Der Bayerische Bauernverband (BBV), Bezirk Oberfranken, hatte nach Buch am Forst auf den Hof der Familie Angermüller zum Ernte Pressegespräch 2023 eingeladen. Johann und Andrea Angermüller betreiben im Stadtteil von Lichtenfels den landwirtschaftlichen Betrieb, den sie 2005 von Johanns Eltern übernommen haben.
Mit eineinhalb angestellten Mitarbeitern versorgen die beiden bis zu 200 Aufzuchtkälber und 40 bis 50 Zuchtbullen. Zudem bearbeiten sie 160 Hektar Land, davon 70 Hektar Mais, 60 Hektar Getreide, 15 Hektar Silphie und 15 Hektar Hanf. Außer Zuckerhirse gehören Silphi und Hanf zu den Kulturpflanzen, die aktuell wieder von den Landwirten angebaut werden.
Biogas und PV-Anlagen
Neben einer Biogasanlage mit einer Leistung von 450 KW findet man auch PV-Anlagen auf den Dächern der landwirtschaftlichen Gebäude der Familie Angermüller. Diese leisten noch mal circa 200 Kilowatt-Peak (KWp).
Ein zweites Standbein der Familie ist die Ferienwohnanlage mit fünf Wohneinheiten, Streichelzoo, Spielplatz und Spielscheune und vieles mehr, was Kinderherzen höher schlagen lässt.
Die Durchwachsene Silphie
Die Durchwachsene Silphie stammt ursprünglich aus Nordamerika. Sie ist mehrjährig und wird bis zu drei Meter hoch. Verwachsene Blattpaare am vierkantigen Stängel bilden kleine Becher, in denen sich Tau- und Regenwasser sammelt, daher auch die Bezeichnung „Becherpflanze”. Bislang eher von Gärtnern und Imkern geschätzt oder als Grünfutter für Kleintiere genutzt, rückt die Silphie verstärkt als Energiepflanze in den Fokus. Ausschließlich zur Biogaserzeugung wird die robuste Pflanze auch von den Angermüllers angebaut.

Der ebenfalls angebaute Hanf ist in der Landwirtschaft stark im Kommen. Er wird nach der Reife mit einem Spezialgerät gedroschen, die Körner können zu Öl gepresst werden. Das Stroh wird geröstet, gepresst und dann als biogener Rohstoff in der Industrie weiterverarbeitet, zum Beispiel als Dämmstoff oder Ersatz für Styropor. Für den Hanfanbau, berichtet Johann Angermüller, bestehe aus verständlichen Gründen strenge Dokumentationspflicht.
Ernte-Prognosen
BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif berichtete von den Ernte-Prognosen für das laufende Jahr: Die Regenfälle im Frühjahr sorgten für einigermaßen gute Erträge bei Winterraps und Wintergerste, die folgende Trockenheit hätte aber katastrophale Auswirkungen auf die nachfolgenden Feldfrüchte wie Roggen, Weizen und besonders auch Braugerste. Geringere Ernte und schlechte Qualität seien die Folge.
Gleichzeitig werde die Produktion immer teurer, nicht nur durch hohe Treibstoffkosten, betonte Greif. Durch Wassermangel bildeten die Getreideähren automatisch kleinere Körner. Dadurch fallet auch der Mehlkörper im Getreidekorn deutlich kleiner aus. Gleichzeitig reife die Pflanze durch Hitze und Trockenheit deutlich schneller ab und könne damit nicht ihr ganzes Ertragspotential ausschöpfen.
Weniger Schweinemast-Betreibe
Sorgen bereitet auch die sinkende Zahl an Schweine haltenden Betrieben. Dieser Trend hält seit vielen Jahren an und hat sich in den letzten Jahren noch verschärft. Obwohl der Schweinepreis für die Mäster zurzeit hoch ist, kehrten die Betriebe nicht mehr in die Schweine-Haltung zurück, erklärte der Präsident.
An der geopolitischen Situation habe sich seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine 2022 wenig verändert. Immer noch wirke sich jede noch so kleine Neuigkeit im Geschehen auf die Weltmarktpreise der Landwirtschaft aus. Die globalen Märkte hätten sich zwar beruhigt, seien aber immer noch in Hab-Acht-Stellung, sagte Greif. So wie die Preise für Energie und Düngemittel in jüngster Zeit nachgegeben hätten, so seien auch die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse eingebrochen. Längst würden die Erzeugerpreise wieder unter dem Niveau vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges liegen.
Zu heiß, zu wenig Regen

Ein Blick in die Daten der Wetterstation Bad Staffelstein bestätigt die trockenen und heißen Jahre eindrucksvoll. Auch wenn es aufgrund von Gewittern mit Starkregen lokal zu sehr unterschiedlichen Niederschlagsmengen gekommen ist, setzt sich der Trend zu jährlich höheren Durchschnittstemperaturen bei gleichzeitig unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen immer weiter fort.
Sorgen
Dr. Wilhelm Böhmer, Direktor des BBV, sieht trotz dieser Probleme die Ernährungslage in Deutschland gesichert. Sorgen bereiten ihm eher die politischen Entscheidungen auf Landes-, Bundes- und Europaebene. So sollen jährlich vier Prozent der Anbauflächen stillgelegt werden. Ein Fiasko angesichts der Tatsache, dass die Bio-Landwirtschaft nun mal mehr Fläche benötige als die konventionelle.
„Ideologie schlägt Hirn“ bringt es Hermann Greif auf den Punkt. Er beklagt ebenso die überbordende Bürokratie und die Dokumentationspflicht.
Es werde seitens der EU eine Hundertprozentige Überwachung der Landwirte angestrebt. So sei es nicht verwunderlich, dass diese bis zu 40 Prozent ihrer Zeit mit administrativen Aufgaben verbringen.
Am Ende der Veranstaltung ging ein herzlicher Dank an die Familie Angermüller für die wunderbare Bewirtung und Gastfreundschaft.