Treffpunkt ist das Karl-Fleschutz-Stadion in Lichtenfels. „Dieses Stadion hat für mich eine besondere Bedeutung“, erklärt Niklas Korzendorfer. „Hier hat mein Papa Fußball gespielt und auch damals das letzte Interview gegeben.“ Vergangenheit trifft auf die Zukunft. Von der Schützenplatzseite versperrt ein Gitter den Weg, doch von der Mainseite aus kann man trotzdem auf das Gelände. Niklas schaut sich um. „Ich war schon lange nicht mehr hier, es hat sich wahnsinnig viel getan.“
Schon mit 16 zum ZDF
Bereits als kleiner Bub habe ihn sein Vater mit dem „Virus“ Fußball. infiziert, sagt , so Niklas. „Er hat mir geduldig alles erklärt, wie die Ligen aufgebaut sind, über Taktik und vieles mehr hat er mir oft berichtet.“ Und natürlich schaut er seinem Vater beim Spiel zu. „Aber leider hat mein eigenes Talent nicht wirklich ausgereicht.“ Dennoch lässt ihn die Liebe zum Fußball und zum Sport im Allgemeinen nie los.
„Mit 16 hatte ich die Chance, beim ZDF ein Praktikum zu machen, und das im Bereich Sportjournalismus.“ Und das in Berlin. Wie kommt man als 16-jähriger Oberfranke zu einem Praktikum nach Berlin? „Meine Großeltern lebten in Berlin und ich verbrachte die Sommerferien dort, und darüber bekam ich halt den Platz.“

Das war 2016, in Rio fanden die Olympischen Spiele statt. „Viele der Sportler landeten in Berlin, kamen dann in das Studio. Es war faszinierend.“ Und die Saat war gelegt.
Mit RB Leipzig nach Sao Paulo
Es folgen weitere Praktika, auch in Mainz beim ZDF und bei Sky. Dann das Studium. „Ich habe Kommunikationswissenschaften studiert – also eher begonnen zu studieren, sag ich mal.“ Aber schnell erkennt Niklas, das ist nicht das Richtige. Er erfährt von einer Universität in Ansbach, in der man unter anderem Ressortjournalismus studieren kann. Er schreibt sich ein und studiert dort.

Inzwischen hat er seinen Bachelor in der Tasche und arbeitet bei Sky Deutschland, war dort als Hospitanz unter anderem bei RB Leipzig tätig, auch für das Social Media Team. „Aber nicht nur. Ich produziere als Volontär Fernsehbeiträge und vertone diese auch.“ Am 23. Mai geht es nach Sao Paulo mit dem RB Leipzig als Berichterstatter einer „Post Season Tour“. Aber es gibt etwas, das ihn weit mehr bewegt. „Es gibt einen schwerbehinderten Sportler, Taliso Engel, ein Schwimmer. Er ist sehr stark sehbehindert und ist bei den Olympischen Spielen in Paris angetreten.“ Dabei stand dies auf der Kippe.
Nachwuchspreis
„Vor den Spielen hat er sich noch eine Entzündung im Ohr eingefangen, konnte lange nicht trainieren.“ Doch Taliso hat sich wieder zurückgekämpft, stellte in einem Vorlauf einen neuen Weltrekord auf und errang die Goldmedaille.
Über diesen Athleten erstellte Niklas einen Bericht. Beim VDS-Nachwuchspreis in der Rubrik „Der gesellschaftliche Stellenwert des Sports“ gewann er damit den dritten Preis. „Das ist schon ein tolles Gefühl“, so Niklas. „Und auch ein Ansporn.“ Der junge Mann weiß, was er will.
Nachdenklich schaut er sich das Stadion an. Irgendwie scheint sich der Kreis zu schließen. Als ein Mann zu ihm tritt und ihn fragt, was er hier mache, gibt er sich zu erkennen und das Gesicht des Gegenübers hellt sich auf. „Mensch, der Norbert, klar. Bestell dem Papa nen schönen Gruß“, spricht er und zeigt ein Bild auf dem Smartphone, das ihn und den Vater von Niklas in jungen Jahren zeigt. „So klein ist die Welt“, sagt Niklas, der inzwischen bereits einige aktuelle und ehemalige Fußballgrößen getroffen und interviewt hat. Und sein Weg wird ihn weiter in die Welt des Sports führen, auch wenn er seiner Heimat verbunden bleiben wird, wie er selbst sagt. „Hier sind meine Wurzeln, und das wird so bleiben.“