Der oberfränkische Bezirkstagspräsident Henry Schramm (CSU) aus Kulmbach ist in das Präsidium des Bayerischen Bezirkstags gewählt worden.
Als einer von drei Vizepräsidenten wird er in den kommenden fünf Jahren die Arbeit des Kommunalen Spitzenverbands mitgestalten. Nach seiner Wahl ging er auf die größer werdenden Herausforderungen in der Versorgung von Kranken und Behinderten ein.
Steuerkraft reiche nicht mehr
„Die Versorgung von den uns anvertrauten Menschen ist ein tagtäglicher Kampf“, so Bezirkstagspräsident Schramm. Und die Zahl der Menschen, die aufgrund von Alter, einer Behinderung oder einer psychischen Erkrankung auf die Hilfe der Bezirke angewiesen sind, werde ihmzufolge in den kommenden Jahren weiter ansteigen. „Die Steigerung der Steuerkraft wird bei uns in Oberfranken dieses Jahr nicht mehr ausreichen, um die steigenden Ausgaben im Sozialbereich zu decken,“ ist sich Schramm sicher.
Im kommenden Jahr rechne er mit 40 bis 50 Millionen höheren Ausgaben für die Hilfe zur Pflege und die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung.
Personalmangel verschärft sich
Dazu komme der Fachkräftemangel, der überall zu spüren ist und die Einrichtungen, Heime und Kliniken zusätzlich unter Druck setzt. „Es kann doch nicht der richtige Weg sein, eine immer höhere Fachkraftquote zu fordern, wenn Fachkräfte nur noch begrenzt zur Verfügung stehen.“
Schramm habe den größten Respekt vor den Menschen, die in der Pflege tagtäglich mit Herzblut ihrem Job nachgehen. Diese Menschen dürfe man nicht weiter mit Bürokratie belasten. Zudem forderte Schramm die bessere Unterstützung von Menschen, die ihre Angehörigen zuhause pflegen: „Diese übernehmen große Verantwortung und verringern mit ihrem persönlichen Einsatz den Druck auf das Pflegesystem. Das muss gesellschaftlich noch viel stärker wertgeschätzt werden.“
Als Bezirkstagspräsident ist Henry Schramm selbst Arbeitgeber im Gesundheitsbereich: in den Kliniken und Heimen des Bezirks Oberfranken sei der Fachkräftemangel natürlich auch ein großes Thema. Einerseits baue der Bezirk Oberfranken im Rahmen eines 540-Millionen-Investitionsprogramms derzeit seine Kapazitäten in den psychiatrischen Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen aus, wie zum Beispiel in der Kinder- und Jugendpsychiatrie oder der Forensik in Bayreuth. In Kutzenberg schaffe der Bezirk Oberfranken ein psychiatrisches Pflegeheim, das den wachsenden Bedarf an Plätzen, der durch private Träger nicht gedeckt wird, insbesondere für Menschen, für die ein besonderer Handlungsbedarf besteht, auffangen solle.
„Andererseits müssen wir nach dem Bau auch das Fachpersonal finden, um diese Krankenhäuser und Einrichtungen zu betreiben“, so Schramm. „Ich bin dankbar für die Einrichtung des Medizincampus Oberfranken, mit dem wir eng zusammenarbeiten“, erläutert er.
In der Ausbildung von jungen Ärzten in der Region sieht er eine Chance, Fachpersonal nach Oberfranken zu holen. In der Wahl zum weiteren Vizepräsidenten des bayerischen Bezirkstags sehe Schramm einen großen Vertrauensbeweis. Er freue sich auf die Verbandsarbeit in den kommenden fünf Jahren und die Gelegenheit, oberfränkische Interessen zukünftig auch auf gesamt-bayerischer Ebene zu vertreten.
Der Bayerische Bezirketag ist der kommunale Spitzenverband der sieben Bezirke in Bayern. Der Verband informiert und berät die Bezirke und vertritt ihre gemeinsamen Interessen. In der konstituierenden Vollversammlung in Regensburg wurde Franz Löffler, Bezirkstagspräsident der Oberpfalz, im Amt des Präsidenten des Bayerischen Bezirketags bestätigt. Weitere Vizepräsidenten sind Rainer Schneider aus Oberbayern und Barbara Holzmann aus Schwaben. (red)