Mit beeindruckender Akrobatik, Tierdressur und Komik hat sich der Zirkus Henry nach langer, Corona-bedingter Pause zurückgemeldet: Die Premiere des neuen Programms mit dem Titel „Endlich wieder Spaß, Spannung, Spitzenklasse“ auf dem Lichtenfelser Schützenplatz begeisterte Kinder, Eltern und Großeltern. Kein Wunder, die siebte bis neunte Generation des Zirkus Henry weiß, was „Familie“ bedeutet.

Er streckt sich, steht auf und schlurft zu seinem Schminktisch: Clown Beppo alias Robin Frank scheint aus dem langen Pandemieschlaf aufgewacht zu sein. Er macht sich bereit für die Vorstellung des Zirkus Henry, die mit energiegeladener Musik eingeläutet wird. Nach fast zwei Jahren Corona-Zwangspause feierte der Zirkus Henry eine ganz besondere Premiere auf dem Lichtenfelser Schützenplatz.
Nervenaufreibende Momente hoch unter der Zirkuskuppel
Die Vorfreude auf ein solches Event steht auch in die Augen der zahlreichen Erwachsenen geschrieben, die auf den Rängen Platz nehmen. Sie alle folgen der Begrüßung des Senior-Chefs Henry Frank, der mit 80 Jahren noch in der Manege steht, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt: „Werden Sie wieder Kind.“

Und das wurden sie während der folgenden zwei Stunden: Das bunte Programm „Endlich wieder Spaß, Spannung, Spitzenklasse“ besteht aus atemberaubender Luftakrobatik hoch unter der Zirkuskuppel – auf dem Trapez oder mit Hilfe eines schlichten Netzes. Spitzenklasse-Artistin Jessica zog wohl ebenso viele Blicke auf sich wie sie sich in jedem nervenaufreibenden Moment kurz wieder abwandten.
Ihre Kollegin Alicia schwang sich mit den zahlreichen Hula-Hoop-Reifen scheinbar nur ein, ehe sie ihren Körper – angelehnt an chinesische Spitzenakrobatinnen – wohl bis zum Äußersten verbog, sodass sich ihr Kopf mehrmals zwischen ihren Beinen befand.
Tierdressur, basierend auf Vertrauen und Freundschaft
Der Erfolg jahrelangen Trainings zeigt sich auch in der Tierdressur. So folgten nicht nur die kräftigen mongolischen Steppenkamele, auch Trampeltiere genannt, dem Juniorchef des Zirkus‘, Georg Frank, aufs Wort, sondern auch der mächtige Friese.

Auch Robin Frank als „Lucky Luke“ bewies mit einer feinfühligen Darbietung gemeinsam mit seinem Pferd „Jolly Jumper“, das sogar einen Kuss für Ersteren bereithielt, was Vertrauen und Freundschaft zwischen Tier und Mensch möglich machen.
Die Basis hierfür bildet eine ausgezeichnete Haltung der über 60 Tiere, die Tierärzte aus ganz Deutschland dem Zirkus Henry bezeugen. In der Pause konnten kleine und große Zuschauerinnen und Zuschauer auf Kamelen in der Manege reiten und die Tierschau mit Vertretern aus vier Kontinenten bestaunen. Letztere ist auch außerhalb der Vorstellung tagsüber geöffnet, und man kann sich von geräumigen Boxen in einer modernen Stallzelt-Anlage und Auslauf-Freigehegen überzeugen.

Diese besondere Tierhaltung macht Georg Frank stolz, ebenso wie die Premiere des Zirkus an diesem Tag: „Wir freuen uns riesig. Wir haben richtig Lampenfieber“, verriet er vor der Vorstellung.
Waschmaschine bringt „neunte Generation“ hervor
Das hatte wohl auch der junge Mann, den der Clown aus dem Publikum auf die Bühne holte. In Arbeitskleidung half er Beppo, ein Geschenk auszupacken – eine Discokugel, die die Manege erstrahlen ließ. Für seine weiteren Darbietungen, die „Tanzenden Teller und fliegenden Löffel“ brauchte der Clown dagegen keine Unterstützung, außer den Applaus der Zuschauerinnen und Zuschauer.
Und dann war da ja noch die Sache mit der Waschmaschine: Clown Beppo hatte ein ganz besonderes Gerät erfunden, mit dem er nicht nur die Zirkus-Chefin necken konnte. Die Waschmaschine ließ alles, was man hineingab, schrumpfen. Am Ende auch den Clown selbst: Nach dem Trockenvorgang stieg nämlich die neunte Generation des Zirkus Henry aus dem Gerät heraus, der kleine Jugeli, und präsentierte sich voller Stolz und wilder Verbeugung als „Mini-Clown“.
Die Zukunft eines Familienbetriebs, der seit 1812 existiert
Er und weitere Kinder sind die Zukunft des Familienbetriebs, der seit 1812 existiert. Die Zirkusfamilie Frank zählt zu den ältesten Circus-Familien Europas. Insgesamt 27 Personen sorgen derzeit für einen reibungslosen Ablauf der Show. Doch alle Profession und Erfahrung kamen auch gegen die Pandemie nicht an: Zwei Jahre lang war der Zirkus Henry zur „Zwangspause“ gezwungen und musste in Dörfles-Esbach verweilen.

Doch das Team hat die Zeit genutzt: Für neue Ideen, für eine tolle Show voller aufregender Lichteffekte, für märchenhafte Kostüme, für die Perfektion artistischen Könnens, für die wunderbare Arbeit mit den Tieren, für… für ein tolles Erlebnis.
Und wie gefällt es den Lichtenfelser Zuschauern?
Das Obermain-Tagblatt fragt nach: Lea Goller aus Lichtenfels ist das erste Mal im Zirkus und findet es „einfach toll. Am besten war die Frau, die sich so verbiegen konnte. Das möchte ich auch können.“ Auch die Pferde haben ihr gut gefallen, und sie erzählt ihren Freundinnen und Freunden unbedingt vom Zirkus weiter.

Das macht auch Maya Herold, ebenfalls aus der Korbstadt. Sie ist schon zum dritten Mal in einem Zirkus, aber dieser gefalle ihr besonders gut. „Am besten die Pferde, ich reite nämlich auch.“ Und die Erwachsenen? Die strahlen auch. Nur für ein Interview stand wieder mal keiner zur Verfügung. Dabei ist es doch toll, wieder mal Kind sein zu dürfen in diesen Zeiten.

Noch bis Sonntag, 13. März gastiert der Zirkus Henry auf dem Schützenplatz in Lichtenfels. Vorstellungen sind täglich um 17 Uhr, Sonntag um 15 Uhr. Tickethotline: Tel. 0152-53222806. Die Tierschau ist tagsüber geöffnet und kann separat besucht werden.