Der Lichtenfelser Gashersteller Rießner Gase GmbH wird zu einem Vorreiter der Energiewende und baut in Wunsiedel eine der größten industriellen Elektrolyse-Anlagen für Grünen Wasserstoff in Deutschland. Dies teilt das Unternehmen jetzt mit. Am Freitag, 9. Juli, findet für eines der Vorzeigeprojekte der Energiewende im Beisein des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder der erste Spatenstich statt.
„Wir werden dann etwa 320 Kilo pro Stunde Grünen Wasserstoff in Wunsiedel produzieren. Zur Einordnung: Mit einem Kilo Wasserstoff kann ein Wasserstoffauto 100 Kilometer zurücklegen.“
TDr. Thilo Rießner, Geschäftsführer
Während viele über die Energiewende nur reden, mache ein Lichtenfelser Unternehmer Nägel mit Köpfen: Der Gashersteller Rießner-Gase GmbH investiere Millionen in die zukunftsweisende Herstellung von Grünem Wasserstoff am Standort Wunsiedel, heißt es in der Pressemitteilung. Mit den Stadtwerken Wunsiedel und der Firma Siemens baue das innovative Unternehmen aus Lichtenfels eine der größten industriellen Elektrolyse-Anlagen für Grünen Wasserstoff in Deutschland – ein Leuchtturmprojekt für ein CO2-neutrales Deutschland.
Einzigartige Produktionsstätte für 25 Millionen Euro
Die 25 Millionen Euro teure, in Deutschland einzigartige Produktionsstätte solle im Sommer 2022 in Betrieb gehen und vorerst 160 Kilo CO2-neutralen Wasserstoff in der Stunde beziehungsweise 960 Tonnen pro Jahr herstellen. Der Spatenstich für das Leuchtturmprojekt findet am Freitag in Wunsiedel mit Markus Söder sowie im Beisein des Bayerischen Staatsministers für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, Hubert Aiwanger, und des Bayerischen Staatsministers für Umwelt und Verbraucherschutz, Thorsten Glauber, statt.
Der Geschäftsführer von Rießner Gase, Dr. Thilo Rießner, freut sich, dass sein Unternehmen mit dem Bau der zukunftsweisenden Elektrolyse-Anlage eine Vorreiterrolle in der Herstellung von Grünem Wasserstoff übernimmt: „Es gibt zwar einige kleinere Produktionsstätten für Grünen Wasserstoff in Deutschland, allerdings keine in dieser Größe. Rießner Gase setzt sich damit an die Spitze der Produktion von Grünem Wasserstoff in Deutschland.“
Verkauf vorerst vor allem an Kunden aus der Industrie
Den in Wunsiedel hergestellten Grünen Wasserstoff will Rießner Gase vorerst vor allem an Kunden aus der Industrie verkaufen. Hier werde das Gas unter anderem bei der Eisen- und Stahlerzeugung verwendet, bei der Herstellung und Bearbeitung von Glas, in Raffinerien oder in der chemischen Industrie. Aber auch in der Nahrungsmittelindustrie finde Wasserstoff Verwendung. Er werde beispielsweise für die Fetthärtung bei der Produktion von Margarine genutzt.
Da die Verwendung von Wasserstoff im Verkehr ebenfalls immer stärker an Bedeutung gewinne – so plane der Freistaat im Zuge der Bayerischen Wasserstoffstrategie bis 2023 den Bau von 100 Wasserstofftankstellen –, soll der in Wunsiedel produzierte Grüne Wasserstoff laut Dr. Rießner künftig auch im Bereich der Mobilität verwendet werden.
Um auf eine zu erwartende steigende Nachfrage nach Grünem Wasserstoff reagieren zu können, könnee die Produktionsmenge in Wunsiedel zeitnah verdoppelt werden, so der Geschäftsführer von Rießner Gase weiter. „Wir werden dann etwa 320 Kilo pro Stunde Grünen Wasserstoff in Wunsiedel produzieren. Zur Einordnung: Mit einem Kilo Wasserstoff kann ein Wasserstoffauto 100 Kilometer zurücklegen“, erläutert der Geschäftsführer von Rießner Gase.
Der in Deutschland verwendete Wasserstoff werde aktuell fast ausschließlich aus Kohle oder Erdgas hergestellt. Das heiße, dass pro Tonne Wasserstoff etwa zehn Tonnen CO2 entstehen. Der künftig von Rießner Gase in Wunsiedel produzierte Grüne Wasserstoff sei dagegen CO2-neutral, da ausschließlich regenerative Energiequellen wie Sonne, Windkraft oder Biomasse für die Elektrolyse verwendet würden. Bei diesem Prozess werde Wasser mit Hilfe von Strom in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt.
Eignet sich zudem hervorragend als Energiespeicher
Große Wachstumschancen für Grünen Wasserstoff sieht Geschäftsführer Dr. Thilo Rießner außer in den bereits genannten Anwendungen in der Industrie besonders im Bereich des Güter- und Personentransports. Wasserstoff eigne sich darüber hinaus auch hervorragend als Energiespeicher, so der Lichtenfelser Unternehmer weiter.
Die Idee für eine eigene Wasserstoffproduktion kam der Firmenleitung von Rießner Gase vor etwa fünf Jahren. Dr. Rießner: „Nachdem es bei unseren zwei Hauptlieferanten Probleme bei der Herstellung gegeben hatte, reifte bei uns der Gedanke, eine eigene Wasserstoff-Quelle zu schaffen. Natürlich sollte der Wasserstoff CO2-neutral, also Grün, hergestellt werden. In Wunsiedel fanden wir die idealen Voraussetzungen für das Vorzeigeprojekt.“ Die Kommune verfolge seit Jahren bei der Energieherstellung den Wunsiedler Weg. Dabei wolle die Stadt ihre Energie zum einen CO2-neutral mit Sonne, Wind und Biomasse herstellen, zum anderen wolle sie energieautark werden.
Im Übrigen finde nicht nur der bei der Elektrolyse-Anlage gewonnene Grüne Wasserstoff seine Verwendung. Die durch die Produktion entstehende Abwärme soll laut Dr. Rießner für die Klärschlammtrocknung in Wunsiedel genutzt werden. Des Weiteren sei in unmittelbarer Nachbarschaft eine Wasserstoff-Tankstelle für Busse und Müllfahrzeuge geplant. (red)