Neulich hatte ich so ein Kratzen im Hals. Keine ausgesprochenen Schmerzen, aber so etwas wie der Vorbote einer Erkältung. Da streift nicht nur Hypochonder angesichts der Seuche die Panik. „Erkältungsähnliche Symptome“, heißt es doch immer.
Ob ich mich gleich beim Testzentrum anmelde oder noch eine Nacht drüber schlafen sollte? Ich hab's mit Tee versucht und bin mal früher als sonst zu Bett gegangen. Am nächsten Morgen waren die „Symptome“ verschwunden. Gott sei Dank, nochmal gut gegangen. Ich hatte mir schon ausgemalt, dass ich meine Lieben und die Kollegen informieren und in Quarantäne gehen müsste. So viel Aufregung – und dann vielleicht doch nur Halsschmerzen ...
Ich weiß ja nicht, wie es ihnen geht, aber abgesehen von Anfällen akuter Hypochondritis habe ich mich selten so gesund gefühlt wie während der Pandemie. Das mag angesichts der Leiden von Betroffenen und deren Angehörigen vielleicht zynisch klingen, aber die Pandemie hat auch ihr Gutes.
In anderen Jahren hatte ich in der Regel spätestens an Weihnachten die erste Erkältung, gefolgt von einer mittelschweren Grippe im Januar und zu Fasching vielleicht Magen-Darm. Aber stattdessen: Das blühende Leben. Dank Abstand, Händewaschen, Schnuffeltuch und ständigem Lüften hat mich heuer noch kein Virus gestreift. Und die vielen Spaziergänge erst – da fühlt sich das Immunssystem wie ein Kampfhund. Was soll man auch sonst machen, wenn alles geschlossen ist?
Und es scheint nicht nur mir so zu gehen: Während dem Robert-Koch-Intitut voriges Jahr mehr als 20 000 Grippe-Erkrankungen gemeldet worden waren, sind es bisher noch keine 400. Die Grippe fällt offenbar aus. Da sage noch einer, es gebe keine guten Nachrichten mehr.