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LICHTENFELS: Pedalritter am Obermain mit Herz für den Elektro-Helfer

LICHTENFELS

Pedalritter am Obermain mit Herz für den Elektro-Helfer

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    Fahrradfahren liegt bei allen Altersgruppen derzeit voll im Trend und erlebt im Zuge der Corona-Krise weiteren Aufschwung.
    Fahrradfahren liegt bei allen Altersgruppen derzeit voll im Trend und erlebt im Zuge der Corona-Krise weiteren Aufschwung. Foto: Marion Nikol

    Das Stichwort „Boom“ ist gerade oft zu hören, wenn es um das Thema „Fahrradfahren zu Coronazeiten“ geht. Kein Wunder, beschränkte sich doch die Freizeitgestaltung während des Lockdowns vor allem auf Spaziergänge, Joggen oder eben die Fortbewegung auf zwei Rädern. Auch jetzt, wo viele Lockerungen in Kraft sind, dürften viele, die für gewöhnlich öffentliche Verkehrsmittel benutzen, aufs Rad umgestiegen sein. Andere wiederum sind womöglich einfach auf den Geschmack gekommen, Mobilität und körperliche Aktivität sinnvoll miteinander zu verbinden, um der eigenen Gesundheit, und nicht zuletzt auch der Umwelt, etwas Gutes zu tun.

    Doch kann man wirklich von einem coronabedingten Fahrradhype sprechen? Oder ist der derzeitige „Run“ auf die Radgeschäfte vielmehr der Tatsache geschuldet, dass diese im März und April geschlossen waren und nun sämtliche Kunden die Läden stürmen, die ohnehin im Frühling gekommen wären? Bundesweit betrachtet scheint sich Corona durchaus auf den Umsatz ausgewirkt zu haben. Wie David Eisenberger vom Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) kürzlich der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, sei der Mai der stärkste Monat gewesen, den die Branche je erlebt hat. Wie aber sieht die Lage im Landkreis Lichtenfels aus?

    „Corona hat die Kauflust definitiv beschleunigt“, bestätigt Clemens Weisser, der im Verkauf bei Mr. Bike in Lichtenfels tätig ist.

    Von Freizeitpanik und Kauflust

    Nachdem das Fachgeschäft Ende April seine Pforten wieder öffnen durfte, bildeten sich lange Schlangen – zum einen durfte ja nur eine begrenzte Personenanzahl die Räumlichkeiten betreten, zum anderen hatte es fast den Anschein, als würden die Menschen in eine Art „Freizeitpanik“ geraten, wie Clemens Weisser es bezeichnet. „Vielen Kunden war es ganz egal, welches Modell sie in welcher Farbe bekommen, Hauptsache ein Fahrrad.“ Die Gründe dafür wurden ihm auch ganz klar von den Käufern genannt: Da der Urlaub in diesem Jahr ausfallen muss, wollen viele nun lieber Fahrradfahren.

    Bei Familie Reuther ist es Zeit für ein neues Fahrrad – das hellblaue E-Bike im Retrostil wurde im Burgkunstadter Cube Store bereits mit großer Begeisterung Probe gefahren.
    Bei Familie Reuther ist es Zeit für ein neues Fahrrad – das hellblaue E-Bike im Retrostil wurde im Burgkunstadter Cube Store bereits mit großer Begeisterung Probe gefahren. Foto: Marion Nikol

    Dass der Drahtesel zunehmend an Beliebtheit gewinnt, hat sich bei Mr. Bike schon vor Corona gezeigt. „Der Mai war natürlich ein sensationeller Monat, aber es lief bereits am Jahresanfang richtig gut“, so Weisser. Vor allem E-Bikes wurden und werden sehr stark nachgefragt und hätten längst nicht mehr den Ruf, nur etwas für Alte und Gebrechliche zu sein.

    Zwar kaufen viele 20- bis 40-Jährige nach wie vor noch klassische Mountainbikes, doch das Interesse für vollgefederte E-Bikes, sogenannten Fully E-MTBs, steige in dieser Altersgruppe. Was der Experte ebenfalls festgestellt hat und durchaus amüsant findet: Oft kauft der „sportliche“ Mann seiner Frau ein E-Bike, damit sie die Berge mühelos schafft, merkt dann aber wohl nach einigen Touren, dass sie ihm quasi davonfährt und steigt dann ebenfalls auf ein Pedelec um.

    Pausenlos in der Beratung im Einsatz

    Schauplatzwechsel nach Burgkunstadt. Im Cube Store ist Filialleiter Matthias Oppel wie so oft in den vergangenen Wochen in einer Kundenberatung. „Ja, er habe coronabedingt gerade sehr viel zu tun und wenig Zeit“, ruft er herüber, bevor er sich wieder den beiden Interessenten mittleren Alters zuwendet. Die Jungs in der Werkstatt haben immerhin kurz Gelegenheit zum Durchschnaufen und verraten, dass bei ihnen ebenfalls deutlich mehr zu tun sei als im vergangenen Jahr um diese Zeit. Auch sie vermuten, dass die Leute statt Urlaub in diesem Jahr vermehrt Fahrradtouren machenm, und manch einer sein altes Modell aus dem Keller geholt hat und auf Vordermann bringen will.

    Auch wenn sich jetzt, anders als im Mai, keine meterlangen Schlangen mehr vor dem Fachgeschäft bilden, haben die Berater und Verkäufer bei Mr. Bike in Lichtenfels nach wie vor alle Hände voll zu tun.
    Auch wenn sich jetzt, anders als im Mai, keine meterlangen Schlangen mehr vor dem Fachgeschäft bilden, haben die Berater und Verkäufer bei Mr. Bike in Lichtenfels nach wie vor alle Hände voll zu tun. Foto: Marion Nikol

    Doch es gibt auch Kunden, bei denen es unabhängig von Corona schlicht und einfach an der Zeit ist, sich ein neues Fahrrad zu leisten. In diesem Fall soll es natürlich ein E-Bike sein, so wie beispielsweise bei Familie Reuther aus Kulmbach, die sich ebenfalls gerade im Cube Store aufhält. Besonders angetan hat es Frau Reuther ein cremeblaues Pedelec im Retrolook, das sie mit großer Begeisterung im Laden Probe fährt. Für welches Modell sich ihr Mann wiederum entscheiden wird, ist noch offen, jedenfalls habe die Neuanschaffung, wie er verrät, nicht etwa mit der Coronakrise, sondern vielmehr mit dem Rahmenbruch seines alten Rades zu tun.

    E-Bike-Trend hat sich etabliert

    Zu den frischgebackenen E-Bike-Besitzern gehört auch Familie Motschmann, die vor dem Fahrradhaus Karl in Altenkunstadt anzutreffen sind. Nach jahrzehntelangem Radvergnügen auf herkömmliche Art und Weise, wolle man nun den Komfort eines elektrischen Antriebs in Anspruch nehmen, um auf langen Touren nicht zu sehr aus der Puste zu kommen. Dass nicht nur die Altersgruppe 60+, sondern auch junge Leute mit E-Bikes einfach mehr Berge schaffen und ihren Radius deutlich erweitern können, vermutet Geschäftsführer Daniel Karl als Hauptgrund für die erhöhte Nachfrage nach Pedelecs. „Wir verkaufen mittlerweile zu 90 Prozent E-Bikes, wobei die Tiefeinsteiger-Modelle am meisten Absatz finden.“

    Tiefeinsteiger E-Bikes, wie vorne links zu sehen, werden derzeit sehr stark nachgefragt. Sie kombinieren Fahrkomfort und Sicherheit mit einer elektronischen Unterstützung beim Antrieb.
    Tiefeinsteiger E-Bikes, wie vorne links zu sehen, werden derzeit sehr stark nachgefragt. Sie kombinieren Fahrkomfort und Sicherheit mit einer elektronischen Unterstützung beim Antrieb. Foto: Marion Nikol

    Wird sich dieser Trend und vor allem die Kauflust fortsetzen? Daniel Karl hofft es natürlich. Was Corona und den Ansturm auf die Fachläden angeht, hält er sich mit dem Begriff „Boom“ allerdings zurück und betrachtet das Ganze realistisch: „Während des Lockdowns waren wir fast zwei Monate geschlossen und jetzt konzentriert sich natürlich alles auf ein paar Wochen. Leider ist vieles nicht mehr lieferbar, unter anderem weil die Lieferketten nach Asien abgerissen waren.“ Was unter dem Strich letztlich herauskommt wird sich seiner Ansicht nach erst am Saisonende zeigen.

    Es ist und bleibt ein Saisongeschäft

    Keine Engpässe gibt es wiederum bei Radsport Höppel in Bad Staffelstein, wie Geschäftsführer Hans Höppel verrät: „Wir haben glücklicherweise viel vorgeordert und deshalb auch viel Ware da. Natürlich kommt das ein oder andere Modell schwieriger nach. Wenn ich aber überall höre, dass es keine Räder mehr geben soll, dann muss ich sagen, dass das Unsinn ist.“ Er betrachtet den vielbesagten Bike-Hype durch Corona eher nüchtern. „Im Frühling ist immer viel los, weil der ein oder andere sich besinnt, ein Rad zu kaufen oder eine Reparatur benötigt. Grundsätzlich ist das Fahrradgeschäft einfach stark saison- und wetterabhängig.“

    Sobald die Urlaubssaison losgeht, beginnt für Hans Höppel die umsatzschwächste Zeit. Da aber viele in diesem Jahr daheimbleiben, dürfte sich die Lage in diesem Sommer voraussichtlich etwas anders darstellen als sonst. Unabhängig davon hofft er jedenfalls, dass vor allem im Nahbereich wieder mehr Fahrrad gefahren wird.

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