Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) würdigte im Rahmen eines Tages-Symposiums mit Exkursion die Landwirtschafts- und Waldpolitik des vor 100 Jahren geborenen und 1987 verstorbenen, ehemaligen CSU-Landwirtschaftsministers Dr. Hans Eisenmann und fordert von der künftigen Staatsregierung dessen Lebenswerk fortzusetzen.
Nach Grußworten von Bürgermeister Andreas Hügerich und dem Präsidenten des Bayerischen Bauernverbands, Günther Felßner, befasste sich Richard Mergner, Landesvorsitzender des BN, mit den zukunftsweisenden Ideen Hans Eisenmanns für einen Nationalpark, ein modernes Waldgesetz und eine nachhaltige, bäuerliche Landwirtschaft und sagte: „Wir appellieren an die Bayerische Staatsregierung, an ihre Wurzeln als Bewahrer der bayerischen Heimat anzuknüpfen und wieder zu einer Partei der Nationalparke, der bäuerlichen Landwirtschaft und der Bewahrung der Schöpfung zu werden.“
Vorbildliches Gesetz
Das Waldgesetz 1974 sei für die damalige Zeit vorbildhaft gewesen. Ohne die Waldbewirtschaftung aus dem Blick zu verlieren, habe Hans Eisenmann damals als „Vater des Bayerisches Waldgesetzes“ neue Ziele für den Umgang mit den Wäldern vorgegeben. Der Staatswald sollte vorbildlich bewirtschaftet werden. Die Wälder sollten insgesamt in einem standortgemäßen Zustand bewahrt oder dahin entwickelt werden, erinnerte der BN-Landesvorsitzende.
Diese Ideen Hans Eisenmanns gelte es weiterzuentwickeln und an die heutigen Herausforderungen der Klima- und Biodiversitätskrise anzupassen. Richard Mergner hob hervor: „Wir fordern als BN vom Ministerpräsidenten Markus Söder, sein Versprechen im künftigen Koalitionsvertrag niederzuschreiben, dass der Staatswald ,Klimaschutzwald' und unabhängig von den Holzeinnahmen werden soll.“ Dazu solle im Waldgesetz für den Staatswald ein Vorrang für die Erfüllung der ökosystembedingten Gemeinwohlleistungen verankert werden. Es müssten Regeln für eine gute fachliche Praxis und Mindeststandards definiert werden.
Trotz Proteste auf Weg gebracht
Mit Mut, Weitsicht und Überzeugung habe Bayern die ersten beiden Nationalparke in Deutschland auf den Weg gebracht, obwohl es damals auch Proteste und Kritik gab. „Wir erwarten als BN, dass die Staatsregierung die bestehenden und künftigen Nationalparke, Naturwälder, Naturwald-Reservate und Wildnisgebiete durch ein fachlich fundiertes Gesamtkonzept zu einem Naturwald-Verbundsystem verknüpft und dass die Lücken im ,Grünen Netzwerk' geschlossen werden.“
Wichtiger Schlüssel
Ein wichtiger Schlüssel sei auch die von Hans Eisenmann unterstützte bäuerliche Landwirtschaft. Dazu müsse den bäuerlichen Betrieben mehr Marktmacht zurückgegeben werden. So müssten zum Beispiel Fruchtfolgen so honoriert werden, dass nicht nur die Marktfrüchte zum Einkommen der Bäuerinnen und Bauern beitragen, sondern auch die Teile der Fruchtfolge, die Gemeinwohl-Leistungen für den Klima – oder Biodiversitätsschutz erbringen, sagte Mergner.
Diese sollten dann auch in der Honorierung dem Ertrag aus den Marktfrüchten entsprechen. Ein weiteres Beispiel sei der Milchmarkt, bei dem bäuerliche Gemeinschaften die produzierten Mengen steuern und so die extremen Preisschwankungen besser regulieren könnten. „Mit positiven Effekten für Bäuerinnen und Bauern und der von Ihnen gehaltenen Tiere“, folgerte Prof. Dr. Hubert Weiger, Ehrenvorsitzender des BN. Und weiter: „Darüber hinaus sind Weidelandschaften Biotope einer oft einzigartigen Artenvielfalt an Pflanzen, Insekten und Kleinlebewesen. Die bäuerliche Landwirtschaft ist deshalb der wichtigste Träger dieser Landschaften und muss durch die Agrarpolitik mit allen Kräften unterstützt werden.“
Exkursion
Nach weiteren Kurzreferaten in dem Oberlangheimer Gasthof fand eine Exkursion der Teilnehmer zu einer besonders schützenswerten Waldabteilung des Langheimer Staatsforstes unter der Führung des ehemaligen Forstamtsdirektor Dietmar Gross statt. Besondere Beachtung fand laut Pressemitteilung die höchste Waldlinden-Gruppe Deutschlands, in deren Umfeld der Bund Naturschutz im Jahre 1999 die Gedenktafel zu Ehren des Landwirtschaftsministers Dr. Hans Eisenmann und seines unermüdlichen Engagements für ein vorbildliches, nachhaltiges Waldgesetz errichtet hatte.
Mit Blick auf die natürliche Waldverjüngung auf dem Waldboden und den in die Höhe strebenden zahlreichen Waldlinden meinte BN-Kreisvorsitzender Anton Reinhardt: „In diesem Naturwaldreservat kann der Naturfreund anschaulich über Jahrzehnte hinweg das Werden, Wachsen und Vergehen der vielfältigen Lebensgemeinschaft Wald beobachten, Kraft schöpfen und sich ihrer erfreuen. Wir brauchen mehr solcher Areale in unserem Landkreis, wo Natur sich ungestört entwickeln darf.“ Momentan seien es nur 0,29 Prozent der Landkreis-Fläche.