Sie stehen direkt neben der Straße, rechter Hand, wenn man von Schwabthal kommt, gegen die Witterung geschützt durch das, was eigentlich ein Carport werden sollte. Nun parkt hier kein Auto. Stattdessen warten Stehtische und Grills auf Käuferinnen und Käufer. Und zwar ganz Besondere.
Das Prinzip ist dabei ähnlich: Ein Ofen aus Stahl wird entweder mit einer großen runden hölzernen Tischplatte abgedeckt, durch die noch ein Abgasrohr nach oben führt, oder mit einer ebenfalls runden Grillplatte. Der Kniff liegt dabei im Detail. Geschürt wird mit Holz. Die passenden Lager dazu, stählerne Herzen, Äpfel oder Eulen mit Rost-Patina, stehen aufgereiht auf der Brüstung.
Mit altem Kanonenofen ging's los
Alles ist selbst entworfen und wird in der Werkstatt nebenan gefertigt. Das Unternehmen Juraofen haben Johannes Schorn und Markus Lilie vor zehn Jahren gegründet. Auslöser war der alte Kanonenofen von der Oma, erzählt Markus Lilie. Als es ihnen bei einem Fest abends zu kalt wurde, um noch gemütlich zusammen zu stehen, stellten sie den in den Hof und schürten ihn an.

Er wurde in der Folgezeit viel genutzt. „Ruck-zuck war dann eine Tischplatte drauf“, erinnert sich Markus Lilie. Dann kamen die Anfragen von Nachbarn, ob sie den solchermaßen zum beheizbaren Stehtisch umfunktionierten Ofen mal ausleihen könnten.
Ausleihen kann man die daraus entwickelten „Juraöfen“ heute noch. Man kann sie natürlich auch kaufen. Die Einzelteile sind standardisiert, aber sie werden von Hand zusammengebaut. Das ermöglicht individuelle Anpassungen. Markus Lilie ist für den Entwurf verantwortlich und für Kunden der erste Ansprechpartner, sein Partner Johannes Schorn für die Umsetzung.
Nebenberufliche Bereicherung
Beide machen das nebenberuflich. Schorn ist Heizungsbauer und damit der Fachmann in der Werkstatt. Lilie arbeitet in der Automobilindustrie im Elektronikbereich. Er grinst. „Eigentlich völlig artfremd.“ Aber er empfindet den Nebenberuf als Bereicherung: „Man lernt, anders zu denken, unternehmerisch.“

Dazu gehört die Vermarktung. Die Leute müssen die Produkte erleben: „Erst sagen viele, was will man mit so einem Stehtisch? Aber dann stehen sie dran und merken, ach, der ist ja warm, das ist toll.“ Lilie und Schorn brachten ihre Juraöfen also direkt in die Skigebiete – und fanden Abnehmer. Heute haben sie Auftraggeber aus ganz Deutschland, Privatkunden genauso wie Unternehmen.
Aber nach dem Brötchenjob abends über neuen Entwürfen sitzen? Lilie sieht das nicht als Belastung. „Sobald die Kinder im Bett sind – ran an den Laptop“, sagt der dreifache Familienvater. „Und um zehn fragt der Johannes auf Whatsapp, ob wir uns auf ein Bier treffen.“ Seine Frau Steffi lächelt. „Da kommt man dann auf neue Ideen, da wird getüftelt, was kann man besser machen? Und wenn's noch nicht gut ist, wird weitergebastelt.“
2020 kamen die Grills dazu. Für die Juraöfen sind die Wintermonate die Hauptsaison. Da lag es nahe, das Portfolio zu erweitern. „Einen Holzkohlegrill hat aber schon jeder“, zeichnet Markus Lilie die damalige Überlegung nach. So kamen sie auf den Plancha Grill, mit dem sie das spanische Grillen auf der Feuerplatte aufgreifen.
Jurabox soll bald stehen
Wie lässt sich das weiterspinnen? Es liegt auf der Hand: In Zusammenarbeit mit der BBQ Crew aus Rödental bietet die Juraofen GbR nun auch Grillkurse an. Und für das nächste Projekt wurde schon die Freifläche neben dem Ausstellungsbereich geschottert: Hier soll bald die Jurabox stehen, ein Automat mit regionalen Produkten, gefördert von der LAG Region Obermain. Im Angebot wird natürlich Grillfleisch sein und Bier. Aber auch Wanderer sollen sich hier verpflegen können, schließlich ist mit dem Ende des Gasthauses „Schwarzer Adler“ eine Einkehrmöglichkeit weggebrochen.
Und ein Anziehungspunkt, der Gäste nach End gebracht hat. „Dass der ,Schwarze Adler‘ weg ist, haben wir unheimlich gemerkt. Die Laufkundschaft ist weg“, sagt Steffi Lilie. Sie ist die Chefin im Juralädla, das 2019 dazugekommen ist. Eine logische Erweiterung: Aus bei der Produktion nicht genutzten Materialien sind schnell Deko-Gegenstände entstanden, Gartenstecker, Windlichter und vieles mehr.
Mittlerweile kauft Steffi Lilie auch viel zu. Die Arbeit war für die Männer dann doch nicht mehr zu schaffen. Und auch hier gibt es mittlerweile die Verbindung zu den Grilltischen – in Form von Zubehör und allem, was man fürs Outdoor-Kochen so braucht. Steffi Lilie berät zudem zu den Produkten der Juraofen GbR. Da komme ihr auch ihre Ausbildung als Mechatronikerin zugute, meint sie.
Die Arbeit im eigenen Unternehmen ist leichter vereinbar mit der Familie. Sie steht auch nicht immer im Laden. Aber Kunden könnten jederzeit klingeln, sagt sie. Schließlich liebt sie den Kontakt: „Wahnsinn, was man da für Leute kennenlernt.“ Wer will, kriegt zum Blumentopf Wander- und Einkehrtipps gleich dazu.
„Wir überlegen immer, wie wir den oberen Lautergrund voranbringen können“, betont Markus Lilie. Und mahnt in Richtung Bad Staffelstein: „Als Citymanager sollte man nicht nur an die Stadt denken, sondern auch an die Stadtteile.“ Er verweist auf die jüngste Sitzung des Tourismusausschusses, in der bekannt wurde, dass die Übernachtungszahlen zurückgehen (das OT berichtete). „Das heißt, wir müssen uns was überlegen, wie wir die Gegend attraktiv gestalten.“ Ein Mosaikstein wäre zum Beispiel, wenn der Brauerei-Weg 4 nicht ersatzlos gestrichen, sondern die Streckenführung angepasst worden wäre.
Auch wenn noch nicht alles spruchreif ist: Ideen, auch für mehr touristische Angebote, hat er genug. „Man muss immer a weng bremsen“, sagt seine Frau. Markus Lilie grinst. „Ja, wenn ich Steffi und Johannes nicht hätte, wären wir längst pleite – oder ein großes Unternehmen.“