"Am liebsten hätte ich das ganze Jahr über die Zeit zwischen Frühling und Sommer“: Wir fahren durch das triste Dezembergrau, als mich meine Tochter mit diesem Satz überrascht. „Weißt du, warum? Dann wäre es noch nicht so heiß, aber jeden Tag würden die Vögel zwitschern und so.“ Ein schöner Gedanke an einem Tag, an dem die Sonne sich keine Sekunde hat blicken lassen. An dem der Nebel vom Boden in einige Meter Höhe steigt und am frühen Nachmittag wieder zurücksinkt. An dem Ansberg, Staffelberg und Kloster Banz den ganzen Tag nicht zu sehen sind. Wie gut, dass bereits Wintersonnenwende war, denn auch ich bin Fan der warmen Monate. Ein Tag mit nur acht Stunden und 13 Minuten Helligkeit, wie eben am 21. Dezember, ist mir absolut nicht genug. Da lobe ich mir den 21. Juni mit seinen 16 Stunden und 12 Minuten Tageslicht. Freilich, es geht anfangs sehr langsam: Der 22. Dezember war nur eine Minute langer als sein Vorgänger. Aber immerhin! In einem alten Spruch, den ich irgendwann mal gelesen habe, heißt es: „An Weihnachten um einen Hahnentritt, an Neujahr um einen Männerschritt, an Dreikönig um einen Hirschensprung und an Lichtmess um eine ganze Stund.“ Oder, um es verkürzt und fränkisch zu sagen: „Es geht nauswädds!“ Plötzlich finde ich das graue Dezemberwetter gar nicht mehr so schlimm. Die Vorfreude und die Vorstellung, dass jeder Tag etwas länger wird, stimmt mich froh. Die paar Tage halte ich nun auch noch aus.
Lichtenfels