Nicht erst seit Beginn der umfangreichen Bauarbeiten im Zuge der B173 neu bangen historisch und architektonisch interessierte Bürger beim Thema „Denkmal“ um den einzigartigen Rundbau im Barockstil bei Trieb, den Nassanger. Aus diesem Grund hat Martin Messingschlager nun laut Pressemitteilung im Namen einer Gruppe aus Bürgerinnen und Bürgern eine Petition für den Erhalt des einzigartigen Gebäudes im Landtag eingereicht.
Angesicht der Aufmerksamkeit, die ganz „neue“ Denkmäler wie die Kirschbaummühle in Lichtenfels erfahren, gerate das Thema Nassanger vollkommen zu Unrecht aus dem Blick, wird betont.
Großes Interesse bekundet
Bereits im Februar 2023 habe der Landkreis „großes Interesse“ am Kauf des vermutlich vom namhaften Architekten Leonhard Dientzenhofer geplanten Rundbaus bekundet (OT vom 5. Februar 2023). Auch mögliche Nutzungsmöglichkeiten seien abgefragt worden.
Eine Kaufsumme von einer Million Euro für das derzeit in Privatbesitz befindliche Gebäude sei genannt, ein Makler eingeschaltet worden. Seitens des Landkreises hieß es, dass der Ankauf angesichts klammer Kassen nicht allein geschultert werden könne. Eine Machbarkeitsstudie sei in Auftrag gegeben worden. Für die Sicherung des Denkmals habe die Oberfrankenstiftung bereits einen Zuschuss von 50 Prozent zugesagt, heißt es in der Pressemeldung.
Zahn der Zeit drängt
Nun dränge nicht nur der Zahn der Zeit: Nässe im Gemäuer, ein undichtes Dach, auf welches auch noch ein Baum gestürzt ist, Vandalismus. Zudem habe der Bau der B173 neu bereits die derzeitige „Allee“ zum Nassanger durchschnitten.
Immerhin: Das Architektur-Denkmal soll dennoch wie bisher, von Süden kommend, über einen Feldweg erreichbar bleiben, heiße es seitens des Staatlichen Bauamts. Nicht nur dies dürfte aber künftig mögliche Nutzungsmöglichkeiten, etwa als Veranstaltungsort erschweren, bekalgen die Einbringer der Petition. Eine Anbindung an die öffentliche Wasserversorgung und den Kanal sei zudem bisher nicht vorhanden und werde sich nun wohl wesentlich schwieriger gestalten.
Aktuell scheine der Nassanger also nicht nur aufgrund der Baumaßnahmen abgeschnitten, sondern auch aus den Augen von Öffentlichkeit und Politik zu geraten.
Um dem entgegenzuwirken, sei nun eine Petition eingereicht worden (siehe Infobox). (red)
Petition im Wortlaut Petition zum Erwerb des Nassangers, einem einzigartigen barocken Rundbau, durch die Öffentliche Hand: Wir fordern den Schutz und den Erhalt des historischen Nassangers, eines einzigartigen Bauwerks aus dem Jahr 1693. Der Nassanger ist ein unschätzbares kulturelles und architektonisches Erbe, das nicht nur die Geschichte und Tradition unserer Region widerspiegelt, sondern auch zukünftigen Generationen als bedeutendes Zeugnis vergangener Baukunst und Lebensweise dienen sollte. Das Gebäude gehörte zum 1803 säkularisierten Kloster Langheim (heute: Stadt Lichtenfels) und wurde unter Abt Gallus Knauer vermutlich nach den Plänen von Leonhard Dientzenhofer erbaut. Der Nassanger ist seit 1805 im Privatbesitz und steht derzeit zum Verkauf. Der Nassanger ist in der Bayerischen Denkmalliste unter der Akten-Nr. D-4-78-139-223 aufgeführt. (1) Warum der Nassanger geschützt und erhalten werden muss: • Historischer Wert: Der Nassanger gilt als exzeptionelles Bauwerk von europäischem Rang und ist in Planung und Ausgestaltung einzigartig. Die Qualität und Ausformung des Gutshofes sind mit keinem Gebäude aus dieser Zeit vergleichbar. Exemplarisch steht dieses Gebäude für eine Kombination aus rationalen Nutzenerwägungen und barocker Ästhetik. • Kulturelle Identität: Als historisches Wahrzeichen prägt der Nassanger die kulturelle Identität unserer Region. Sein Erhalt ist von großer Bedeutung, um die Traditionen und Geschichte der Region zu bewahren. Der Nassanger ist ein bedeutender Teil des klösterlichen Landschaftsbaus des Hochbarock und der zisterziensischen Tradition am Obermain. Die Klosterlandschaft Langheim erhielt 2024 das Europäisches Kulturerbe-Siegel im Projekt „Cisterscapes connecting Europe“. (2) • Bedrohung durch Vernachlässigung: Ohne den notwendigen Schutz und eine angemessene Pflege droht der Nassanger durch Verfall unwiederbringlich verloren zu gehen. Ein solcher Verlust wäre eine Tragödie für das kulturelle Erbe und das Stadtbild unserer Region. Sein Bestand ist akut bedroht: Die aktuelle Eigentümerin, eine Privatperson mit kaum vorhandenem finanziellem Leistungsvermögen, ist nicht in der Lage, das Gebäude zu unterhalten und zu pflegen. Das Dach ist undicht. Wasser dringt in das historische Gebäude. Es verfällt zusehends. Zudem wird der Nassanger durch den Ausbau der B 173 von der Ortschaft Trieb abgeschnitten. Dies ist insoweit problematisch, als das Gebäude noch nicht erschlossen ist. Auch die Erschließung des Anwesens kann von der Eigentümerin nicht geleistet werden. Zukunftsperspektive: Der Erhalt des Nassangers bietet die Möglichkeit, ein außergewöhnliches historisches Gebäude einer zukünftigen Nutzung zuzuführen. Eine Nutzung als Depot oder als Archiv wurden bereits angedacht. Der Nassanger steht aktuell zum Verkauf. Deshalb fordern wir, dass entweder der Landkreis Lichtenfels oder der Freistaat Bayern das Anwesen schnellstmöglich erwirbt, die Schäden am Dach behebt und die Erschließung dieses einzigartigen Denkmals gesichert wird. Fußnoten: 1 Günter Dippold: Trieb. Ein langheimisches Klosterdorf und seine Entwicklung im 19. Jahrhundert. In: Heimatbeilage zum Oberfränkischen Schulanzeiger. Nr. 322, Bayreuth, März 2005, S. 8–12, 36–39. 2 www.lichtenfels.de Petition eingereicht von: Dr. Martin Messingschlager, Stefan Lommatzsch, Ilse Lommatzsch, Julia Thiel, alle Lichtenfels