Aktuell stechen wieder gelb leuchtende Felder beim Spaziergang durch unsere Fluren oder beim Blick in die Landschaft ins Auge. Nach einem massiven Rückgang der Anbaufläche in den vergangenen Jahren scheint sich der Rapsanbau in Oberfranken wieder zu etablieren. Doch warum wurde der Anbau von Raps so unattraktiv, wo er doch unzählig viele Verwertungsmöglichkeiten und pflanzenbauliche Vorteile bietet?
Eine Frage, auf die es viele Antworten gibt. Da wäre besonders der Klimawandel. Immer heißere und trockenere Wetterlagen, teils bis in den Herbst hinein, setzen der Blattfrucht arg zu. Während bei den Getreiden die Aussaat meist Ende September erfolgt, findet sie beim Raps bereits um den 15. August statt. „Wenn tagelang kein Regen kommt, dann verdörrt er dir“, resümiert Jürgen Finkel vom Gut Ummersberg bei Ebensfeld. Nachsäen sei nicht möglich. Seit 1976 bauen er und seine Familie diese alte wertvolle Kulturpflanze an.
„Raps nach Raps einmal gemacht – da geht nichts mehr.“
Jürgen Finkel, Besitzer von Gut Ummersberg
Auf dem Anwesen oberhalb des Maintales fand am Freitag das alljährliche Treffen des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) und der Erzeugergemeinschaft für Raps Oberfranken (EZG) statt. Im jährlichen Wechsel besuchen dabei Fachleute, Mitglieder der jeweiligen Vorstände und des amtlichen Pflanzenschutzdienstes ausgewählte Höfe.
Raps benötigt eine gewissenhafte Fruchtfolge

Familie Finkel ist so ein Hof. Seit dem die Finkels das Anwesen 1964 erworben haben, ist die Anbaufläche von anfangs 60 Hektar Land auf jetzt 400 Hektar gestiegen. Im Umkreis von zehn Kilometer wachsen hier neben 20 Hektar Grünland die unterschiedlichen Feldfrüchte: Zuckerrüben, Raps, Mais, Wintergerste und Winterweizen.
Und der Raps ist dabei kein Selbstläufer. Er braucht eine gewissenhafte Fruchtfolge, das heißt, eine mindestens vier- besser fünfjährige Pause, bevor er wieder auf einem Feld gesät werden kann, wo schon Rapsbestand war. „Raps nach Raps einmal gemacht – da geht nichts mehr“, weist Jürgen Finkel auf die enorme Anfälligkeit der Rapspflanze auf die typischen Schädlinge hin. Käfer, wie der Raps-Erdfloh und der Stängelrüssler, können in den noch geschlossenen Blüten große Schäden anrichten. Raps-typische Krankheiten würden auftreten, wie der Rapskrebs und die gefürchtete Wurzel- und Stängelfäule.
Eine seit 4000 Jahren bekannte Nutzpflanze

Doch auch politische Entscheidungen haben den Rapsbauern im Deutschland der vergangenen Jahre den Anbau der seit 4000 Jahren bekannten Nutzpflanze nicht leicht gemacht. Die immer strenger werdenden Düngemittelgesetze und die Verbote beziehungsweise Beschränkungen des Einsatzes von Unkrautvernichtungsmitteln, Insektiziden und Pilzmitteln hätten zu einer deutlichen Reduzierung der Anbaufläche geführt. „Von 23 000 Hektar im Jahr 2010 ging die Kurve nach unten bis zum Tiefpunkt im Jahr 2019 mit nur noch 9800 Hektar“, verdeutlichte Torsten Gunselmann vom BBV die Lage.
Aktuell steigt die Flächengröße wieder etwas. Denn die Landwirte reagierten. Sie schlossen sich zusammen zur Erzeugergemeinschaft für Qualitätssraps Oberfranken, einer mittlerweile 600 Mitglieder starken Organisation. Hier wird mit regionalen Partnern zusammen gearbeitet, etwa mit Öl-Mühlen in Untersiemau und Kronach. „Das Rapskorn hat einen Ölgehalt von rund 40 Prozent. Somit ist es eine der wichtigsten Öl-Pflanzen weltweit nach Palm und Soja“, erklärte Klaus Siegelin von der EZG.
„Das Rapskorn hat einen Ölgehalt von rund 40 Prozent. Somit ist es eine der wichtigsten Öl-Pflanzen weltweit nach Palm und Soja“
Klaus Siegelin, Erzeugergemeinschaft für Raps

Und weiter: in Deutschland werde Raps auf einer Fläche von 1,3 Millionen Hektar angebaut. Der Großteil der hier geernteten Körner gehe in die Verwertung als Bio-Diesel und spare so Treibhausgase ein. Rapsöl für die Verwendung als Speiseöl sei eines der wertvollsten Öle, vor allem durch den sehr hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren und mehreren Linol-Säuren. Darüber hinaus falle der so genannte Pressrückstand an, der als gentechnik-freies Eiweißfuttermittel in der Tierhaltung Verwendung findet.
Auch bei der Schädlingsbekämpfung sei man einen großen Schritt weiter. Bienenfreundlich werde mit „Gelbschalen“ gearbeitet. Diese viereckigen Plastikschalen mit Gitter sind mit einer schwachen Lauge gefüllt. Während Bienen, Schmetterlinge oder andere Nutzinsekten „draußen“ bleiben, fallen die Rapsschädlinge durch die Gitter hindurch. Schädlings-Fachmann Reinhard Ostermeier vom AELF Bayreuth betont, so habe man einen genauen Überblick über den Schädlungsbefall und könne schonend und umweltverträglich reagieren, Spritzmittel also geringstmöglich und nur bei Bedarf einsetzen.
Zum Raps gibt es erstaunliche Fakten
Der Nektar eines Hektar Raps reicht aus für 40 Kilogramm Rapshonig. Die Pollen ernähren drei bis vier Bienenvölker. Aus dem selben Hektar gewinnt man feinstes Speiseöl für mehr als 3000 Halbe-Liter-Flaschen plus zweieinhalb Tonnen Rapsschrot, also Proteinfutter. Das reiche für drei Milchkühe pro Jahr. Rapsöl hat die gleichen Omega-3-Fettsäuren wie Lachs. Die rund 1,5 Meter tiefe Pfahlwurzel der Pflanze hilft, den Boden zu stabilisieren. Während des einjährigen Anbaus wird der Ackerboden an elf Monaten von der Pflanze und ihrem enormen Blattwerk bedeckt. Raps werde nachhaltig produziert und stärke die regionale Landwirtschaft, lautete das Fazit der Teilnehmer der Veranstaltung.