Sommer in der Korbstadt: Es ist heiß dieser Tage. Wer kann, sucht sich ein kühles Plätzchen, parkt sein Auto nach Möglichkeit unter Schatten spendenden Bäumen. Wer jedoch bei Kaufland in der Robert-Koch-Straße einkauft, sucht Schatten vergebens: kein Baum, kein Busch, kaum ein Grashalm zu sehen. Das monierte OT-Leserin Rosi Christoph aus Klosterlangheim jüngst am Lesertelefon.
„In Zeiten des inzwischen für alle spürbaren Klimawandels wirkt der Parkplatz vor dem Einkaufsmarkt auf mich wie eine Szene aus einem Science-Fiction-Film“, schildert sie dieser Redaktion. Kein bisschen Grün, im Sommer eine flirrende Hitze, eine aufgeheizte Fläche aus Teer und Verbundsteinen.“

Mit der Giftspritze gegen das letzte Grün vorgegangen
Die Verantwortlichen von Kaufland würden Rosi Christoph diese Asphalt- und Pflastersteinwüste auch noch zu kultivieren: „Jüngst sah ich an einem Dienstagnachmittag eine Frau, die im Bereich der äußeren Parkplatzumrandung dor Gift aus einem größeren Behälter verspritzte“, so die Abonnetin. Sie ging auf die Dame an. „Auf meine Frage, wer sie denn mit so etwas beauftrage, bekam ich als Antwort, dass mich das nichts angehe. Ich bin jedoch der Meinung, dass mich das sehr wohl etwas angeht.“ Und ist so etwas überhaupt erlaubt? „Soll auch der letzte armselige Grasbüschel, der dort noch wächst den Garaus gemacht werden? Ich frage mich sowieso, weshalb man nicht gleich ganz bis zum Gehsteig hin gepflastert hat und verzichtet hat auf diesen schmalen Streifen, in dem sich außer ein bisschen Rindenmulch nur Plastikmüll, massenweise Zigarettenkippen und nichts mehr Lebendiges findet.“

Als aufmerksame, an Kommunalpolitik interessierte Leserin erinnert sie sich: „Als die Baupläne für das neue Kaufland dem Stadtrat vorgestellt wurden, gab es Kritik wegen fehlender Bäume und Begrünung. Das Einvernehmen wurde erteilt, auch weil Bäume außen herum gepflanzt werden sollten“, so Rosi Christoph. „Ich frage mich, wo diese Bäume denn jetzt sind?“ Sie kenne andere Kaufland-Parkplätze, beispielsweise in Gunzenhausen, die schattig seien, mit vielen schönen Bäumen. „Ich frage mich, warum das in Lichtenfels nicht möglich sein soll? In diesen Zeiten sollten wir jeden Baum und jede Pflanze einfordern, die uns zusteht! Wir sind in der Pflicht gegenüber unseren Kindern und Enkelkindern.“ Mut mache ihr im übrigen das bepflanzte Dach der Bushaltestelle in unmittelbarer Nähe der Betonwüste.
Rechtsstreit um den Bebauungsplan
Der Bauantrag für den Neubau von Kaufland wurde Anfang 2016 genehmigt. Recherchiert man im Internet, so stößt man auf den rechtskräftigen Bebauungsplan „BA 39 II“, der auch das Gelände an der Robert-Koch-Straße umfasst. In den verbindlichen Festsetzungen heißt es: „Parkplätze mit mehr als zehn Stellflächen sind durch mit Bäumen und Sträuchern bepflanzte Grünflächen zu gestalten. Je Stellplatz sind hierfür mindestens drei Quadratmeter Grünfläche, je angefangene zehn Stellplätze mindestens ein großkroniger, heimischer Laubbaum vorzusehen.“ Außerdem: „Die nicht bebauten Flächen sind durch Grünanlagen zu gestalten.“ Warum also hält sich Kaufland nicht daran?

„Der Bebauungsplan B 39 II gilt nicht weil für den Neubau von Kaufland ein neuer Plan B39 III aufgestellt wurde“, erklärt Sebastian Müller, der Pressesprecher der Stadt Lichtenfels. „Gegen diesen Bebauungsplan wurde jedoch mehrfach geklagt, so dass dieser auf Grund des Gerichtsverfahrens noch nicht rechtskräftig ist.“ Die Streitigkeiten konnten erst vor kurzem beigelegt werden.
Im Bebauungsplan wurden letztlich überhaupt keine Bäume gefordert
„Der Bebauungsplan B39 III enthält wesentlich weniger Auflagen zur Begrünung als der B39 II“, fährt Müller fort. „Demnach wären auch nur sieben Bäume zu pflanzen gewesen, und diese noch nicht einmal in der Nähe der Parkplätze.“ Das Bauvorhaben wurde nach §33 BauGB gemäß dem in Aufstellung befindlichen „B39 III“ genehmigt. Im Bauantrag sind jedoch keine Bäume und nur spärliche Grünflächen eingezeichnet. „Aktuell gilt demnach das, was im Bauantrag genehmigt wurde.“
Unterschrieben hat diesen der frühere Stadtbaumeister Jürgen Graßinger, geprüft und für gut befunden wurde er am 30. März 2016 vom Landratsamt Lichtenfels. Und so kann die Stadt auch nicht mehr einfordern. „Lediglich die Grünflächen müssten mal wieder neu bepflanzt werden. Diesbezüglich gab es bereits Kontakt“, so Müller. „Wir gehen davon aus, dass Kaufland auch aus eigenem Interesse heraus für seine Kunden ein attraktives Umfeld bieten möchte. Hierzu gehört heutzutage auch eine gute Grüngestaltung und beschattete Parkplätze.“ Leider habe im Jahr 2016 das Thema Stadtgrün nicht so im Fokus wie heute gestanden. Die Stadtverwaltung könne in diesem Fall nur versuchen zu sensibilisieren.

Für mehr Grün: Kaufland im Gespräch mit Eigentümer der Immobilie
Diese Redaktion nahm selbst Kontakt zur Pressestelle der Kaufland-Stiftung auf. „Wir möchten unseren Kunden attraktive Einkaufsstätten bieten, hierzu zählen natürlich auch begrünte und gepflegte Außenanlagen“, antwortet Andrea Kübler aus der Unternehmenskommunikation. „Da wir uns in Lichtenfels in einem Mietobjekt befinden, haben wir uns hierzu mit unserem Vermieter abgestimmt.“ Denn: Zwar gelte der genannte Bebauungsplan II nicht für dieses Areal, gemäß der Baugenehmigung seien Bäume jedoch Bestandteil der Außenanlage gewesen. „Wir sind derzeit in Gesprächen mit dem Eigentümer der Immobilie, um – sowohl im Sinne unserer Kunden als auch der Umwelt – zeitnah eine entsprechende Begrünung der Außenanlage umzusetzen.“
Diese Redaktion wollte zudem wissen, inwieweit die Dächer für regenerative Energiequellen in Erwägung gezogen werden. Dazu heißt es von Andrea Kübler: „Der Einsatz von Photovoltaikanlagen auf den Dächern unserer Immobilien, spielt für uns zunehmend eine Rolle. Aktuell planen wir diese bei Neubauten ein.“