Holger Reinlein, der 2. Vorsitzende der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Lichtenfels, ist sichtlich berührt. Er hält einen besonderen Brief in den Händen, der vor wenigen Tagen die Kameradinnen und Kameraden erreicht hat und sorgsam in eine Klarsichthülle gepackt wurde. Dieser Brief, adressiert „an die freiwilligen Feuerwehrleute aus Lichtenfels & Umgebung“, stammt von einer vierköpfigen Familie, die bei einem Dachstuhlbrand ihre gesamte Existenz verloren hat.

„Ein herzliches Dankeschön für den (...) absolut professionellen Einsatz am 1. Weihnachtsfeiertag“, steht da geschrieben. Mit Schaudern denkt Holger Reinlein an genau diesen Einsatz zurück: Der Dachstuhl des einstöckigen Hauses stand in Vollbrand. Flammen, Rauch und gezwungermaßen auch das Löschwasser vernichteten das gesamte Hab und Gut der Mieter. Von den Socken über die Unterwäsche über Geschirr und Sofa bis hin zum Mobiliar und den Elektrogeräten: Nichts war mehr zu gebrauchen.
In höchste Not geraten
„Sehr schnell war klar, dass es Verwandtschaft zu einem unserer Feuerwehrkameraden ist“, erinnert sich Reinlein, noch immer betroffen. „Gerade zu Weihnachten, wenn viele mit ihren Familien zusammensitzen, Stunden im Kreis ihrer Lieben genießen und ein tolles Fest feiern, ist diese Familie in höchste Not geraten.“ Das Unglück in Hochstadt: ein unvorstellbares Drama.
Die Feuerwehr Lichtenfels fackelte nicht lange, startete gleich am Folgetag einen Spendenaufruf über Soziale Medien. „Wir hatten natürlich gehofft, dass sich möglichst viele Leute beteiligen würden, doch der Zuspruch hat selbst uns überrascht“, sagt er. Über 25.000 Euro kamen zusammen, über 500 Spenderinnen und Spender beteiligten sich. „Die Spendenaktion zog Kreise, auch Menschen weit über die Region hinaus wollten ihren Beitrag leisten.“ Freilich mag der Geldbetrag trotz seiner stattlichen Höhe nicht ausreichen, um den gesamten Hausrat zu ersetzen. Dennoch war die Familie überglücklich.
Über 25.000 Euro
Und so überraschte sie die Feuerwehr vor wenigen Tagen mit einem emotionalen Schreiben. „Ihr riskiert täglich euer eigen Leben für eure Mitmenschen und dafür hab ihr unsere größte Anerkennung“, heißt es da. „Nur durch das schnelle Ausrücken und dem unermüdlichen und aufopfernden Engagement konnte noch Schlimmeres verhindert werden.“ Insgesamt waren alleine 120 Feuerwehrleute im Einsatz.
„Unser Dank gilt auch allen Einsatzkräften des Rettungsdienstes, dem THW und dem Roten Kreuz sowie dem 1. Bürgermeister der Gemeinde Hochstadt a. Main, Max Zeulner, der auch in der Zeit danach immer ein offenes Ohr für uns hatte“, schreibt die Familie weiter. Das ist auch Holger Reinlein wichtig: Es war ein großartiges Zusammenspiel aller Hilfsorganisationen sowie von Gemeindeverwaltung, Freunden und Verwandten - und den vielen Spendern. „Wir sind noch immer überwältigt von den vielen Sach- und Geldspenden“, steht in dem Brief. Ganz unten hat die Tochter für die Einsatzkräfte ein großes, rotes Feuerwehrauto gemalt, mit leuchtendem Blaulicht und Leiter auf dem Dach. Dieses Kunstwerk erfreute nicht nur die beiden Kommandanten, Andreas Lehe und Florian Helmbrecht, ersterer ebenfalls Familienvater.
Anteilnahme war riesig
Übrigens: „Auch wenn wir unseren Spendenaufruf eigentlich schon Silvester beendet haben, so kamen auch in den kommenden Monaten immer wieder Gelder aufs Konto“, sagt Reinlein Die Anteilnahme war riesig. „Egal, ob große oder kleine Spendensummen, jede einzelne hat sehr geholfen.“

Besonders haben wir uns gefreut, im Nachhinein ein Dankeschön zu hören beziehungsweise zu lesen, zumal die Aktion insbesondere für unsere Kassiererin Laura Großmann einen massiven Mehraufwand bedeutet hat“, betont Holger Reinlein und schließt seinen Co-Vorsitzenden Michael Haas mit ein. Das bestärkt wohl alle Feuerwehrleute in der Region, weiter 24 Stunden am Tag und sieben Stunde die Woche „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ zu eilen. Natürlich auch an Weihnachten.