Der 29. September ist heute der Festtag der drei Erzengel Michael, Gabriel und Raphael. Im Landkreis Lichtenfels ist der heilige Michael auch der Patron der Pfarrkirche von Marktzeuln. Der Hochaltar, der aus dem Jahr 1707 stammt, zeigt den Kirchenpatron im Kampf mit einem Drachen. Für das Bauernjahr ist der „Michaelistag“ von besonderer Bedeutung. Zum einen war er ein Zins- und Pachttag, zum anderen ein wichtiger Wettertag.
Im Blick auf das Wetter glaubten viele Bauern, der Michaelistag könne für den Herbst und den Winter gute Auskunft geben. So lauten einige Wetterregeln für den 29. September: „Wenn Michael der Wind von Nord und Ost weht, / ein kalter Winter zu erwarten steht.“
„Regen am Michaelistag / gelinden Winter geben mag.“ „Wenn die Vögel vor St. Michael nicht gezogen sind, / so wird der Winter vor Weihnachten gelind.“ „Viel Eicheln um Michaelis, viel Schnee um Weihnacht.“
Schirmherr der deutschen Fahnen in der Schlacht auf dem Lechfeld
Der heilige Michael, der als der große Himmelsfürst verehrt wird, war vom alten römischen Reich deutscher Nation und vom alten Ritterstand zum Schutzpatron erklärt worden. In der siegreichen Ungarnschlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 war er der Schirmherr der deutschen Fahnen.
Der Name Michael stammt aus dem Hebräischen und bedeutet „Wer ist wie Gott?“. Im letzten Buch des Neuen Testaments, der Offenbarung des Johannes, heißt es über Michael: „Da entbrannte im Himmel ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie hielten nicht stand und sie verloren ihren Platz im Himmel.“ (12,7f) Aufgrund dieser Szene wird Michael häufig als Bezwinger des Teufels dargestellt. In den Händen trägt er häufig eine Lanze und ein Schild.
Manchmal wird Michael auch als Wächter des Paradieses gezeigt. Da es ihm zukommt, am jüngsten Tag die Seelen abzuwägen, wird er manchmal auch mit einer Waage in der Hand dargestellt. Michael ist derjenige, der die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits begleitet.

Glorreicher Verteidiger der Sache Gottes
In den ersten christlichen Jahrhunderten genoss der heilige Michael den Ruhm, ein glorreicher Verteidiger der Sache Gottes zu sein. Die frühen Glaubensboten und die ersten Klöster vertrauten sich häufig seinem Schutz an. An die Stelle von Wodan, den die Germanen als Kriegsgott verehrten, trat der Himmelsfürst Michael, der mit einem Flammenschwert über das Paradies wachte.
Die Germanen glaubten, der Götteroberste Wodan führe das Seelenheer der Abgeschiedenen. Die christliche Kirche hingegen lässt den heiligen Michael die Seelen der Verstorbenen in das Land des Lichtes leiten. Wie Wodan der Gott der Toten war, so ist St. Michael der Totenheilige. Mit den Kirchweihfesten der Michaelskirchen waren Messen und Märkte verbunden, die große Anziehungskraft ausübten. Hierzulande ist vor allem die Michaeliskirchweih in Fürth bekannt. Am Erntedankfestzug, der am zweiten Kirchweihsonntag stattfindet, vertreten alljährlich die Musikanten der Leuchsentaler Blasmusik aus Mistelfeld mit ihrer Lichtenfelser Tracht den Landkreis.
In früherer Zeit ein unwillkommener Schuld- oder Zinstermin
In früherer Zeit scheint der Michaelistag ein recht unwillkommener Schuld- oder Zinstermin gewesen zu sein. Der Zins war eine ständige Abgabe, die jährlich geleistet werden musste. Heutzutage gilt Michaelis teils noch als Pachtzinstag für Neuverpachtungen. Man sagt gerne, ein Grundstück wird „vom Michelstag zum Michelstag“ verpachtet.
Auch für die Schuljugend war Michaeli von großer Bedeutung: Da die Kinder und Jugendlichen im Sommer zum Viehhüten gebraucht wurden, gingen sie zu dieser Zeit nicht in die Schule. Markgräfliche Verordnungen aus den Jahren 1704 bis 1776 verlangen, dass die Kinder wenigstens zwischen Michaeli und Pfingsten die Schule besuchen.
Das Viehhüten hatte in früheren Zeiten einen großen Stellenwert. Der Dorfhirte trieb das Vieh vom 1. Mai bis zum Martinitag (11. November) auf die „Gmaawiesn“. An Michaeli mussten die Umzäunungen für das Vieh geöffnet werden. So weiß auch der Volksmund: „Michelstog is vorbei, hütn alle Herden frei!“ Und: „Michelstog ist vorüber, hüt ich drüber nüber“.

Absichtlich nicht in die Mitte der Altarrückwand gesetzt.
Auch die katholische Kirche in Redwitz ist dem heiligen Michael geweiht. Für die Rückwand des Altars schuf der gebürtige Lichtenfelser Bildhauer Karl Potzler (1920-1995) ein neun Meter hohes Mosaik. Bewusst ging Potzler dabei von der traditionellen Altarbildgestaltung weg, um die Konzentration auf den Altar nicht zu stören, und um in Zeichen eine religiöse Wahrheit zu interpretieren, die sich einer bildlichen Darstellung entzieht. Um dem schlicht-klaren Raum eine Spannung zu geben, wurde das Mosaik absichtlich nicht in die Mitte der Altarrückwand gesetzt. Es zeigt den Patron der Kirche, den Erzengel Michael, nicht als Kämpfer, sondern als Seelenführer, als Himmelsfürst und Lichtbringer. Darauf verweist auch die beigegebene Inschrift: „Signifer Sanctus Michael repraesentet eas in lucem sanctam“ („Der Bannerträger Sankt Michael geleite sie in das heilige Licht“).
Das in Naturstein erstellte Mosaik wurde in der Meyerischen Hofkunstanstalt in München vom Entwurf in die Zusammenstellung übertragen. Unter Leitung von Karl Potzler wurde es von zwei Arbeitern in die Wand gegeben. Wie der Künstler selbst sagte, „ist ein Altarbild heute nicht mehr aktuell, weil die Gläubigen nicht vom liturgischen Geschehen abgelenkt werden sollen. Dem Raum sollte durch das Mosaik ein Akzent gegeben werden“.