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LICHTENFELS: Neuer Fachlehrer an der Korbflechtschule: Stefan Meiners

LICHTENFELS

Neuer Fachlehrer an der Korbflechtschule: Stefan Meiners

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    Er fühlt sich angekommen: der neue Fachlehrer an der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung, Stefan Meiners.
    Er fühlt sich angekommen: der neue Fachlehrer an der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung, Stefan Meiners. Foto: Annette Körber

    Von einem ist Stefan Meiners überzeugt: Das Flechthandwerk hat eine Zukunft, auch in Deutschland. Man muss es nur richtig präsentieren Wie das geht, will er unter anderem seinen Schülerinnen und Schülern an der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung beibringen.

    Der 42-Jährige unterrichtet seit September 2021 in Lichtenfels. Und wie das Verkaufen geht, das weiß er, hat er doch nach der Schule erst mal eine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel absolviert. „Mit 17 Jahren habe ich meine erste Million Umsatz gemacht, noch zu D-Mark-Zeiten“, sagt er gelassen, und wie er so dasitzt in Kordhose und Strickweste über dem blau-weiß gestreiften Ostfriesenhemd, fragt man sich unwillkürlich, ob man sich verhört hat.

    Aber der ehemalige Küchenverkäufer erzählt weiter von Vertretern, die zur Belohnung schon mal Spülmaschinen verschenken. Und dass das irgendwie doch nichts für ihn war: „Ich wollte was anderes, ich wollte den Leuten was Gutes tun.“ Er holte seine Fachhochschulreife nach, überlegte, Kunstpädagogik zu studieren, entschied sich aber schließlich für etwas Praktisches: die Ausbildung in der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung in Lichtenfels, in die er nun als Lehrer zurückkehrt.

    Warum jeder mal eine Zeit lang woanders leben sollte

    2003 startete er mit 24 Jahren seine Lehrzeit. Einen Korb hatte er bis dato nie geflochten. Aber eine Freundin von ihm war mit einem italienischen Korbmacher befreundet, und das weckte idyllische Bilder in seinem Kopf: „Ich stellte mir das so vor, wie ich auf der Terrasse sitze und gemütlich einen Korb flechte ...“ Das Grinsen lässt sich trotz Maske erahnen: „So weit habe ich es bis heute nicht gebracht.“

    Dafür ist der gebürtige Papenburger, der in Ostfriesland aufgewachsen ist, weit herumgekommen. Seit der Gesellenprüfung hat er vor allem mit Menschen mit Behinderung gearbeitet, erst in der Diakonie Neuendettelsau, dann im Berufsbildungswerk Soest, einem Förderzentrum für blinde und sehbehinderte Menschen, und zuletzt als Teamleiter der Korbflechterei in der irides AG der Stiftung Blindenheim Basel. Zusätzlich unterrichtete er an der Schule für Holzbildhauerei in Brienz Korb- und Flechtwerkgestaltung. Der 42-Jährige findet, dass jeder eine Zeit lang woanders leben sollte, einfach, um sich selbst auch mal als Fremder zu fühlen.

    Stefan Meiners mit Schülerarbeiten an seinem neuen Wirkungsort, der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung.
    Stefan Meiners mit Schülerarbeiten an seinem neuen Wirkungsort, der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung. Foto: Annette Körber

    Zu seiner Rückkehr an den Obermain sagt Meiners: „Rational lässt sich's nicht erklären. Aber ich habe mein Leben nie rational gelebt.“ Allerdings sei es jetzt mit Familie schon etwas anderes. Und natürlich war es eine Riesenumstellung für die Kinder. Neun und elf Jahre alt sind die beiden, und mittlerweile haben sie sich am Obermain gut eingelebt. „Wir haben an Weihnachten Bilanz gezogen und festgestellt: Wir sind richtig angekommen“, erzählt er. Die Familie hat sich jetzt in Ebensfeld ein Haus gekauft. Von dort stammt Stefan Meiners' Ehefrau, von Beruf Heilerziehungspflegerin, die er während seiner Ausbildung in Lichtenfels kennenlernte und die mit ihm in die Schweiz ging.

    Eigentlich wollte sich Stefan Meiners selbstständig machen

    Der neue Fachlehrer schwärmt von der Zeit dort. Das Blindenheim in Basel sei ein „super Haus“, ein Senioren- und Pflegeheim, aber auch Treffpunkt für die Blinden der Stadt. In der angegliederten Werkstatt werden eigene Flechtarbeiten gefertigt, Reparaturen ausgeführt und Aufträge für Sonderanfertigungen übernommen. Meiners spricht von einem „coolen kleinen Team“, mit dem zusammenzuarbeiten Spaß gemacht habe.

    Als er seinen Abschied nahm, wollte er sich eigentlich selbstständig zu machen. Doch das sprach sich schnell herum. Es dauerte nicht lange, bis Günter Mix, Fachbereichsleiter der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung in Lichtenfels, bei ihm anrief, um ihn als Lehrer anzuwerben. „Ich hab' erst gesagt, ihr spinnt doch, wir haben ein Haus in der Schweiz“, Meiners schmunzelt. Dann habe er es doch reizvoll gefunden, Lernende zu begleiten, wenn sie in der Schule ihre Möglichkeiten entdecken.

    Ein kreatives Umfeld: Stefan Meiners freut sich über das vorhandene Potenzial in der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung.
    Ein kreatives Umfeld: Stefan Meiners freut sich über das vorhandene Potenzial in der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung. Foto: Annette Körber

    Das sieht er als seinen Auftrag: den Schülerinnen und Schülern die Grundtechniken beibringen, aber ihnen auch Perspektiven eröffnen. Denn dass das alte Handwerk relevant bleibt, davon ist Meiners überzeugt. „Ich finde, jede größere Stadt braucht einen Korbmacher“, sagt er selbstbewusst, „wir sind eine Bereicherung für die Gesellschaft“. Wo sonst bekomme man heutzutage noch ein Produkt, das 20 Jahre hält?

    „Es nützt nichts, wenn man der beste Korbmacher ist. Man muss das auch verkaufen können.“

    Stefan Meiners, Korbmachermeister und Fachlehrer

    Aber, und das ist dem gelernten Einzelhandelskaufmann wichtig: „Es nützt nichts, wenn man der beste Korbmacher ist. Man muss das auch vermarkten können.“ Man muss dem Kunden erklären können, wie viel Arbeit in einem Korb steckt. Woran man Qualität erkennt. Und warum es sich lohnt, für einen solchen handgefertigten Korb über hundert Euro auszugeben.

    Das möchte er vermitteln. Er will dazu anregen, neue Wege zu suchen, um sein Handwerk zu präsentieren: Warum nicht mal bei einem Möbelhaus anfragen, ob man dort Schaufenster gestalten darf? Und er will an der Schule seine Erfahrung und Leidenschaft einbringen.

    Eine Schule, in der viel Potenzial steckt

    In der Möbelwerkstatt: Stefan Meiners will den Schülern und Schülerinnen den Blick weiten und neue Perspektiven eröffnen.
    In der Möbelwerkstatt: Stefan Meiners will den Schülern und Schülerinnen den Blick weiten und neue Perspektiven eröffnen. Foto: Annette Körber

    Meiners lobt die „tollen Klassen“, die Lehrwerkstatt, in der jeder sein eigenes Tempo gehen kann, die familiäre Atmosphäre, in der er die teils großen Altersunterschiede unter den Lernenden als befruchtend empfindet. Von den Kolleginnen und Kollegen fühlt er sich sehr gut aufgenommen. Zurzeit gestaltet sich sein Berufsalltag noch etwas stressig. 2021 hat er – als einer der besten in Oberfranken – seine Meisterprüfung abgelegt. Im kommenden Schuljahr absolviert er dann noch die Fachlehrerausbildung in Ansbach. Trotzdem hat er schon eine ganze Liste an Ideen erarbeitet.

    „Ich freue mich, weil so viel Potenzial da ist“: Meiners führt mit energischem Schritt ins Lager der Schule unterm Dach, wo hinter Glas zahlreiche Anschauungsobjekte darauf warten, von den Lernenden entdeckt zu werden. Dann zügig wieder hinunter und über den Hof in die Möbelwerkstatt, wo er zwei Hocker mit geflochtener Sitzfläche in die Hand nimmt: Das sei nicht für jeden etwas, aber sehr wichtig, und ausprobieren soll's der Nachwuchs, bevor er sich auf ein Fachgebiet konzentriert.

    In Brienz führen die Schülerinnen und Schüler des zweiten Lehrjahrs Besuchergruppen durch die Einrichtung. Dabei lernen sie, sich und ihr Handwerk zu erklären und zu präsentieren. Und sorgen zugleich dafür, dass die Schule in der Öffentlichkeit präsent ist. Mehr Öffentlichkeit wünscht sich Stefan Meiners auch für die Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung in Lichtenfels. Vielleicht gibt's ja bald auch hier Führungen für alle?

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