„Kochen, tanzen, beten und andere Kraftquellen von Menschen in der Pflege“ heißt das neueste Buch, das der in Kösten wohnende Autor Ottmar Fuchs geschrieben hat. Dr. Ludwig Mödl, Professor em. für Pastoraltheologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, hat sich das 152 Seiten umfassende Werk genauer angesehen und folgende Besprechung verfasst:
„Ein originelles Taschenbuch! Es gibt Einblick in die Welt der Menschen in Pflegeberufen und in ihre Weisen, mit den stressbelegten Anforderungen zurecht zu kommen. Es könnte anregen, nach eigenen Kraftquellen zu suchen. Erwachsen ist das Buch aus Gemeinschaftstagen, welche der Autor mit Caritas-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern aller Arbeitsbereiche (Pflegeleitung, Krankenpflege, Altenpflege, Hauswirtschaft, Reinigung, soziale Betreuung, Palliativarbeit, Hospizarbeit, ambulante Pflege) zusammen gestaltet hat. Dabei hat er die Beiträge aller Beteiligten gesammelt.
Von Ängsten, Nöten und glücklichen Erfahrungen
Sie antworten auf Fragen zu ihrer Berufsarbeit, ihren Ängsten und Nöten, ihren glücklichen Erfahrungen und ihrer Weise, die so stressbehafteten Arbeiten zu verkraften und eben – wie im Titel angesprochen – Stärke für den Dienst zu tanken. Auf drei Fragen brachten sie ihre Erfahrungen und Wünsche zum Ausdruck: Was setzt mir zu in meinem Dienst? Was beglückt mich in meiner Arbeit? Und welche Spiritualität trägt mich, woher finde ich außerhalb der Arbeit Kraft für meinen Dienst?
Im Abschnitt unter der Überschrift ,Kraftquellen im Alltag' werden die Äußerungen (meist wörtlich, teilweise ergänzend formuliert) gebündelt nach den Gesichtspunkten: eigene Motive, religiöse Hilfen, häusliche (private) Beziehungen, erholsame Tätigkeiten zu Hause wie zum Beispiel Kochen, im sozialen Umfeld, im Garten und in der Natur.
Über Vorstellungen von guter Pflege
Der Autor spricht im Abschnitt ,Ressourcen in den Einrichtungen' das Problem der Spannung zwischen den eigenen Vorstellungen von guter Pflege und den strukturellen und rechtlichen Erfordernissen der Pflegeeinrichtungen an und fragt, was für die Pflegenden tragend ist, was sie sich erhoffen, was Nichtpflegende wie Reinigungspersonal und Angehörige zur Pflege beitragen können.
Hier hängt der Autor einen sozialpolitischen Exkurs an, in dem er darauf aufmerksam macht, dass der Arbeitsplatz selbst eine Kraftquelle sein könnte und sich zugleich die Pflege effektiver gestalten ließe, wenn der Faktor ,Zeit haben' neu bedacht und gerade in kirchlichen Einrichtungen – etwa durch Zustiftungen für Personal – durchgesetzt würde.
Dann werden die Erfahrungen und Wünsche der Pflegenden abgerufen. Was sie sich unter einer ,guten Pflege' vorstellen und welchen Beitrag die Bewohnerinnen und Bewohner einer Einrichtung dazu leisten können. Hier erläutert der Autor in einem Exkurs die neuere therapeutische Diskussion über die ,reine Präsenz'.
Die andere Sicht einer Sterbenden
Anschließend werden Erfahrungen und Wünsche zur Pflegeleitung geäußert. Dazu wird dargelegt, wie die Leitung beziehungsweise Begleitung selbst zu einer Kraftquelle werden können und welchen Segen der ,Mut zum Leiten' bringt. Nach einigen Erfahrungsberichten von Pflegenden und Begleitenden reflektiert der Autor in beeindruckender Weise das Sterben. Unter der Überschrift ,Spiritualität am Ende' beschreibt er die andere Sicht einer Sterbenden von Beziehung und Bedeutung von Leben.
Im Ausblick handelt der Autor von der Ethik des Könnens, die aber notwendigerweise Resilienz-Räume braucht und auch die Grenzen des Möglichen zulässt. In der Pflege eröffnen sich Räume des Beschenkt-Seins, die religiösen Charakter erhalten können, wenn nicht mit der Professionalität eine Verzweckung einhergeht, welche zu enormem Stress führt, so dass die ,Lücken des Zwecklosen' notwendig sind, damit die Pflegenden Kraft schöpfen können.
In einmaliger Weise in die Pflegeberufe geblickt
Das Buch gibt in einmaliger Weise Einblick in die Welt der Pflegeberufe und deren Umfeld, macht auf die strukturellen Defizite der Professionalisierung in diesen Berufen aufmerksam, deutet an, in welche Richtung wir uns das Christliche einer christlichen Diakonie vorstellen können und vermittelt zugleich theologische Überlegungen (vor allem in der ,Gebetsschule' in Kapitel 2 und in den Gedanken zum Sterben in Kapitel 6), die kurz und prägnant den ,Segen der Theologie' spüren lassen. Dieses Buch wird jedem Leser und jeder Leserin viel Gewinn bringen.
Ottmar Fuchs, Kochen, tanzen, beten und andere Kraftquellen von Menschen in der Pflege, Würzburg (Echter) 2020, 152 Seiten, ISBN 978-429-05501-.