Die Fortschritte der Digitalisierung und die Erfahrungen in der Pandemie verändern die Arbeitswelt – auch im ländlichen Raum: Forderungen nach Homeoffice-Möglichkeiten und mehr Flexibilität werden lauter. Arbeiten im Grünen ist für viele Menschen ein wichtiger Aspekt bei der Jobsuche geworden.
Das Demografie-Kompetenzzentrum Oberfranken (DemKo) hat im Rahmen eines Workshops im Coworking Space Nordhalben Village (Kreis Kronach) aufgezeigt, welche Chancen sich durch neue Arbeitsmodelle für Kommunen, Unternehmen und Berufstätige in Oberfranken ergeben. Durch ortsunabhängiges Arbeiten, kreative Lösungen und engagierte Menschen entstehen neue Möglichkeiten für ländliche Regionen.
„Die Pandemie lehrt uns, dass der Arbeitsplatz nicht zwingend am Firmensitz sein muss, dass Besprechungen nicht mit langen Anreisen verbunden sein müssen und, dass das Landleben deutlich mehr Vorzüge hat als bisher angenommen.“
Als innovative und wirtschaftlich starke Familienregion kann Oberfranken hier wichtige Akzente für die Zukunft setzen. Deutlich gemacht hat dies der Workshop des DemografieKompetenzzentrums Oberfranken (DemKo) zum Thema „Coworking, Homeoffice, mobiles Arbeiten – Neue Arbeitsmodelle als Chance für den ländlichen Raum“.

Das DemKo ist eines der derzeit umfangreichsten und bedeutendsten Projekte der Entwicklungsagentur Oberfranken Offensiv. Mit dem Workshop möchte das DemKo Kommunen, Unternehmen, Verbände und Initiativen dafür sensibilisieren, dass bis dato vermeintliche Standortnachteile durch die Etablierung neuer Arbeitsformen und des durch Corona beschleunigten digitalen Aufbruchs nun zum Vorteil für den ländlichen Raum werden können.
Frank Ebert, Geschäftsführer von Oberfranken Offensiv, betont die Relevanz für die Region: „Das Verständnis von Arbeit befindet sich grundlegend im Wandel: Digitalisierung und mobiles Arbeiten sind seit Corona ein wesentlicher Teil unseres täglichen Lebens. Die Pandemie lehrt uns, dass der Arbeitsplatz nicht zwingend am Firmensitz sein muss, dass Besprechungen nicht mit langen Anreisen verbunden sein müssen und, dass das Landleben deutlich mehr Vorzüge hat als bisher angenommen. Diesen Entwicklungen müssen wir Rechnung tragen, denn sie können ein Schlüssel für die Zukunft unserer Region sein.“
Angebote für mobiles und flexibles Arbeiten in gemeinschaftlich genutzten Räumen, sogenannten Coworking Spaces, gibt es in größeren Städten schon seit Längerem. Sie bieten Menschen zeitweise oder auch dauerhaft einen Arbeitsort außerhalb der eigenen vier Wände oder des Betriebes.
Doch auch in ländlichen Gegenden setzt sich das Konzept nach und nach durch und wird an die Gegebenheiten vor Ort angepasst. Ulrich Bähr, Geschäftsführer und Vorstand der Dachorganisation „CoWorkLand“ berät Kommunen in ganz Deutschland zum Thema Coworking Spaces. Im Rahmen des DemKo-Workshops hielt er einen Impulsvortrag. Ulrich Bär: „Dezentrales, mobiles Arbeiten ist die Zukunft. Wer zu Hause oder wohnortnah im Coworking Space arbeitet, pendelt weniger, nutzt so dem Klima und bringt wieder Leben in seinen Heimatort.“
Potenzial erkennen und Ortskerne neu beleben
Gerade für kleinere Kommunen kann die Einrichtung von Coworking Spaces eine echte Chance sein. Leerstände werden beseitigt, Ortskerne neu belebt, neue Arbeitskräfte sowie Neubürgerinnen und Neubürger gewonnen. Und auch Unternehmen profitieren, indem sie sich die Unterhaltung eigener Räume sparen und ihren Angestellten flexibles Arbeiten, im Idealfall nahe am Wohnort, ermöglichen.
Beispielhaft wurde das Projekt Nordhalben Village im Rahmen des DemKo-Workshops vorgestellt. Es ist ein zentrales Impulsprojekt der Städtebauförderung in Nordhalben (Kreis Kronach). Durch die Sanierung des ehemaligen Schulgebäudes zum Coworking und Co-Living Space sind über die Förderoffensive Nordostbayern, das EU-Programm LEADER und das Bundesprogramm „Ländliche Entwicklung Land(auf)schwung“ insgesamt 40 Coworking-Arbeitsplätze und acht Co-Living Wohnungen entstanden.
Bürgermeister Michael Pöhnlein: „Irgendwann ist es egal, ob man im Büro in Berlin sitzt oder in Nordhalben. Leben und arbeiten in perfekter Natur. Das ist unser Motto des Nordhalben Village und das kennzeichnet das Lebens- und Arbeitsmodell, das sich immer mehr Menschen wünschen.“
Co-Working Spaces in Oberfranken
Co-Working Spaces und Gründerzentren entstehen aktuell an mehreren Orten in Oberfranken. Neben Nordhalben Village gibt es derzeit rund zehn weitere Coworking Spaces in Oberfranken, unter anderem in Bad Berneck im Fichtelgebirge (Kreis Bayreuth), Bamberg, Bayreuth, Forchheim, Coburg und Rödental (Kreis Coburg). „Ganz entscheidend für den Erfolg von Coworking Spaces sind die Akteure. Bei der Planung sollte der Fokus weg von leerstehenden Gebäuden, die sich dafür eignen, hin zu den Akteuren, die den Space betreiben und dort zusammenarbeiten“, betont Sabine Gollner, Gründerin und Vorsitzende der Künstlerkolonie Fichtelgebirge und Impulsstrategin mehrerer Coworking Spaces im Fichtelgebirge.
In zwei parallelen Teilworkshops erarbeiteten je eine Expertin aus der Wirtschaft und dem Regionalmanagement gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern von Kommunen, Unternehmen, Regionalinitiativen und Verbänden, wie man durch Coworking Spaces Unternehmen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den ländlichen Raum gewinnt und welche Voraussetzungen nötig sind, damit Kommunen im ländlichen Raum Coworking Spaces einrichten können.
Neue Möglichkeiten der internen Zusammenarbeit
„Die Corona-Situation hat gezeigt: Es kann und muss auch digital gehen. Im Unternehmenskontext eröffnet diese Befeuerung der Digitalisierung neue Möglichkeiten in der internen Zusammenarbeit und damit auch neue Flexibilität. Wir zeigen auf, wie Co-Working-Spaces in diese Entwicklung hineinpassen und welche Chancen das für Unternehmen und Mitarbeiter ermöglicht“, so Olivia Hofmann, Gründerin und Geschäftsführerin Jobtrüffel GmbH. (red)