Wie bereits berichtet, waren am 27. September 2021 abends – vermutlich durch Unachtsamkeit – gut ein Kubikmeter phenol- und teerhaltige Lösungsmittel aus einem lecken Tank in die Rodach gelangt. Danach erfolgte von Mitte März bis Mitte Mai die Sanierung der Rodach am Standort des Sägewerks Erlabrück. Dabei stand der Flussabschnitt von der Schadenstelle bis zirka 300 Meter flussabwärts im Fokus der Behörden und beteiligten Firmen.
Die Sanierung konnte bereits am 13. Mai erfolgreich abgeschlossen werden. Der Sanierungsverlauf verlief dabei genau innerhalb des geplanten zeitlichen Rahmens. Die Schwerpunkte der Sanierung lagen zunächst unmittelbar an der Schadenstelle selbst, sowie letztlich an einer am Abend des Unglücks durch die Feuerwehr errichten Ölsperre.
Das Schweröl konnte dort im nennenswerten Umfang gefunden und von Bagger und Saugfahrzeug aus dem Flussbett entfernt werden. Erste Analyseergebnisse aus den Sedimentuntersuchungen zeigen, dass das extra hierfür angewandte Sanierungsverfahren über den gesamten Flussabschnitt erfolgreich verlief.
Angeleitet durch das Ingenieurbüro IBW aus Kronach und das Sachverständigenbüro Geoteam aus Helmbrechts war eine Gruppe von etwa 15 Fachleuten abwechselnd damit beschäftigt, in den zirka acht Wochen an bis zu jeweils sechs Tagen das Ölwassergemisch aus dem Flussbett zu entfernen.
Das abgesaugte Flusswasser wurde zunächst in einem der fünf 70 Kubikmeter großen Lagerbehälter zwischengelagert und dann chargenweise über ein mehrstufiges Verfahren gereinigt. Jede Charge wurde vor und nach einer Behandlung analysiert. Erst nach Vorliegen entsprechender Analysenergebnisse wurde das gereinigte Flusswasser dann zurück in die Rodach geleitet.
2,1 Millionen Liter Flusswasser gereinigt
Insgesamt wurden in dem genannten Zeitraum zirka 2.100 Kubikmeter beziehungsweise 2,1 Millionen Liter Flusswasser gereinigt. Die Industriekläranlage in Erlabrück hatte dabei ein Leistungsvermögen von zirka 20 Kubikmetern pro Stunde. Derartige Kläranlagensysteme sind sonst nur im Industrie- und Kraftwerken üblich.
Dr. Jörg Zausig vom Geoteam Naila erläutert den Stand des Sanierungsprojektes: „Polyzyklische Aromatische Wasserstoffe (PAK) konnten in Fischproben bis etwa Kronach-Höfles nachgewiesen werden, auch noch in einer einzelnen Probe aus dem Bereich der Haßlachmündung. Die im Vergleich höchsten Gehalte enthielten die Fischproben aus dem Bereich des Messwehrs Erlabrück, unmittelbar unterhalb des Schadensherdes und Sanierungsbereiches. Die in der EG-Verordnung genannten und höher-toxischen PAK konnten nicht nachgewiesen werden. Neben Naphthalin in Konzentrationen bis 41 Mikrogramm je Kilogramm wurden Acenaphthen, Antracen, Fluoranthen und Fluoren nachgewiesen. In Proben aus Erlabrück wurde auch der in der toxikologischen Bewertung des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) vom Januar 2022 zugrunde gelegte Prüfwert für Phenantren überschritten.“
Fische aus der Rodach unterhalb von Zeyern könnten verzehrt werden
Insgesamt gesehen, so Dr. Zausig, lägen die Schadstoffnachweise um den Faktor 100 bis 1000 unter denen im Oktober 2021 aus der Rodach entnommenen Fischproben. Es sei davon auszugehen, dass die Rodach zumindest unterhalb von Zeyern für den Verzehr von Speisefisch freigegeben werden könne. Dies hänge natürlich auch von den Ergebnissen der Sedimentuntersuchungen aus der Rodach bis Zeyern ab. Auch hier gibt sich der Geoökologe sehr zuversichtlich: „In den Sedimentproben, die sich aktuell alle zur Analyse im Labor befinden, sind keine Schadstoffgehalte mit Sanierungsrelevanz nachgewiesen worden.“

Er nimmt auch Stellung zu den jüngsten Proben aus der Rodach: Im Februar waren in Wasserproben aus Marktrodach bereits die PAK so niedrig, dass das Wasser bezogen auf die Schadstoffsumme aller PAK inklusive der Methylnaphthaline den Summenprüfwert der Trinkwasserverordnung unterschritten hat.
In den während der laufenden Sanierung täglich aus der Rodach am nördlichen Ortsrand von Marktrodach entnommenen Wasserproben waren zu Beginn noch Summenwerte über alle PAK kleiner als 0,4 Mikrogramm pro Liter messbar. Gegen Ende der Sanierungsarbeiten in der zweiten Maiwoche lagen alle noch messbaren Konzentrationen im Bereich nahe der Nachweisgrenzen.
Wasseranalytik rechtfertigt Warnmeldung nicht mehr
Dr. Zausig erklärt abschließend: „Aus der Wasseranalytik kann schon lange keine Warnmeldung mehr aufrechterhalten werden. Begründung war bislang, dass eine Aktivierung während der Sanierungsarbeiten nicht ausgeschlossen werden konnte. Aber die Sanierung ist im betroffenen Abschnitt abgeschlossen. Die Sanierungszielwerte wurden lediglich bei drei Proben von 25 Beweissicherungsproben nach der Sanierung nur unwesentlich überschritten. Hieraus lassen sich weder für die Gewässerökologie, die Fische noch für den Menschen Risiken ableiten.“

Laut Frank Wich von IBW Kronach steht noch eine letzte Sedimentuntersuchung aus, es sei aber davon auszugehen, dass auch diese keine weitere Risiken für den Fluss und seine Bewohner ergeben wird. Somit steht zu erwarten, dass das Landratsamt Kronach in allernächster Zeit alle Beschränkungen für die Fischerei in der Rodach von Erlabrück bis zur Mündung in Marktzeuln aufheben wird.