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LICHTENFELS: Landrat zur Impfung: „Meine Bitte: Melden Sie sich an!“

LICHTENFELS

Landrat zur Impfung: „Meine Bitte: Melden Sie sich an!“

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    Ein eingespieltes Team, nicht nur, wenn es um Corona geht: Landrat Christian Meißner und Pressesprecher Andreas Grosch (v. li.)
    Ein eingespieltes Team, nicht nur, wenn es um Corona geht: Landrat Christian Meißner und Pressesprecher Andreas Grosch (v. li.) Foto: Landratsamt Lichtenfels/Heidi Bauer

    LICHTENFELS 66776 Einwohner zählt der Landkreis Lichtenfels. Er gehört damit zu den kleinen Landkreisen in Bayern. In Sachen Corona-Impfung aber ist er ganz vorne mit dabei, liegt er deutlich über dem Bundes- oder Landesschnitt. Und es werde auch in den kommenden Wochen zügig voran gehen, versprechen Landrat Christian Meißner und Pressesprecher Andreas Grosch. Wenn genügend Impfstoff geliefert wird.

    Obermain-Tagblatt: Herr Landrat, der Impffortschritt im Landkreis ist sehr erfreulich. Können Sie bei den Zahlen bitte noch etwas ins Detail gehen?

    Christian Meißner: Generell ist es so, dass 28,59 Prozent der Landkreisbevölkerung erstgeimpft ist. Bayernweit sind knapp 21,4 Prozent geimpft. Nicht der Impfwilligen, sondern der Gesamtzahl der Bewohner, in der ja auch Kinder enthalten sind [Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren werden derzeit nicht geimpft, Anm. d. Red.]. Fast neun Prozent haben übrigens bereits eine Zweitimpfung [Bundesweit sind es 6,8 Prozent der Gesamtbevölkerung; Anm. d. Red.].

    Welche Priorisierungsgruppe wird derzeit im Landkreis Lichtenfels geimpft?

    Meißner: Das Terminzuteilungssystem spuckt jetzt schon Termine für Personen der Impfpriorität 3 aus, vereinzelt wird sogar Priorität vier aufgerufen. 78 Prozent der über 80-Jährigen ist bereits erstgeimpft. Unsere Warteliste der Impfwilligen beträgt derzeit weniger als 10 000. Wohl auch, weil sich etliche noch nicht angemeldet haben beim bayerischen Impfportal, weil sie dachten, sie seien eh noch lange nicht an der Reihe.

    Im Impfzentrum des Landkreises Lichtenfels geht es zügig voran.
    Im Impfzentrum des Landkreises Lichtenfels geht es zügig voran. Foto: Drossel

    Doch wenn man überlegt, dass wir 500 bis 600 Personen pro Tag und durchschnittlich 3500 Personen in der Woche impfen, kann alles sehr schnell gehen. Zumal ja auch seit zwei Wochen bei den Hausärzten geimpft wird. Ich kann nur jeden Landkreisbürger ermutigen, sich anzumelden.

    Andreas Grosch: Ausstehend sind noch 171 über 80-Jährige, die eine Einladung für einen Impftermin erhalten haben, bisher aber noch keinen haben. Außerdem 1087 Personen, die zwischen 70 und 80 Jahren sind. Weitere 2500 zwischen 60 und 70 Jahren und 3200 zwischen 50 und 60 Jahren. Wohlgemerkt: Diese Zahlen sind nur nach Alter, nicht nach Priorisierung aufgeschlüsselt.

    Eine Spritze mit dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca wird aufgezogen.
    Eine Spritze mit dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca wird aufgezogen. Foto: Matthias Bein/dpa

    Und trotzdem gibt es Menschen aus Priorität zwei, die noch nicht geimpft sind?

    Meißner: Ja, das stimmt, aber die werden nachgeholt. Das passiert beispielsweise, weil sie Termine abgelehnt haben aufgrund der Skepsis gegenüber dem Impfstoff von Astrazeneca. Oder weil sie einen Termin verpasst haben oder verschieben mussten. Dann wurde dieser Termin kurzfristig anderweitig vergeben. Deswegen die Bitte: Melden Sie sich an!

    Empfinden Sie die Impfpriorisierung als gerecht?

    Meißner: Ja, die Impfreihenfolge war bislang absolut richtig. Jede Woche werden wir informiert, wie viele Patienten im Klinikum Lichtenfels auf der Intensivstation liegen. Leider liegt dort seit kurzem ein Nicht-Geimpfter aus einer Einrichtung im Landkreis. Geimpfte dagegen nicht. Die Impfstoffe wirken also.

    In der Abstrichstelle Burgkunstadt testet Michael Göbel Bürger auf Covid-19-Infektionen.
    In der Abstrichstelle Burgkunstadt testet Michael Göbel Bürger auf Covid-19-Infektionen. Foto: red

    Wovor haben wir alle Angst? Vor einem schweren Corona-Krankheitsverlauf! Und dagegen scheinen die Impfstoffe zu helfen. Es war genau richtig, zunächst diejenigen zu impfen, bei denen besonders schwere Verläufe zu befürchten waren. Weil sie eben älter sind oder durch Krankheiten vorbelastet. Die großen Corona-Dramen im Landkreis gab es in den Alten- und Pflegeheimen. Das war zum Teil brutal.

    Welche Impfpriorität hat eigentlich der Landrat des Landkreises Lichtenfels?

    Meißner: Priorität 3. Ich bin 51 Jahre alt, habe aber behandlungsbedürftigen Bluthochdruck.

    Inzidenz von 217,1: Die Corona-Ampel im Landkreis Lichtenfels steht deutlich auf Rot.
    Inzidenz von 217,1: Die Corona-Ampel im Landkreis Lichtenfels steht deutlich auf Rot. Foto: Markus Drossel

    Sie werden wohl einen der Impfstoffe von Biontech oder Moderna verabreicht bekommen, aufgrund Ihres Alters wohl eher nicht Astrazeneca. Gerade letzteres Vakzin wurde immer wieder kritisiert, aufgrund der möglichen Nebenwirkungen. Insgesamt gibt es auch Skeptiker, die die schnelle Entwicklung und Zulassung der Impfstoffe anprangern. Würden Sie sich auch mit Astrazeneca impfen lassen?

    Meißner: Alle dieser Impfstoffe sind wirksam, daran habe ich keinerlei Zweifel. Auch der Wirkstoff Sputnik V schützt sicher gegen schwere Corona-Verläufe. Genau vor so einem schweren Verlauf möchte ich mich schützen. Trotzdem muss ich dann noch weiterhin Maske tragen und die Hygieneregeln einhalten.

    Wie jede Impfung ist auch die Corona-Impfung eine Risiko-Abwägung. Und eindeutig überwiegt der Nutzen, denn es ist hoch riskant, sich vor allem in hohem Alter nicht impfen zu lassen. Insgesamt würde ich mir wünschen, relativ schnell in Richtung Herden-Immunität zu kommen.

    Ehrenamtliche Retter von BRK, DLRG, Feuerwehr, THW und Co haben täglich mit dem Corona-Virus zu tun. Wie kann der Landkreis Lichtenfels sie schützen? Wie kann die Prioritätenliste beim Impfen dahingehend beeinflusst werden?

    Meißner: Die Feuerwehrler und Retter haben ganz klar eine erhöhte Priorität. Der Kreisbrandrat beispielsweise hat eine Reserve-Liste der Aktiven von den Wehren angefordert, die wurden nach und nach durchgeimpft. Oft wurden kurzfristig frei gewordene Impftermine genutzt. Kurzfristig heißt: Das Telefon klingelte beim Kreisbrandrat, man habe beispielsweise fünf Dosen übrig, die müssten in den nächsten 30 Minuten verimpft werden. Und binnen zehn Minuten hatte der Kreisbrandrat fünf Personen, die diese Termine wahrnahmen.

    Am Montagmorgen dann erreichte uns dann bei der großen Lagebesprechung aller Katastrophenbeteiligten die erfreuliche Botschaft, dass wir jetzt mit der Feuerwehrliste der Aktiven so gut wie durch sind. Die Rettungsdienste und das Technische Hilfswerk sind schon lange durch.

    Wer springt also künftig ein, sollte es kurzfristige Termine geben?

    Meißner: Da müssen wir noch diskutieren. Ich könnte mir vorstellen, Verkäuferinnen und Verkäufer auf diese Liste zu nehmen, die täglich hunderte Kontakte haben. Die sind bislang vornehmlich in der Priorität 3. Im Frühjahr hatten sie den Applaus, sonst aber nicht viel. Aber das ist meine persönliche Meinung.

    Grosch: Zusätzlich hatten wir natürlich auch immer die Lehrer im Blick. Seit dieser Woche sind sie alle durchgeimpft, so wir sie denn erreicht haben. Und so sie denn geimpft werden wollten. Es ist ja freiwillig.

    Die Frage zum Abschluss: Wie regelmäßig lassen Sie sich, Herr Landrat, selbst auf eine Corona-Infektion testen?

    Meißner: Regelmäßig, bis zu zweimal die Woche. Eben ausreichend oft, da bei vielen Präsenzsitzungen mittlerweile ein Test verlangt wird. Seit dieser Woche haben übrigens die Mitarbeiter des Landratsamts die Möglichkeit, sich in der Behörde per Selbsttest testen zu lassen. Ich denke, dass es dazu führen wird, dass die Mitarbeiter sich insgesamt mehr testen werden.

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