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KEMMERN: Direktkandidat Grüne: Thomas Ochs, der akademische Handwerker

KEMMERN

Direktkandidat Grüne: Thomas Ochs, der akademische Handwerker

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    „Dem Handwerk kommt eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der Zukunft Deutschlands zu“, sagt der Kemmerer Gitarrenbaumeister Thomas Ochs, Direktkandidat für Bündnis 90/Die Grünen.
    „Dem Handwerk kommt eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der Zukunft Deutschlands zu“, sagt der Kemmerer Gitarrenbaumeister Thomas Ochs, Direktkandidat für Bündnis 90/Die Grünen. Foto: Markus Drossel

    Dem Handwerk kommt bei der Gestaltung der Zukunft Deutschlands eine Schlüsselrolle zu: Davon ist Thomas Ochs fest überzeugt – auch und gerade, was die Aufgabenstellungen des Klimawandels angeht. Der Gitarrenbaumeister ärgert sich, dass weniger als fünf Prozent der Mitglieder des Bundestags Handwerker sind – und das möchte der Kemmerer als Direktkandidat von Bündnis 90/Die Grünen für den Wahlkreis ändern.

    Fachwerkrenovierung kostet Kraft und Energie: Thomas Ochs beim Stemmen der Zapfenlöcher.
    Fachwerkrenovierung kostet Kraft und Energie: Thomas Ochs beim Stemmen der Zapfenlöcher. Foto: Anne Schmitt

    Eigentlich ist Ochs gebürtiger Bamberger, doch hat er vor über zwei Jahrzehnten, gemeinsam mit seiner Frau Anne, an ein altes Bauerngehöft in Kemmern sein Herz verloren. 2001 begannen sie, das über zwei Jahrhunderte alte Anwesen im Herzen Kemmerns ökologisch, nachhaltig und doch modern zu sanieren.

    Mobilität und Klima im Fokus

    Obwohl Ochs Gitarrenbau nicht nur gelernt, sondern mit einem Diplom-Studium auch ergänzt hat, sieht sich der 51-Jährige definitiv als Handwerker. Gerade neun Handwerker sitzen derzeit im Bundestag. „Handwerk muss auf Augenhöhe zur Industrie sein.“ In der Gesellschaft ebenso wie in in den Sitzen im Bundestag.

    Thomas Ochs beim Auftritt mit „Gloomfire“ im Bamberger „Sound‘n‘Arts“.
    Thomas Ochs beim Auftritt mit „Gloomfire“ im Bamberger „Sound‘n‘Arts“. Foto: Holger Krebs

    Schwerpunkte der politischen Arbeit von Thomas Ochs sind Mobilität beziehungsweise Öffentlicher Personen-Nahverkehr, Energie/Klimaschutz. „Es sind die Handwerker, die hier maßgeblich mitwirken müssen“, sagt er. Die beste Multiplikatoren sind. Sie seien es, die die Vorzüge vom effizienten und nachhaltigen Heizen mit regenerativen Energien darlegen müssten und die beim ökologisch sinnvollen Sanieren helfen. „Klimaschutz mit Blick auf die Energieerzeugung auf sehr gutem Weg“, findet Ochs, „nur bei der Wärme gibt es noch vieles tun.“ Denn eines sei klar: „Öl und Gas werden immer teurer werden, denn das ist Leitlinie der Europäischen Union. Deswegen müssen wir zwingend weg von den fossilen Energien, und zwar so schnell wie möglich.“

    Gemeinsam geht‘s: Thomas Ochs beim Dachdecken der Werkstatt gemeinsam mit Schwiegervater Ewald Schmitt.
    Gemeinsam geht‘s: Thomas Ochs beim Dachdecken der Werkstatt gemeinsam mit Schwiegervater Ewald Schmitt. Foto: Anne Schmitt

    Gerade im ländlichen Raum sieht Ochs noch sehr viel Nachholbedarf, beispielsweise im Bereich der Mobilität: Während in Städten das Deutschlandticket dank gut getakteter Bus- und Bahnlinien viele dazu bewege, das Auto stehenzulassen, so hake es in der Region noch enorm. Der ÖPNV müsse engmaschiger, besser getaktet und verlässlicher werden. „Hier muss der Bund die Länder unterstützen, darf die Landkreise und Kommunen nicht alleine lassen“, fordert Ochs. Wie das finanziert werden könne, weiß er schon genau: „Wenn wir die Subventionen für fossile Energien streichen, sind das locker 70 Milliarden.“ Sein Weg zur Politik begann schon mit 16 Jahren, als er erste Veranstaltungen der Grünen besuchte. Doch erst weit nach Ausbildung, Studium und Familiengründung wurde er politisch aktiv. Ochs ist Mitbegründer des Ortsverbands Kemmern von Bündnis 90/Die Grünen, war zeitweise deren Vorsitzender, sitzt seit 2020 im Bamberger Kreistag und ist dort seit 2023 Fraktionsvorsitzender.

    Die aktuelle Anti-Stimmung im Netz und in Teilen der Bevölkerung gegen Grün ist für Thomas Ochs mehr Ansporn als Hemmschuh: „Wir müssen zeigen, dass wir da sind, für gute Themen und progressive Politik mit realen, vernünftigen Forderungen stehen“, bekräftigt er. „Wir sind die Partei, die die Themen der Zukunft setzt.“ Das „Grünen-Bashing“ sei weder logisch noch fuße es auf Fakten.

    Direktkandidat Thomas Ochs freut sich über die Gratulationen der Sprecherinnen und Sprecher der Grünen Kreisverbände Bamberg-Land, Lichtenfels und Kulmbach
    Direktkandidat Thomas Ochs freut sich über die Gratulationen der Sprecherinnen und Sprecher der Grünen Kreisverbände Bamberg-Land, Lichtenfels und Kulmbach Foto: Jonas Langlotz

    „Warum sollen die Grünen schuld sein an allen Problemen dieser Welt? Zumal wir nie alleine regiert haben. Es ist absurd – und gegen diese Absurdität gilt es anzutreten.“ Es brauche einfach einen Buh-Mann, auf den mit dem Finger gezeigt werden könnte, wie beispielsweise Robert Habeck. „Das Problem, das die Konservativen mit Robert Habeck haben, ist, dass er sehr gut erklären kann, dass er rhetorisch auch anderen überlegen ist und dass er Erfolge vorweisen kann.“ Das viel gescholtene Heizungsgesetz beispielsweise sei unter CDU/CSU und SPD auf den Weg gebracht worden. „Die Große Koalition sah weitaus striktere Regelungen vor, Robert Habeck hat es sogar aufgeweicht – und wurde dafür von CDU/CSU angegangen mit einer völlig falschen Darstellung.“ Gegen diesen Politikstil gelte es anzutreten. „Das Heizungsgesetz, so wie es jetzt gilt, ist ein Gesetz, das den Umstieg massiv fördert, aber die Leute keinesfalls zwingt, Heizungen rauszureißen.“ Ochs bedauert, dass Klimaschutz („ein Thema, das wir nicht weiter aufschieben können“) derzeit kaum noch Beachtung finde. „Je länger wir warten, desto größer wird die Last für unsere Kinder“, sagt er. Und dazu würde er gerne seine erste Rede im Bundestag halten.

    Klare Grenzen

    Thomas Ochs mag es, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Ellenbogenmentalität allerdings verachtet er. „Leider nimmt diese immer mehr zu“, bedauert er. Klare Grenzen zieht er dort, wo Respekt untereinander endet, Egoismus befeuert wird und es gegen Menschlichkeit und Toleranz geht. Mit Extremisten im Allgemeinen und der AfD im Speziellen sieht er keinerlei Gesprächsebene.

    Ochs hat einst Zivildienst geleistet, ist grundlegend pazifistisch eingestellt. Das aber bedeutet nicht, dass er nicht voll und ganz hinter der Ukraine steht. „Ein Land, das überfallen wird, muss sich wehren dürfen“, meint er. „Wir haben hier eine ganz massive Bedrohung für ganz Europa. Die Ukraine Russland zu überlassen, ist für mich keine Option.“

    Bildung und Ausbildung sind für ihn Schlüssel, um Wirtschaft und Gesellschaft voranzubringen. Das gilt auch für den Bereich Migration. „Auch unsere Kinder kommen nicht als Fachkräfte auf die Welt, auch hier investieren wir in Bildung und Ausbildung“, sagt er mit Seitenhieb auf plumpe Rechtspolemik. Dass Deutschland Zuwanderung brauche, stehe außer Zweifel, selbst wenn es Mühe mache, Anstrengungen erfordere und Herausforderungen mit sich bringe. „Die Mehrheit der Migranten ist integrationswillig und will arbeiten.“

    Musik ist eine Leidenschaft von Thomas Ochs. In seiner Band „Gloomfire“ mag er es gitarrenlastig und heavy, doch auch hier bei lässt ihn seine politische Prägung nicht los. „Wir sind textlich sehr nah am Menschen, dessen Problemen, aber auch Natur und Umweltschutz.“ Unter anderem bei Spotify können sich Interessenten davon überzeugen.

    Daneben begeistert sich Ochs für die Fotografie. Was als Hobby begann, ist mittlerweile auch ein Nebenerwerb. Diverse Landratsämter in Oberfranken setzen auf ihn, wenn es um die Bebilderung touristischer Belange geht, beispielsweise um das „Flussparadies Franken“. Besonders gerne hat er aber auch hier Menschen im Fokus.

    Thomas Ochs Geboren: 1973 in Bamberg Beruf: Gitarrenbaumeister/Diplom-Designer für Musikinstrumente Familienstand: verheiratet, zwei Töchter (13 und 16 Jahre) Partei: seit 2018 bei Bündnis 90/Die Grünen; Mitbegründer Ortsverband Grüne Kemmern, zeitweise Vorsitzender. Ämter: seit 2020 Kreisrat, seit 2023 Fraktionsvorsitzender im Kreistag Hobbys: Musik, Fotografie Lieblingsessen: Butter-Chicken

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