„Wer im Rahmen eines Tarifvertrages arbeitet, hat in der Regel kürzere Arbeitszeiten, mehr Urlaub und nicht zuletzt mehr Geld in der Tasche.“ Darauf wiesen am Mittwoch früh morgens Mitglieder des Lichtenfelser DGB-Kreisverbandes, unterstützt vom katholischen Betriebsseelsorger Thomas Reich, bei einer Pendler-Ation auf dem Lichtenfelser Bahnhof hin.
Nicht einmal jeder Zweite
Nicht einmal jeder zweiter Beschäftigter in der Region, so DGB-Kreisvorsitzender Heinz Gärtner, falle unter dem Schutz eines Tarifvertrages. Vor 20 Jahren seien dies noch mehr als zwei Drittel der Arbeitnehmer gewesen. Tarifverträge schafften gleiche Regeln und sorgen für ein transparentes Lohnsystem, familienfreundlichere Arbeitszeiten, bessere Regelungen bei Kindererziehung sowie Pflege.
Gesetzliche Regelungen bildeten bei Löhnen, Urlaub oder Arbeitszeiten nur eine Untergrenze. Alles darüber hinaus müsse verhandelt werden. Je mehr Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert seien, desto günstiger sei die Verhandlungsposition, betonte Gärtner.
Entwicklung umkehren
Es sei dringend notwendig, sind sich die Teilnehmer der Maßnahme einig, dass diese Entwicklung auch in der hiesigen Region wieder umgekehrt werde. Deshalb wollen die Gewerkschafter für eine Umkehr werben. Die Beschäftigten müssten allerdings selbst aktiv werden, Betriebsräte gründen und Gewerkschaften beitreten, wurde herausgestellt.
Die Gewerkschafter verteilten am frühen Morgen Papiertaschen an die zahlreichen vorbeieilenden Pendler mit Infomaterial und einem kleinen Imbiss.
Alle profitieren
Im Anschluss wurde bei einem Frühstück im Café Moritz ein Resümee zur Aktion gezogen. Dabei wurde hervorgehoben, dass nicht nur Arbeitnehmer, sondern ebenfalls Unternehmen und Staat von Tarifbindung profitieren. Diese ziehe Planungssicherheit und sozialen Frieden im Betrieb nach sich. Unternehmen hätten so die gleichen Bedingungen, stünden in einem fairen Wettbewerb und böten attraktive Arbeitsplätze, hieß es.
Kommunen, wurde angesprochen, hätten bei Tariftreue die Vorteile von höheren Steuereinnahmen, würden mit soliden Unternehmen Leute anziehen. Leider, ergänzte Heinz Gärtner, schlichen sich auch kommunale Arbeitgeber aus ihrer Verantwortung. Als Beispiel nannte err eine hiesige Schulküche, die nunmehr privatisiert werden solle. Scheinbar sei nicht einmal das für eine solche grundsätzliche, organisatorische mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen für diese Kolleginnen einhergehende, gewählte Gremium eingebunden.
Kopfschütteln
Mit Kopfschüttteln bewerteten die Anwesenden, mit welcher Wertschätzung erfahrene Servicekräfte einer Küche behandelt werden. Diese seien ein Glied im Schulbetrieb, werden aber outgesourct. Es gebe jetzt schon einen immer größer werdenden Mangel an Servicekräften. Wie sollen junge Leute mit solchen Aussichten noch motiviert werden, diese Berufsrichtung zu wählen, stimmten die Gewerkschafter überein.