Am kommenden Woche ist im ETA Hoffmann Theater einiges geboten – eine Lesung, die nächste Veranstaltung der Ensemble-Reihe „Nachspiel“ und die letzte Vorführung des Stücks „Beute“. „Zerstörte Straßen“ wird genau ein Jahr nach der russischen Invasion in der Ukraine letztmals gezeigt.
Am Freitag, 10. Februar, 20 Uhr, findet im Studio des ETA Hoffmann Theaters eine Lesung plus Gespräch mit der Journalistin und Autorin Veronika Kracher statt. Kracher ist Autorin des weltweit ersten Buches zum Thema „Incels“.
Was sind „Involuntary Celibates“ und was macht sie so beängstigend?
„Incels“ ist die Kurzform für „Involuntary Celibates“ – unfreiwillig im Zölibat Lebende. Sie treffen sich in Onlineforen und auf Imageboards. Sie lamentieren darüber, keinen Sex zu haben, obwohl dieser ein naturgegebenes männliches Grundrecht sei. Im schlimmsten Falle artikuliert sich ihr Denken in der Glorifizierung von Kindesmissbrauch, sexueller Gewalt oder dem Femizid. Incels sind keine Ausnahmeerscheinungen, sondern Ausdruck einer Gesellschaft, in der die Abwertung des Weiblichen an der Tagesordnung ist.
Veronika Kracher ist Journalistin und Autorin und beschäftigt sich mit der Incel-Subkultur, Alt-Right, Imageboards und Rechtsterrorismus. In dieser Ausgabe der Gesprächsreihe „ETA fragt“ wird Kracher aus ihrem Buch „Incels. Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults“ lesen. Anschließend laden sie und Leitende Dramaturgin Petra Schiller das Publikum zum Gespräch über die Entwicklung der Subkultur und Verflechtungen zwischen Verschwörungstheorien und Antifeminismus ein.
Was hätte E.T.A. Hoffmann heute umgetrieben?
Am Samstag, 11. Februar, 22 Uhr, wird im Gewölbekeller des ETA Hoffmann Theaters Robin Laumeyers „Hoffmanns brandneue Erzählungen“ gezeigt. Ernst Theodor Amadeus (oder war es doch Wilhelm?) Hoffmann – einer, der durchs Leben taumelte, ein hoch und doch auch gering Geschätzter, ein begabter Schriftsteller, Komponist und Alkoholiker. Und plötzlich ist er wieder da! In diesem Teil der Ensemblereihe „Nachspiel“ wird der Frage nachgegangen: Was hätte einen E.T.A. Hoffmann heute umgetrieben?
Es spielen Stefan Herrmann, Philine Bührer, Jutta Vogel, Leon Tölle und Wiebke Jakubicka-Yervis.
Am selben Tag, aber schon um 19.30 Uhr, ist letztmals die Komödie „Beute“ von Joe Orton auf der Großen Bühne des ETA Hoffmann Theaters zu sehen. Zwei junge Bankräuber, eine mit allen Wassern gewaschene Heiratsschwindlerin, ein trauernder Ehemann und ein Polizei-Inspektor, der sich nicht an Gesetze hält: Das ist die Personage von Joe Ortons schwarzhumoriger Komödie „Beute“. Die Beute selbst scheint wie vom Erdboden verschluckt. Regie führt Stefan Otteni.
Gibt es einen Rest Menschlichkeit im Wahnsinn des Krieges?
Am 24. Februar jährt sich die russische Invasion der Ukraine zum ersten Mal. In diesem Rahmen finden am 22., 24. und 25. Februar jeweils um 19.30 Uhr die letzten Vorstellungen von Natalia Vorozhbyts „Zerstörte Straßen“ (Bad roads) im Großen Haus des ETA Hoffmann Theaters statt. „Zumindest in Bayern ist es ein Abend, der in seiner politischen Relevanz konkurrenzlos ist,“ schrieb die Süddeutsche Zeitung in ihrer Premierenbesprechung über die Inszenierung von Regisseur Wojtek Klemm.
„Zerstörte Straßen“ (Bad roads) zeigt Menschen, die eine nur noch Gesetzen des Krieges gehorchende Welt zu bewältigen versuchen. Das ist mal absurd, mal bitter, mal bedrückend. Wie soll man auch klarkommen, wenn das eigene Land auf einmal geteilt ist in einen Teil, in dem Krieg herrscht, und einen Teil, der scheinbar normal funktioniert? Vorozhbyts Figuren suchen in einem Alltag zwischen Gewalt, Folter und Missbrauch nach einem Ausweg und Überlebensstrategien. Gibt es nicht doch noch einen Rest Menschlichkeit inmitten des unvorstellbaren Wahnsinns, der Krieg heißt?
Für ihren Text hat Vorozhbyt eigene Recherchen und Geschichten von aus dem Donbas Geflüchteten genutzt. Für das ETA Hoffmann Theater hat die Autorin eine neue Szene geschrieben und das Stück damit bis in die Gegenwart hinein fortgesetzt.
Karten gibt es an der Theaterkasse und auf www.theater.bamberg.de. (red)