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KÖSTEN: Neues Buch des Lichtenfelser Autors Ottmar Fuchs

KÖSTEN

Neues Buch des Lichtenfelser Autors Ottmar Fuchs

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    Der Wahl-Köstener Ottmar Fuchs (hier mit seinem Kater) hat ein neues Buch herausgebracht. Arcihvfoto: Rolf Bechmann
    Der Wahl-Köstener Ottmar Fuchs (hier mit seinem Kater) hat ein neues Buch herausgebracht. Arcihvfoto: Rolf Bechmann Foto: Rolf Bechmann

    „'Nix gwiss woas ma ned' wird dem Münchner Humoristen Joseph Huber, dem „Finessensepperl“ (1763 - 1828), zugeschrieben. 'Man weiß halt nicht, was morgen passieren wird!', so eine Schülerin kurz vor den Sommerferien 2022. Dieser Satz galt schon immer, aber eher hintergründig ohne großen Einfluss auf das letztlich beherrschbare Leben.

    Nun aber scheint er zum vordergründigen Lebensgefühl geworden zu sein. Was Unsicherheit bedeutet, haben viele Menschen in den Corona-Jahren verstärkt erlebt: Termine hängen in der Schwebe, sogar vereinbarte Operationen werden verschoben. Viele lernen nun mit eher chaotisch anmutenden Verhältnissen umzugehen, in denen es zur Aufgabe wird, auf Sicht zu leben. Diese aktuellen Erfahrungen fordern viele Menschen heraus, über solche Erfahrungen des Lebens neu nachzudenken.“

    So beginnt das neue Buch des Lichtenfelser Autors Ottmar Fuchs mit dem Titel: „Momente einer Mystik der Schwebe. Leben in Zeiten des Ungewissen.“ (Grünewald Verlag, Ostfildern 2023). Der Köstener macht es sich darin zur Aufgabe, in Gedanken, Erzählungen und Phantasien zu erahnen, was solches „Schweben“ für das Leben bedeuten kann. Vielleicht sogar positiv?

    Viele Zugänge

    Nicht festgelegt, irgendwie in der Schwebe zu sein, ist auch eine attraktive Erfahrung. Die Menschen waren schon immer neidisch, wenn sie die Vögel schweben sahen. Wer drachenfliegt, spricht von einem tiefen Glücksgefühl. Es sind Erfahrungen, die Bisheriges stoppen und innehalten lassen: Geistiges und Körperliches, ein Blick zum Sternenhimmel, Erlebnisse der Natur, in Träumen und Räuschen, in der Kunst und Musik, in der Liebe und Freundschaft, aber auch des Leidens und Mitleidens, die zeitenthobenes Schweben auslösen können.

    Fuchs bringt ein Kaleidoskop von möglichen Schwebe–Erfahrungen, vom Segelfliegen über den Weingenuss bis zu literarischen und spirituellen Beispielen, in denen nachgespürt werden kann, wie vielfältig Schweben im Leben sein kann, beispielsweise im Enthobensein von der Realität, wenn man sich in Bücher vertieft, in musikalischen Phantasiewelten, in Poesie (Hilde Domin, Johann Wolfgang von Goethe, Dzevad Karahasan, John Keats und Christa Wolf).

    Dabei entdeckt man Erfahrungen, die Gewohntes unterbrechen und ein Innehalten ermöglichen, das sich auch auf das Alltagsleben auswirkt: wie eine Begegnung, in der man selbst in die Schwebe kommt, wie in einem Nahtoderlebnis, in den Unterbrechungen durch Pause, Verschwendung und Zufall. Vor allem: im Lesen werden Erinnerung und Phantasie angeregt, eigene Schwebeerfahrungen zu entdecken.

    Berührung des Mystischen

    Das neue Werk von Ottmar Fuchs trägt den Titel „Momente einer Mystik der Schwebe. Leben in Zeiten des Ungewissen.“
    Das neue Werk von Ottmar Fuchs trägt den Titel „Momente einer Mystik der Schwebe. Leben in Zeiten des Ungewissen.“ Foto: Manfred Böhm

    Nach Fuchs kann die Schwebe Mystisches berühren. Es geht dabei um ein Innehalten, um eine Unterbrechung des Alltäglichen im Schwebezustand zwischen einem Vorher und einem Nachher, worin ein Geheimnis entdeckt oder erspürt wird. Es ist wie bei der Überschlagsschaukel, die Augenblicke hat, in denen sie auf der Kippe stehen bleibt, und, manchmal sekundenlang nicht weiß, ob sie zurück oder vorwärts fallen soll.

    Man kann das Geheimnis religiös benennen, muss es aber nicht. So gibt es in der Astrophysik das Innehalten im Staunen vor dem Geheimnis des Universums. Dieser Moment ist ein Ruhen in etwas, was noch nicht ist und künftig bedeutsam sein kann. Ohne dieses Innehalten gibt es keine Kraft, das Neue, das Überraschende zu sehen. Denn oft sind es Momente, die „gratis“, als Gabe und Geschenk erlebt werden: im Feste-Feiern, in der Liebe, in Ritualen.

    Im letzten Kapitel „Spiritualität“ bringt Fuchs persönliche Schwebe-Erfahrungen zum Vorschein: die Schwebe des Vertrauens auf ein göttliches Geheimnis, das das Universum trägt, am Schluss die Schwebe des Todes, zwischen dem unendlichen Abgrund und der Hoffnung, dass Liebe niemals zugrunde geht:. Wie es auf einer Grabstele im Lichtenfelser Friedhof steht: „Liebe kann man nicht begraben“.

    Man kann jederzeit irgendeinen Abschnitt lesen, aber auch die Lektüre vom Anfang bis zum Schluss lohnt sich. Insofern Weihnachten etwas mit der Schwebe zwischen Himmel und Erde zu tun hat, ist es ein weihnachtliches Buch.

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