„Als Kind schon bin ich vor den Röhrenradios meiner beiden Großeltern gesessen und habe das grün leuchtende ,Magische Auge‘ bei der Sendereinstellung beobachtet“, erinnert sich Peter Goller. Der medizinische-technische Assistent ist seit seiner Kindheit von alten Röhrengeräten fasziniert und besitzt mittlerweile ein richtiges „Museum“.

„Jedes Mal wenn ich im Dachboden war, bin ich über einen olivgrünen Holzkoffer gestolpert, bis ich eines Tages den Kasten genauer betrachtet habe“, berichtet der Sammler. Durch die Löcher an einer Seite des Koffers habe er etwas glitzern sehen. Nach Abschrauben dieser Wand seien fünf große Glasröhren zum Vorschein gekommen. An der Vorderseite war eine Klappe, hinter der sich eine Radioskala verbarg.
Dann kam das Sammlerfieber
Als Goller das Gerät seinem Vater zeigte, erzählte dieser, dass es sich dabei um den alten Wehrmachtskoffer des Großvaters handle. „Da muss aber auch noch der Volksempfänger oben sein“, habe sein Vater gesagt und Goller das Gerät aufgemalt. „Ich suchte solange danach, bis ich ihn schließlich fand. Da war ich gerade vierzehn Jahre alt und das Radio-Sammler-Fieber hat mich erwischt.“

Den Grundstock der Sammlung bildeten zunächst sieben Radios, Tonbandgeräte und Fernseher aus Familienbesitz. „Zuerst habe ich alle Verwandten und Bekannte nach alten Geräten gefragt, danach klapperte ich mit dem Fahrrad den Sperrmüll ab, und dann ging es mit dem Auto quer durch den Landkreis.“
Heute sei seine Sammlung aus Platzgründen auf mehrere hundert Geräte reduziert. „Ich konzentriere mich auf mehr oder weniger technische und optisch besondere und zu damaliger Zeit teure Geräte“, meint er.
Rundfunkempfänger aus längst vergangenen Tagen
Die ersten Geräte Anfang der 1920er Jahre seien batteriebetrieben und bestehen aus Empfänger, Anoden- und Heizbatterie sowie einem Lautsprecher. „Ende der Zwanziger kamen die ersten netzbetriebenen Empfänger auf den Markt“, erklärt Goller. Anfang der 1930er Jahre sei der Lautsprecher nun mit in das Radiogehäuse integriert worden. Dies geschah bevorzugt im Hochkantformat, der sogenannten „Kathedralenform“, die gerne auch als „Dampfradio“ bezeichnet worden sei.
„Ab 1935 kam dann das Querformat, also links der Lautsprecher, rechts die Skala, in Mode.“ Im selben Jahr sei das „Magische Auge“, das eine genaue Sendereinstellung erleichterte, erstmals in amerikanische Radios eingesetzt worden.
„Nach Kriegsende wurde Deutschland von den Alliierten zu wenig Sendefrequenzen zugeteilt, was eine flächendeckende Informationsquelle für die Bevölkerung erschwerte.“ Ursprünglich als Notlösung gedacht, erkannte man die Vorteile der 1949 eingeführten Ultrakurzwelle (UKW) gegenüber den bisher genutzten Kurz, Mittel- und Langwellen, da diese eine bessere Klangqualität habe.
In den 1950er Jahren wurden Empfänger immer leistungsstärker und komfortabler. Das erste Kassetten-Tonbandgerät weltweit, das „Optaphon“, ist Teil Gollers beeindruckender Sammlung. Bis 1967 löste der Transistor dann endgültig die Elektronenröhre in Radios ab. „Meine Lieblingsfirma ist natürlich Loewe, früher Loewe Opta, bedingt nicht nur durch die räumliche Nähe“, erzählt Goller.
Das größte Tischradio der Welt
Besonders stolz ist der Sammler auf seine „Kammermusikschatulle P48“ von Siemens, die nur in geringer Stückzahl produziert wurde. „Das ist das größtes Tischradio der Welt mit fast 80 Zentimetern Länge, 14 Röhren und vier Lautsprechern mit jeweils 20 Zentimetern Durchmesser. Neu hätte das Gerät 795 D-Mark gekostet“, informiert er.
Seit dem Jahr 2000 gibt es in Kronach einen Arbeitskreis, den „Loewe Classic Club“. Dort werden historische Geräte restauriert und betreut, Unterlagen, Prospekte und Bildmaterial katalogisiert sowie kleinere Ausstellungen organisiert. „Historisch und technisch Interessierte, die sich unserem Kreis anschließen wollen, können sich gerne bei unserem Arbeitskreis-Chef, Bruno Hoderlein, Tel. (09261) 40153, melden“, lädt der Sammler ein.
Es tönt der Schallbandspieler
Peter Goller sammelt zudem auch Schallbandspieler (Tefifon), Drahttongeräte und Schallplatten. „Das mache ich etwa so lange, wie ich auch Röhrengeräte sammle. Spezialisiert habe ich mich im Laufe der Jahrzehnte auf Schellackplatten, Richtung Swing und Tanzmusik, und Singles der 1950-er und 1960-er Jahre. Hier vor allem Rock?n?roll, Doowop, Pop und Schlager.“
Die Optik der Jukeboxen in den 1950er Jahren lehne sich gerne an dem Design der Automobilindustrie an. „Der geteilte Lautsprechergrill entspricht zum Beispiel dem geteilten Kühlergrill des 1959er Pontiac.“