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KLOSTERLANGHEIM: „Nathan der Weise“ feiert in Klosterlangheim umjubelte Premiere

KLOSTERLANGHEIM

„Nathan der Weise“ feiert in Klosterlangheim umjubelte Premiere

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    Am Ende wird allen die Verwandschaft zwischen den unterschiedlichen Religionen bewusst. Das Foto zeigt (v. li.) Nici Hertle (Recha), Olli Reissig (Tempelherr), Felix Braune (Sultan Saladin), Cornelia Lurtz (Sittah) und Thomas Bayer (Nathan).
    Am Ende wird allen die Verwandschaft zwischen den unterschiedlichen Religionen bewusst. Das Foto zeigt (v. li.) Nici Hertle (Recha), Olli Reissig (Tempelherr), Felix Braune (Sultan Saladin), Cornelia Lurtz (Sittah) und Thomas Bayer (Nathan). Foto: Stöckel

    Ein Derwisch mit hohem Filzhut und weißem Rock drehte sich ausgelassen im Ökonomiehof von Klosterlangheim im kühlen Abendwind vor der Silhouette Jerusalems. Es dauerte nicht lange, da fingen auch Dienerin Daja und Pflegetochter Recha vor Freude an zu tanzen.

    „Nathan der Weise“, gespielt vom Ensemble des Fränkischen Theatersommer, feierte am Samstagabend auf Einladung der Heimatfreunde Klosterlangheim seine viel umjubelte Premiere.

    Eine wohltuende Leichtigkeit, die sich in den Tänzen widerspiegelte, wohnte der Inszenierung von Regisseur Jan Burdinski inne. Sie zog die rund 50 Besucher in den Bann des anspruchsvollen Stückes aus der Feder des deutschen Dramatikers Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781).

    Sehr aktuell

    Was hat ein Stück aus dem Jahre 1779, in dem es um religiöse Toleranz geht, den Theaterfreunden von heute noch zu sagen? Viel. Zwei Sätze, die die Zeitlosigkeit des Ideendramas wohl am eindringlichsten unterstreichen: „Denn ist nicht alles, was man Kindern tut, Gewalt? Ausgenommen, was der Kirch‘ an Kindern tut.“ Ein Ausspruch, dessen Bezug zur Gegenwart geradezu gespenstisch wirkte. Dem Zuhörer kamen sofort die Missbrauchsfälle in der römisch-katholischen Kirche in den Sinn. Schauspieler Martin Rosenberg trug den Gedanken aus dem Munde des Patriarchen mit einer Selbstverständlichkeit und Gefühlskälte vor, bei der es einen kalt den Rücken herunterlief.

    Berühmte Ringparabel

    Das Gegenteil von dem bigotten Patriarchen verkörperte Thomas Bayer in der Rolle des Juden Nathan. Meisterhaft schlüpfte er in die Rolle eines fröhlichen Juden, der frohgemut vor dem Publikum mit Tüchern herum wedelte, dem Freude und Güte ins Gesicht geschrieben standen. Es dauerte nicht lange, da stand er mit den Händen redend vor dem Sultan Saladin (Felix Braune) und erzählte die berühmte Ringparabel.

    Vor dem geistigen Auge des Zuhörers erschien das Bild eines aufgeklärten und aufklärenden Nathans, der stets vernünftig denkt und handelt und für den alle Religionen gleich sind. In Bayers Nathan paarte sich ein humorvoller Jude im Stile von „Tewje, der Milchmann“ mit der klugen Weisheit eines Philosophen. Dem Klischee vom geschäftstüchtigen Juden wurde in dem Stück der Todesstoß versetzt.

    Wert durch Tun beweisen

    „Ich bin ein Jud“, bekannte Nathan. „Und ich ein Muselmann“, erwiderte der Sultan, um ergänzend hinzuzufügen: „Der Christ ist zwischen uns.“ Dann stellte der Mohammedaner die alles entscheidende Frage, welche der drei Religionen wohl die wahre sei. Am Ende fällte Nathan ein salomonisches Urteil: Alle Religionen sind gleich vor Gott und müssen ihren Wert durch ihr Tun beweisen.

    Die Ausstattung war ganz bewusst schlicht gehalten, standen doch große Worte im Mittelpunkt des Stückes. Ein paar Würfel zum Setzen, mehr gab es nicht.

    Für die musikalische Umrahmung sorgte der im Landkreis Lichtenfels bekannte Pop- und Rockmusiker Guido Apel. Aus der Beschallungsanlage erklangen selbst komponierte Stücke zwischen melancholischer Herzenswärme, aufgekratztem Klezmer-Sound und mystische Klängen wie aus Tausendundeiner Nacht.

    Tolerant in der Kulinarik

    Bei den Heimatfreunden in Klosterlangheim geht die Liebe zum Theater auch durch den Magen. Seit jeher kredenzen die Frauen aus dem Ort passend zum Stück kulinarische Köstlichkeiten. In diesem Jahr ließen neun Damen bei einem interkulinarischen Kochen ihrer Phantasie freien Lauf. Getreu dem Motto „Man sollte in der Kulinarik tolerant sein und alles ausprobieren“ tischten die Klosterlangheimer Hobbyköchinnen ein veganes ,Klosterblümchen‘, ein fischiges ,Leuchsengold‘, benannt nach dem Bach „Leuchse“, der durch Klosterlangheim fließt, und einen fleischig-deftigen ,Langhaimer Sultanshappen‘ auf.

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