Die Schwächephase der oberfränkischen Wirtschaft hält an. 25 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage positiv, 27 Prozent hingegen als negativ. Erstmals seit Jahren fällt der Saldo leicht negativ aus. Der IHK-Konjunkturklimaindex sinkt somit um zwei Punkte auf 93 Punkte.
Besonders schlechte Stimmung
Damit wird die Wachstumsschwelle von 100 Punkten das fünfte Mal in Folge unterschritten. So lange unterhalb dieser Marke bewegte sich der Index zuletzt in den Jahren 2001 bis 2003.
Besonders schlecht sei die Stimmung in Industrie, Großhandel und Tourismus. Binnen- und Auslandsnachfrage seien gleichermaßen betroffen. Die Geschäftslage werde weiterhin als pessimistisch beschrieben, heißt in der Pressemitteilung der Industrie,- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken Bayreuth.
Die Beschäftigten-Prognosen seien unverändert negativ, die dringend benötigten Investitionsimpulse ließen auf sich warten. So die zentralen Aussagen der aktuellen Konjunkturbefragung der IHK.
Schlechte Standort-Bedingungen
„Die Standort-Bedingungen haben sich in den vergangenen Jahren fortlaufend verschlechtert. Das betrifft nahezu alle Kostenfaktoren wie Material- und Energiepreise, Arbeitskosten und Finanzierungskonditionen, aber auch Bürokratie und fehlende Planungssicherheit“, so Dr. Michael Waasner, IHK-Präsident. „Sollte US-Präsident Donald Trump, wie angekündigt, auf europäische Importe Zölle von bis zu 20 Prozent erheben, wird das über kurz oder lang insbesondere unsere exportintensive Industrie treffen.“
IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm macht deutlich: „Unternehmen und Verbraucher fragen sich, wie Politik und Gesellschaft die immensen Herausforderungen in unserem Staat und weltweit lösen wollen. Das führt auf breiter Basis zu einer Unsicherheit, die Entwicklungen und Investitionen hemmt.“ Die Geschäftserwartungen der oberfränkischen Unternehmen für die kommenden zwölf Monate seien unverändert trübe.
Verschlechterung befürchtet
Rund 15 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Verbesserung, satte 27 Prozent der Firmen befürchten eine Verschlechterung. Die schwierigen Rahmenbedingungen ziehen weiterhin eine negative Beschäftigten-Entwicklung nach sich. Der Fachkräftemangel sei immer seltener die Ursache.
Als Ursache für die erwartete Beschäftigten-Entwicklung gaben zwei Drittel der Unternehmen einen geplanten Personalabbau an und das restliche Drittel, die offenen Stellen, die nicht nachbesetzt werden können. In 72 Prozent aller Fälle ist ein bevorstehender Personalabbau die Ursache für den negativen Beschäftigungstrend. Ein Viertel der befragten Unternehmen will das Investitionsvolumen zurückfahren und nur 17 Prozent der Firmen wollen mehr investieren. Zwei Drittel der Unternehmen wollen dabei in Ersatzbeschaffungen investieren und ein Drittel in Rationalisierungen. Investitionen in Produktinnovationen und Kapazitätserweiterungen spielen weiterhin nur eine untergeordnete Rolle.
22 Prozent der Unternehmen planen keine Investitionen. Bei den Unternehmen, die im Ausland investieren, sind Produktinnovationen, Kapazitätserweiterungen und wie im Inland Ersatzbeschaffungen die Hauptmotive.
„Wir befinden uns vor den schwierigsten wirtschaftlichen Herausforderungen seit Generationen“, so Dr. Waasner. „Ein robustes Wirtschaftswachstum ist mittelfristig ohne umfassende Reformen nicht zu erreichen.“ Bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen müsse die neue Bundesregierung ansetzen. Weniger Bürokratie, mehr Planungssicherheit, niedrigere Steuern, wettbewerbsfähige Energiepreise und eine leistungsfähige Infrastruktur seien das Gebot der Stunde. „Nur so bekommen wir den Wirtschaftsstandort wieder flott.“
Anreize fehlen
„Die von immer mehr Unternehmen beklagte Überbürokratisierung ist dabei Ausdruck eines überzogenen Lenkungswillens des Staates und eines Selbstverständnisses einer Verwaltung, der es an Anreizen fehlt, nach Effizienzkriterien zu handeln“, mahnt Brehm. „Wir benötigen in Deutschland wieder mehr Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft statt in die lenkende Hand des Staates.“