktafele betrachtet. Maisel hofft jedoch, dass spätestens zum Deportationstag im April 2026 mit der Fertigstellung und Anbringung zu rechnen ist. Den Omas sei von der Stadt in jedem Fall zeitnahe Informationen zugesagt worden.
Bildungsauftrag verpflichtet
Bereits in der vorigen Sitzung war beschlossen worden, im Rahmen des Bildungsauftrages, dem sich auch die Omas verpflichtet fühlen, während jedes Monatstreffen über eine Frau aus dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu berichten. Doris Zullo hatte die entsprechende Sonder-Ausstellung in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin besucht und war beeindruckt von den mutigen Frauen, die vorgestellt wurden. Die Biografien dieser Frauen sollten allen Mut machen.
Monika Schatz stellte diesmal aus dem Katalog zur Ausstellung die Widerstandkämpferin Hilda Monte vor, geboren 1914 und aufgewachsen in einer jüdischen Familie in Berlin, erschossen im April 1945 in Feldkirchen, nur zwei Wochen vor dem Erreichen der französischen Truppen und kurz vor dem Ende des Krieges.
Termine → Sonntag, 20. Oktober, ab 15 Uhr Kundgebung in Sonneberg auf dem Piko-Platz: Nie wieder ist jetzt, gemeinsam und solidarisch → Donnerstag, 24. Oktober, 19 Uhr, Café Kitsch, Kronach, Rodacher Straße 22: Lieder von Trubatic gegen Menschenverachtung → 5. November, 14.30 Uhr, Stolperstein-Verlegung durch Stadt Lichtenfels → 9. November ab 15 Uhr Programm Progromnacht Lichtenfels, Lichtenfels ist bunt und evangelisch/katholische Dekanat → 19. November, 17 Uhr, nächstes Monatstreffen Omas gegen Rechts ab im Café Hilde, Lichtenfels → 28. November, 18.30 Uhr, Lesung aus dem Buch „Das Ende der Flucht“, Omas gegen Rechts, Myconiushaus Lichtenfels, Kronacher Straße 14
Hilda Monte Hilda Monte wächst als Hilde Meisel in einer jüdischen Familie der Berliner Mittelschicht auf. Bereits als 15jährige schließt sie sich dem Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK) an und arbeitet 1932/33 für deren Tageszeitung „Der Funke“. 1934 geht sie nach Paris ins Exil, wählt dort den Namen Hilda Monte und emigriert 1936 nach London. Hier publiziert sie in den folgenden Jahren viele Artikel und verfasst Manuskripte für die Rundfunksendungen der BBC. Darin berichtet sie über den Terror des Nationalsozialismus und warnt vor dem drohenden Krieg. Hilda Monte reist bis 1939 mehrfach illegal nach Deutschland um dort Widerstandskämperinnen und -kämpfer des ISK mit Geld und Informationen zu versorgen. Bereits 1940 erscheint ihr gemeinsam mit Fritz Eberhard verfasstes Buch „How to conquer Hitler – wie man Hitler besiegt“. Sie entwickelte konkrete Konzepte für eine föderale europäische Gemeinschaft mit dem Ziel der Friedenssicherung in Europa nach dem Krieg. Diese veröffentlichte sie 1943 in ihrem Werk „the unity of europe- die Einheit Europas“. Ein Zitat aus dem Buch lautet „Europäische Einheit kann nicht alle Probleme lösen, sie ist aber notwendige Bedingung für die Lösung“. Man kann Hilda Monte daher durchaus als europäische Visionärin bezeichnen. Anfang 1945 kommt Hilda Monte der Bitte österreichischer Sozialistinnen und Sozialisten nach, Verbindung mit dem Widerstand in Vorarlberg aufzunehmen. Auf dem Rückweg von Österreich wird sie an der Grenze zu Liechtenstein im April 1945 festgenommen und bei einem Fluchtversuch erschossen. (Quellenangabe: Katalog „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ Herausgegeben zur Sonderausstellung 10.7. bis 3.11.24 in der Gedenkstätte „Deutscher Widerstand“. )