Kaum hat die Sieben-Tages-Inzidenz der Corona-Infektionen im Landkreis Lichtenfels am vergangenen Samstag die 200-er-Schwelle überschritten, postet Bernd Grau auf Facebook den Aufruf zu einer weiteren Demonstration gegen die Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie. Noch bevor das Landratsamt den Aufmarsch bewilligt hat. Doch das kann den selbst ernannten Freiheitskämpfer ebenso wenig schrecken wie ein Virus, an dem über 2700 Menschen im Landkreis erkrankt und 66 gestorben sind.
„Weg mit den Masken“, „Schluss mit dem Lockdown“ und „Lasst die Kinder in die Schule“, schreibt er vor schwarz-rot-goldenem Hintergrund. Und versteigt sich sogar zu der Forderung „Finger weg vom Grundgesetz“, obwohl eine Grundgesetzänderung nicht einmal angedacht ist.
Als ob der Aufruf zu einer Demonstration mit Menschenansammlungen in Zeiten der galoppierenden Infektionszahlen nicht schon zynisch genug wäre, muss der Querkopf mit der Forderung „Nie wieder Faschismus“ noch einen draufsetzen. Ob er damit das Infektionschutzgesetz als diktatorisch diffamieren will oder ob er sich und andere Schreihälse vom Verdacht reinwaschen will, mit Rechtsextremisten gemeinsame Sache zu machen, bleibt sein Geheimnis. Zu denken gibt allerdings, dass sich zahlreiche der Demonstranten, die seiner Aufforderung bisher gefolgt sind, mit Plakaten und Emblemen aus dem Shop des vom Verfassungsschutz beobachteten Rechtsextremisten Sven Liebich ausstaffieren. Außerdem bietet er dem AfD-Bundestagskandidaten Theo Taubmann eine Plattform für verdeckte Wahlkampfauftritte. Wer sich solchen Freunden andient und deren Gedankengut auf Facebook verbreitet, den könnte man doch glatt Björn nennen – wie den Westentaschen-„Führer“ aus Thüringen.
In seinem Kampf gegen Windmühlenflügel teilt der wieder auferstandene Don Quijote gerne aus. Doch es fehlt ihm die Größe, selbst Kritik zu ertragen. Da wird eine Kampagne gegen ein Lichtenfelser Café losgetreten, das es gewagt hat, solche Querköpfe nicht bewirten zu wollen, oder gegen einen Physiotherapeuten, der sich fürs Impfen, aber gegen Corona-Leugner ausgesprochen hat. Von den Aufrufen, das Abo des Obermain-Tagblatts wegen kritischer Berichte zu kündigen, ganz zu schweigen.
Je toller er es treibt, desto weniger erinnert der selbst ernannte Freiheitskämpfer allerdings an den „Ritter von der traurigen Gestalt“, der seine Niederlagen klaglos wegsteckte. Inzwischen gemahnt er eher an den Hampelmann Pinocchio, dessen Nase bei jeder Lüge wächst, oder an ein Kleinkind, dem man das Spielzeug weggenommen hat. Soll er sich halt auf den Boden werfen und mit den Beinen strampeln, bis er wieder shoppen und in die Kneipe darf.
Wir halten es stattdessen mit wissenschaftlich nachprüfbaren Fakten, ersparen uns das Theater und bleiben zu Hause. So schützen wir uns und andere vor Ansteckung.