Pressesprecher Andreas Grosch hat die Entwicklung der Müllmengen im Landkreis vorgestellt: Die Zahlen waren erschreckend. „Pro Einwohner produziert der Landkreis 210 Kilogramm Restmüll pro Jahr, damit liegen wir an der Spitze.“ Beim Sperrmüll-Aufkommen liegt Lichtenfels mit 23 Kilogramm pro Einwohner relativ gut.
Weniger Sperrmüll: Warum?
In absoluten Zahlen ausgedrückt, hat der Landkreis 2023 insgesamt 14.183 Tonnen Restmüll produziert, damit ist die Menge gegenüber 2022 nur um rund 160 Tonnen gesunken. „Stark gesunken ist die Menge an Sperrmüll, aber das liegt eher an Corona“, meinte Grosch. Wurden 2020 und 2021 noch über 2000 Tonnen pro Jahr an Sperrmüll produziert, so waren es 2023 „nur“ noch 1570 Tonnen. „In der Pandemie hat man wohl kräftig entrümpelt.“
Im Anschluss ging der Pressesprecher auf die aktuelle Vertragssituation ein. „Im Holsystem werden die Mülltonnen im Wechsel geholt, je zweimal grau und dann einmal grün.“ Während die grauen Restmüll-Tonnen dem Verbraucher gehören, sind die grünen Eigentum des Zweckverbandes. Bei der Leerung der Papiermüll-Tonnen werden gleichzeitig die gelben Säcke eingesammelt. „Wichtig ist hier, dass der Landkreis nicht für die Sammlung, Verwertung und Verteilung der Gelben Säcke verantwortlich ist. Das liegt bei den Dualen Systemen in Deutschland.“
Mit einer Gegenüberstellung der Gebühren verschiedener Landkreise, bei der bereits klar zu sehen war, dass der Landkreis Lichtenfels ganz am unteren Ende der Gebührenhöhe steht, endete die Präsentation.
Verträge laufen aus

Sabine Kögl von AU Consult aus Augsburg stellte nun die Frage, was man in Zukunft tun könne, und legte dazu einige Fakten auf den Tisch. Die Verträge mit den Entsorgern liefen in absehbarer Zeit aus. Und es sei mit zum Teil drastischen Erhöhungen der Preise zu rechnen. Diese resultiere daraus, dass sowohl die allgemeine Preissteigerung, wie bei Diesel und Löhnen, aber auch die höhere CO2 Bepreisung und die Anschaffungskosten der Fahrzeuge durch das „Saubere Fahrzeug Beschaffungsgesetz“ sich in den Kalkulationen niederschlügen. Dazu komme ein eher schwacher Wettbewerb bei den Entsorgern. Sie stellte einige Möglichkeiten vor, um den Preisauftrieb abzuschwächen.
Und schnell wurde klar, warum der Landkreis bei den Restmüll-mengen an der Spitze steht. „Hier gibt es eine Mischung aus großen Behältern, einer hohen Leerungsfrequenz und einer relativ geringen Gebühr“, konstatierte Kögl.
Verführerisch
Landrat Christian Meißner musste zugeben, dass dieses System verführerisch sei. „Ich seh es bei mir. Wenn ich die Tonne rausstelle und sehe, es ist noch Platz, dann hau' ich die auch schon mal voll.“
Dazu, so Kögl, werde im Landkreis nicht nach Menge, sondern nach Personenzahl abgerechnet. „Das bietet kaum Anreize, Restmüll einzusparen.“ Dann stellte sie einige Maßnahmen vor, die, entweder einzeln oder kombiniert, zu einer Reduzierung der Müllmenge und damit auch zu einer Dämpfung der zu erwartenden Mehrkosten führen könnten. Als erstes müsse man erfassen, wie viele Restmüll-Tonnen überhaupt existieren und neue Müllmarken vergeben. „Es scheint unklar zu sein, ob wirklich für jede Tonne, die abgeholt wird, auch Gebühren bezahlt werden.“
Mengen reduzieren

Konkret bedeute dies, dass man die Bürger anschreiben müsse, um den Behälterstand digital zu erfassen und zu pflegen, um dann nur noch Tonnen mit vorhandenen Müllmarken zu leeren, erklärte die Beraterin. Dann wäre zu überlegen, die Größe der Tonnen zu reduzieren, also statt einer 120 Liter-Tonne als kleinstes Gebinde eine 60 Liter-Tonne einzuführen.
Sie stellte dabei eine Matrix zur Berechnung der möglichen Gebinde für die Einwohner vor. Dabei könne auch eine Änderung des Gebühre-Maßstabes zum Einsatz kommen, – also kleinere Tonnen, weniger Gebühr.
Transponder-Chips
Eine Änderung der Leerungsfrequenz auf eine 14-tägige Frequenz und auf vier Wochen für Altpapier und Gelbe Säcke sei auch eine Möglichkeit. Als letzte Möglichkeit stellte Kögl die Einführung eines Identsystems vor, wobei jede Tonne einen Transponder-Chip erhielte. Damit würde jede Tonne bei der Leerung erfasst und ans Landratsamt übermittelt. Allerdings sei das ein sehr aufwendig und vor allem bei der Einführung sehr kostenintensives System. Andererseits wären hier die meisten Einsparungen bei der Müllmenge zu erwarten.
Bei der Gegenüberstellung der einzelnen Maßnahmen allein oder in Kombination wurde deutlich, was gemeint war. Wenn man von rund 3,27 Millionen Euro zu erwartenden Kosten im Jahr (aktuell 2,5 Millionen) ausgeht, könnte man bei der Kombination kleinere Behälter und Umstellung der Abholfrequenz auf 14-tägig rund eine halbe Million Euro einsparen.
Widerstand schmilzt
Welche der Maßnahmen und in welcher Kombination am Ende zum Tragen kommen, müssen jetzt die Fraktionen beraten. Es war aber zu bemerken, dass der Widerstand, der in der November-Sitzung zu feststellbar war (wir berichteten), schmolz.
Und eines ist mit Sicherheit jetzt schon klar: Die Müllgebühren werden in absehbarer Zeit steigen. Die Frage ist nur, wie stark diese Erhöhung mit welchen Maßnahmen gebremst werden kann.