„Wir haben in Lichtenfels schon lange keinen wirklichen Weiberfasching mehr, wenn wir denn hier jemals einen hatten“, meinte Kathrin Roth, die Veranstalterin. „Ich kann mich jedenfalls nicht an einen erinnern.“ Und so reifte in ihr der Entschluss: „Das muss doch zu ändern sein.“ Gemeinsam mit der Frauenunion stellte sie den ersten Weiberfasching in Lichtenfels auf die Beine, der im Café Herolds stattfand.
Doch nicht nur Frauen wurde der Eintritt gestattet, auch die Männer waren von Anfang an willkommen. Einzige Bedingung: Kostümiert mussten sie sein. „Da sind wir nicht so streng. Ein lustiges Hütchen oder einfach als Hippie, das reicht schon“, lachte die Dame am Eingang. Und so war das Publikum gut durchmischt und auch die Bedienungen hatten sich in ein Kostüm gezwängt. So waren Elfen, Piraten, Bienen und Neandertaler zu finden, die sichtlich ihren Spaß hatten.
Und nicht nur aus Lichtenfels kamen die Gäste. Auch aus den umliegenden Orten und sogar aus Coburg war man gekommen, um in Lichtenfels die Spinnweben, die dort karnevalistisch wehen, wegzuwischen. „Wir wollen Spaß, wir wollen tanzen und feiern“, so eine Hummel. „Wir haben lang genug darauf gewartet.“
Den Saal zum Brodeln bringen
Und schon summte sie wieder davon, um sich auszutoben. Die obere Ebene war als Tanzfläche hergerichtet worden, auf der schon früh die Pärchen ihre Runden zur Musik von Christian Bauer drehten. Und wenn einer weiß, wie man einen Saal zum Brodeln bringt, dann er. Besonders eine Herrenriege aus Bayreuth war dort aktiv. Sie tanzten als Gruppe, mit den anwesenden Damen, führten die des Öfteren stattfindenden Polonäsen an und versuchten sich am Line-Dance. Beim fiktiven Bobfahren zum Bobfahrer-Lied waren sie die ersten, die alle mit auf den Boden zogen.

Hinter der Theke wurde fleißig gemixt, Bier ausgeschenkt, kleine Speisen wurden von den emsigen Bedienungen an die Tische gebracht. Zeitweise kam man mit dem Ausschank kaum hinterher. „Dass wir hier noch nicht mit den etablierten Weiberfaschingsveranstaltungen mithalten können, das war mir klar“, erklärte Kathrin Roth. „Aber ich bin ganz zufrieden.“
Ein Überraschungsgast aus der Politik gab sich auch die Ehre, in das doch eher beschauliche Lichtenfels zu kommen. Staatsministerin Melanie Huml erschien, allerdings ohne Kostüm. Das wurde schnell geändert, man setzte ihr einfach ein Hütchen auf. Auch sie eroberte die Tanzfläche, ließ sich geduldig fotografieren und schüttelte Hände. Man sah ihr an, dass auch sie ihren Spaß hatte, mal ein paar Stunden völlig unpolitisch verbringen zu können.

Eine schlechte Nachricht gab es allerdings zu Beginn: Der geplante Auftritt eines Männerballets musste abgesagt werden, denn die Herren hatten unliebsamen Besuch erhalten: Corona ließ sie die Beine am Boden halten. Dafür rissen die jungen Damen der Showtanzgruppe aus Baunach die Besucherinnen und Besucher mit ihren Darbietungen mit. Zum einen der Gardetanz, bei dem sie die Beine hoch in die Luft warfen und auch artistische Hebefiguren darboten. Später dann der Ruf „Razzia!“.
Sondereinsatz mit gezückter Waffe
Als Sondereinsatzkommando mit gezückter Waffe stürmten die Damen die Tanzfläche und gaben noch einmal alles, um zu zeigen, was in ihnen steckt. Verhaftet wurde an diesem Abend allerdings niemand, auch die Staatsministerin blieb davon verschont.

„Alles in allem ist es doch gut gelaufen“, meinte Kathrin Roth später. „Und ich kann jetzt schon sagen, wir werden es 2024 wiederholen.“ Auch ein Datum nannte sie: 8. Februar 2024. Und wer weiß, vielleicht wird Lichtenfels doch noch zur Karnevalshochburg. Ein Anfang ist jedenfalls gemacht. Und dann hofft man auf ein noch volleres Haus, allerdings hat der Abend gezeigt, dass man auch mit weniger Gästen, die alle gut aufgelegt sind, Stimmung machen kann.