Obwohl das Paunchy Cats nun knapp zwei Jahre geschlossen war und viel Frust, immer wieder enttäuschte Hoffnungen und zerschmetterte Planungen die Zeit trüben, kann Inhaber Sebastian Alsdorf mit Blick auf die Ukraine sagen: „Uns geht es doch sehr gut.“ Deshalb möchte er zur Wieder-Eröffnung am Freitagabend 50 Cent pro Getränk an die Caritas Humanitäre Hilfe spenden.
Ein wenig, wenn natürlich auch nicht vollends kann Sebastian Alsdorf vielleicht erahnen, wie es vielen Menschen in der Ukraine gerade gehen muss: „Wir haben am Anfang der Pandemie erfahren, wie es ist, wenn man nicht weiß, wie es weiter geht, und unsere Freunde und Gäste des Paunchy Cats waren für uns da und haben für uns gespendet.“
Seit beinahe zwei Jahren war die beliebte Event-Bar in Lichtenfels Pandemie-bedingt geschlossen. Am Freitagabend wird das Paunchy Cats erstmals wieder öffnen und mit einer großen Spendenaktion zugunsten den Menschen in der Ukraine nicht nur den Lichtenfelsern „etwas zurückgeben“. Pro verkauftem Getränk bis 24 Uhr spenden Sebastian Alsdorf und sein Team 50 Cent an die Caritas Humanitäre Hilfe.
Bedingungen für Öffnungen lange unklar
Für den Inhaber ist dieses Engagement „mehr als selbstverständlich“. Umso beachtlicher ist es noch, wenn man bedenkt, dass er bis Mittwochmittag dieser Woche noch nicht die endgültigen Bedingungen für den Barbetrieb am Freitag gekannt hat. Seit einer Woche habe er versucht, Informationen zu erhalten. MdB Emmi Zeulner habe sich für die Bar eingesetzt und sich mit Alsdorf über die Öffnung unterhalten.

Allerdings wurde er auch auf den 2. März verwiesen, an dem das bayrische Kabinett tagen würde. Erst dessen Aussagen würden verbindlich sein, erzählt er am Mittwochmittag. „Ich hoffe, es wird eine einheitliche Regelung für ganz Deutschland getroffen und Bayern macht keinen Alleingang, welcher zu unseren Ungunsten wäre.“ Kurz darauf machte Ministerpräsident Markus Söder in seiner Presseerklärung klar: Diskotheken und Clubs dürfen unter 2G-plus-Bedingungen wieder öffnen.
Sebastian Alsdorf: „Es gibt viel zu tun, und das fühlt sich klasse an.“
Die Planungsphase für die Eröffnung ist kurzfristig: Er habe Mitte der Woche die Bestellungen für das Wochenende erledigen und sein Team für den Monat März einteilen müssen. Außerdem habe er wieder mit Verwaltungsarbeiten und Werbung begonnen: Er hat Poster entworfen, Events geplant und diesen Namen gegeben. Auch sein Team musste er wieder mobilisieren und das Schaufenster neu dekorieren. Ein neues Design für die Getränkekarte, ein Testlauf aller Geräte, der Einkauf im Großhandel sowie letzte Arbeiten zur Instandhaltung des Biergartens warteten ebenfalls auf den tatkräftigen Unternehmer. „Es gibt viel zu tun, und das fühlt sich klasse an.“
Was werden dann erst die Gäste sagen? Viele Kundinnen und Kunden, Stammgäste und Freunde haben die Bar nämlich in den vergangenen zwei Jahren unterstützt – einerseits durch Spenden, andererseits durch aufbauenden Kontakt über soziale Medien. „Aber das ist nicht vergleichbar mit einem gemeinsamen Frühsommerabend im Paunchy-Cats-Biergarten, einem Konzert und damit, all die erlebten Geschichten der vergangenen zwei Jahre miteinander zu teilen“, weiß Sebastian Alsdorf.
Die Paunchy-Cats-Community verteilt sich über ganz Europa bis in die USA. Für diese Gäste bedeute die Öffnung und das geplante „18th Anniversary Konzert“ im Juni ein Wiedersehen von Freunden und Bekannten, die man seit Beginn der Pandemie nicht mehr gesehen habe.
Ungleichheit der Maßnahmen in den Bundesländern
Das ist knapp zwei Jahre her. Am 14. März 2020 hatte das Paunchy Cats den letzten Tag geöffnet. Bars und Clubs trafen die Corona-Maßnahmen in aller Härte. Während der nächsten Wochen plagten Sebastian Alsdorf Existenzsorgen: „Zu dieser Zeit war noch keine Rede von Hilfen oder Sonstigem. Hier standen wir – schwanger, mit Kredit abzuzahlen, vorfinanzierten Konzerten und hohen laufenden Kosten – vor einer ungewissen Zukunft.“
Während andere Teilbereiche der Gastronomie schrittweise oder zeitweise wieder öffneten, war und ist die Situation für Bar-Inhaber Sebastian Alsdorf immer noch frustrierend. Ihm sei bewusst, dass die Pandemie für keinen in der Regierung eine leichte Angelegenheit sei und auch für jeden Beamten die erste Pandemie bedeute.
„Was mich persönlich am meisten geärgert hat, war aber die Ungerechtigkeit innerhalb Deutschlands. Während wir geschlossen waren, fuhren Lichtenfelser quer durch Deutschland auf Konzerte oder in Bars und Kneipen zum Feiern. Hierfür fehlt mir jegliches Verständnis. Da sich das Virus ja nicht an Landesgrenzen hält, war das für mich nichts weiter als eine Wettbewerbsverzerrung.“
Tanzverbot bremste frühere Wieder-Eröffnung
Im Herbst hatte der Unternehmer schon einmal die Hoffnung, wiedereröffnen zu dürfen. Dann erreichte jedoch die Präzisierung Lichtenfels, dass dies nur für Clubs und Bars gelte, in denen nicht getanzt wird. „Eine Öffnung kam nur dann in Frage, wenn sich die Gäste frei bewegen können, Spaß haben, die Nacht genießen und den Alltag einigermaßen hinter sich lassen können“, betont er. Im Unterschied etwa zu einem Restaurantbesuch laden vor allem die Live-Bands und der Tanzbereich die Menschen zum Bewegen im Paunchy Cats ein. Für Alsdorf kam eine „Bevormundung unserer Gäste, sowie abendliche Diskussionen“ nicht in Frage.
Vor wenigen Tagen erreichte die Bar zudem die Information, wie mit den „Stillen Tagen“ umzugehen sei. Für den Unternehmer hat diese Nachricht, die er am Mittwochnachmittag noch einmal liest, einen leichten Beigeschmack: „Wir wissen noch nicht, wann und zu welchen Bedingungen wir nach zwei Jahren wieder öffnen dürfen, und unsere Stadt schickt uns erst mal einen Brief, in dem wir darauf hingewiesen werden, wann wir ein Tanzverbot einzuhalten haben. Ich glaube, das Tanzverbot ist aktuell unsere geringste Sorge, ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl hätte man trotzdem beweisen können.“
„Während wir geschlossen waren, fuhren Lichtenfelser quer durch Deutschland auf Konzerte oder in Bars und Kneipen zum Feiern. Hierfür fehlt mir jegliches Verständnis.“
Sebastian Alsdorf, Paunchy-Cats-Wirt
Doch es geht noch um viel mehr: „Jeder, der das hier liest, sollte mal kurz darüber nachdenken, ob im Jahre 2022 ein Verbot von Tanz und Musik noch einen Platz in unserer Gesellschaft hat.“ Das regt besonders im Hinblick auf den aktuellen Ukraine-Krieg noch mehr zum Nachdenken an. Schließlich teilen doch wahrscheinlich alle einen ähnlichen Wunsch wie Sebastian Alsdorf: „Dass unsere Tochter in der Welt aufwachsen kann, wie wir sie kennen und lieben gelernt haben.“